World Eco­no­mic Forum: Umwelt­ri­si­ken bedro­hen Weltwirtschaft

Umweltrisiken: Extremwetter und Katastrophen werden künftig immer weiter zunehmen. © Pablo Sanchez / WWF

Mit gro­ßer Sor­ge beob­ach­ten wir die Aus­wir­kun­gen der fort­wäh­ren­den Umwelt­zer­stö­rung sowie den rapi­den Arten­ver­lust”, schreibt Bør­ge Bren­de. Soweit kei­ne Über­ra­schung, die­se Sor­ge haben wir vom WWF auch. Das Beson­de­re ist: Bör­ge Bren­de ist kein Umwelt­schüt­zer. Er ist der Prä­si­dent des Welt­wirt­schafts­fo­rums und das Vor­wort stammt aus dem Welt­ri­si­ko­be­richt 2020. 

Ein­mal im Jahr stellt das Welt­wirt­schafts­fo­rum (WEF) die größ­ten Risi­ken für die Welt­wirt­schaft zusam­men. Dazu befragt die Stif­tung füh­ren­de Wirtschaftsexpert:innen, wel­che Risi­ken sie für die Welt­wirt­schaft in nähe­rer Zukunft sehen. Sie wer­den auch zur Ein­schät­zung von Ein­tritts­wahr­schein­lich­keit und Fol­gen die­ser Risi­ken befragt. 

Umwelt­ri­si­ken bedro­hen die Weltwirtschaft

In der Ver­gan­gen­heit gal­ten meist geo­po­li­ti­sche Span­nun­gen oder sozia­le Ungleich­heit als größ­ten Risi­ken. Die Bedeu­tung der umwelt­be­zo­ge­nen Risi­ken nahm dabei über die letz­ten Jah­re ste­tig zu. Erst­mals in sei­ner Geschich­te macht der Bericht nun aber fünf Umwelt­the­men als die Risi­ken aus, deren Ein­tritt als am wahr­schein­lichs­ten ein­ge­schätzt wer­den. Es sind Schlag­wör­ter, die direkt aus unse­rem Living-Pla­net-Report stam­men könn­ten: Extre­mes Wet­ter, Umwelt­ka­ta­stro­phen, Arten­ster­ben, Zusam­men­bruch von Öko­sys­te­men, gro­ßen Natur­ka­ta­stro­phen sowie Ver­sa­gen bei der Ein­däm­mung von und Anpas­sung an die Erderhitzung.

Die fünf größ­ten Bedro­hun­gen für die Welt­wirt­schaft sind Umwelt­ri­si­ken. CC0 WEF / Glo­bal Risk Report 2020

Was Umweltschützer:innen seit vie­len Jah­ren befürch­ten, scheint nun auch in Krei­sen erhört zu wer­den, in denen es lan­ge vor allem um Wirt­schafts­wachs­tum ging. Das Welt­wirt­schafts­fo­rum warnt davor, wei­ter­hin die Umwelt­ri­si­ken durch Kli­ma­kri­se und Arten­ster­ben zu unter­schät­zen. Die letz­ten fünf Jah­re waren die hei­ßes­ten seit Beginn der Wet­ter­auf­zeich­nun­gen. Hur­ri­ca­nes, Dür­ren, Über­schwem­mun­gen tra­ten zuletzt in unbe­kann­ter Häu­fig­keit auf. Stei­gen­de Mee­res­spie­gel, tau­en­de Per­ma­f­rost­bö­den und Extrem­wet­ter wür­den die Sze­na­ri­en noch dra­ma­tisch beein­flus­sen und das Kli­ma sprich­wört­lich wei­ter anheizen. 

Kli­ma­kri­se und Arten­ster­ben: Ein Teufelskreis

Die Kli­ma­kri­se und Arten­ster­ben sind Zwil­lings­kri­sen. Bei­de hän­gen zusam­men und beschleu­ni­gen sich gegen­sei­tig: Die Erd­er­hit­zung ver­än­dert Öko­sys­te­me in dra­ma­ti­schem Tem­po. Vie­le Tie­re und Pflan­zen kön­nen sich nicht schnell genug anpas­sen. Die Feu­er­ka­ta­stro­phe in Aus­tra­li­en ist ein gutes Bei­spiel für die­se enge Ver­bin­dung von Kli­ma­kri­se und Arten­ster­ben. Die extre­me Tro­cken­heit, die auf die Kli­ma­kri­se zurück­zu­füh­ren ist, begüns­tigt die Brän­de. Die Feu­er wie­der­um set­zen gro­ße Men­ge an CO2 frei – die Erd­er­hit­zung wird wei­ter ange­kur­belt. Extrem­wet­ter und stei­gen­de Tem­pe­ra­tu­ren bedro­hen die Lebens­räu­me bedroh­ter Tier­ar­ten, wie den Koa­las im Bei­spiel Australien.

Die Mensch­heit hat ein Groß­teil der Arten­viel­falt ver­nich­tet. © Zurich Insu­rance Group

Das Arten­ster­ben zeigt sich aber auch direkt vor unse­rer Haus­tür, wo Acker­vö­gel ver­stum­men und Wild­bie­nen ver­schwin­den. Das Ster­ben ein­zel­ner Tier- und Pflan­zen­ar­ten, bringt auch grö­ße­re Öko­sys­te­me wie Regen­wäl­der und Aue­wie­sen in Gefahr. Laut Welt­ri­si­ko­be­richt wären die Fol­gen für die Wirt­schaft dar­aus dra­ma­tisch. Der Wert von Waren und Dienst­leis­tun­gen auf der Grund­la­ge gesun­der Öko­sys­te­men wird auf 33 Bil­lio­nen US-Dol­lar im Jahr geschätzt. Das ent­spricht der Wirt­schafts­kraft der USA und Chi­na zusammen.

Bio­di­ver­si­tät bil­det unse­re Lebens- und Wirtschaftsgrundlage

Die Natur ver­sorgt uns mit Trink­was­ser, sau­be­rer Luft, Nah­rung und mehr. Mit dem Ver­lust der bio­lo­gi­schen Viel­falt geht zwangs­läu­fig ein Nah­rungs­mit­tel­ver­lust ein­her, wie es schon jetzt in der Fische­rei spür­bar ist.  Eben­so dra­ma­tisch wäre der Ver­lust von sau­be­rem Trink­was­ser. Laut den Ver­ein­ten Natio­nen war Was­ser bereits im Jahr 2017 ein Grund für Kon­flik­te in 45 Län­dern. Der Welt­ri­si­ko­be­richt rückt die­se Fak­ten in wirt­schaft­li­chen Kon­text. Schä­den durch Umwelt­ein­flüs­se betru­gen im Jahr 2019 gan­ze 165 Mrd. US$. Das Fazit: wir als Men­schen und unse­re Wirt­schafts­struk­tur brau­chen intak­te Ökosysteme.

Der Arten­ver­lust hat unmit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die Men­schen. © Zurich Insu­rance Group

Nur eine sofor­ti­ge Koope­ra­ti­on von Poli­tik, Wirt­schaft und Gesell­schaft ver­spricht nach Ansicht des Welt­wirt­schafts­fo­rums Erfol­ge im Kampf gegen die der­zeit größ­ten Gefah­ren. Ziel der Koope­ra­ti­on soll­te ein umfas­sen­der Struk­tur­wan­del sein. Auch der WWF erkennt die Umwelt­ri­si­ken und for­dert eben­so wie das Welt­wirt­schafts­fo­rum Poli­tik, Unter­neh­men und Bevöl­ke­rung zum Han­deln auf. Laut dem Welt­ri­si­ko­be­richt ist der wirt­schaft­li­che Erfolg von Unter­neh­men durch die Kli­ma­kri­se und Arten­ster­ben gefähr­det, doch gleich­zei­tig ist der öko­lo­gi­sche Fuß­ab­druck von Unter­neh­men ist oft über­durch­schnitt­lich groß.

Stra­te­gie für Umwelt­ri­si­ken benötigt

Trotz­dem feh­len den meis­ten Unter­neh­men ange­mes­se­nen Stra­te­gien, um ihren Fuß­ab­druck zu ver­klei­nern. Der Welt­ri­si­ko­be­richt ist ein wei­te­rer Grund dies zu ändern: Unter­neh­men müs­sen sich unter ande­rem Kli­ma­zie­le set­zen, um die Natur und unse­re Lebens­grund­la­ge lang­fris­tig zu schüt­zen. Glaub­haf­ter, unter­neh­me­ri­scher Kli­ma­schutz bedeu­tet Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Kon­kret heißt das: Um Kli­ma­kri­se und Arten­ster­ben zu stop­pen, statt zu ver­schlim­mern, müs­sen Unter­neh­men ange­mes­se­ne, wis­sen­schafts­ba­sier­te Nach­hal­tig­keits­zie­le strin­gent in ihr Kern­ge­schäft eta­blie­ren und Trans­for­ma­ti­ons­plä­ne erar­bei­ten und öffent­lich zugäng­lich machen.

Welt­ri­si­ko­be­richt sen­det wich­ti­ges Signal:

Auch Unter­neh­men müs­sen sich gegen die Erd­er­hit­zung stark machen und im Ein­klang mit den Kli­ma-Zie­len aus dem Paris Abkom­men wirt­schaf­ten. Nicht nur für Natur und Tie­re, son­dern auch für die Siche­rung der Lebens­grund­la­gen von uns Men­schen und für eine zukunfts­fä­hi­ge Wirtschaft.

Am liebsten bin ich draußen in der Natur und genau die möchte ich mit meiner Arbeit schützen. Als Pressereferentin beim WWF Deutschland arbeite ich daran, dass unsere Botschaften bei möglichst vielen Menschen ankommen. In meiner Freizeit bin ich Schönwetter-Fahrradfahrerin, Leseratte und ziemlich gurkige Fußballerin.

Kommentare (2)

  • Die Transformation in ein suffizientes Wirtschaftssystem erfordert degrowth, also Wirtschaftsschrumpfung. Die Herstellung von unnötigen Produkten muß beendet und die restliche Produktion auf das Nötigste beschränkt werden. Postwachstumsökonomie ohne Wachstumszwang bitte. Keine stationäre, sondern eine stark gedrosselte Wirtschaft ohne Greenwashing oder Astroturfing. Green growth/ Green New Deal ist nur ein Kompromiß. Schluß mit Überfluß, Verschwendung, Luxus, Prasserei und Dekadenz. ---- Stattdessen Sparsamkeit, Mäßigung und Verzicht. An Wachstumsrücknahme kommen wir nicht vorbei.

  • Es wäre sinnvoll mal die Augenwischerei abzustellen und mit ein wenig Logik an die Sache zu gehen, das Verhalten des Menschen ist das größte Problem dieser Erde. Die ständige Begierde nach Forschung und Entwicklung fordert nun seinen Preis, unnötige Innovationen, Herstellungen von unnötigen Gütern, usw. beuten diesen Planeten einfach nur weiter aus. Anstatt mit dem zu Frieden zu sein was man hat? Aber das können wir nicht, dafür sind wir viel zu bequem, immer mehr und noch mehr. Der Einbau von Wärmepumpen wird das Klima nicht retten nur verschlimmern, denn auch dafür wird der Planet immer weiter ausgebeutet. Welch Idotie, der Mensch betrachtet sich selbst als hochentwickelt und richtet sich durch sein Verhalten immer mehr selbsthin. Wenn nicht mal in die entgegengesetzte Richtung gedacht wird sehe ich schwarz.

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