Bie­ne, Hams­ter & Co: Zehn Bei­spie­le für das Artensterben


Feldhamster beim schlafen
Die Lage des Feldhamsters ist nicht so süß. © Imago

Wäh­rend Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­ter Chris­ti­an Schmidt Jahr für Jahr auf der Grü­nen Woche in Ber­lin Hän­de schüt­telt, geht es Reb­huhn, Feld­hams­ter und Wild­bie­ne ste­tig schlech­ter. Tau­sen­de hei­mi­scher Tie­re und Pflan­zen kämp­fen gegen das Aussterben.

Über­düng­te, flä­chen­de­ckend mit Pes­ti­zi­den behan­del­te Fel­der ver­drän­gen arten­rei­che Wie­sen und Äcker. Mit ihnen ver­schwin­den Vögel, Schmet­ter­lin­ge und Wild­kräu­ter. Laut Bun­des­re­gie­rung ist EU-weit jeder zwei­te in der Agrar­land­schaft behei­ma­te­te Vogel seit 1980 ver­schwun­den. Das sind 300 Mil­lio­nen Tie­re. In Deutsch­land sank die Mas­se von Flug­in­sek­ten wie Hum­mel, Bie­ne oder Fal­ter in den letz­ten 30 Jah­ren um mehr als Drei­vier­tel. 30 Pro­zent aller Acker­wild­kräu­ter ste­hen auf der Roten Lis­te des Bun­des­am­tes für Naturschutz.

Zehn Bei­spie­le für das Arten­ster­ben auf unse­ren Fel­dern und Wiesen:

Artensterben Feldlerche
Immer sel­te­ner zu hören: die Feld­ler­che © iStock / Get­ty Images
  1. Feld­ler­che: In Deutsch­land sind seit 1990 mehr als eine Mil­li­on Feld­ler­chen ver­schwun­den. Beson­ders der ver­stärk­te Anbau von Win­ter­ge­trei­de macht dem Boden­brü­ter zu schaf­fen. Das Win­ter­ge­trei­de ist zur Zeit der Brut schon dicht und hoch gewach­sen, dort fin­det die Feld­ler­che für Nest und Nah­rungs­su­che kei­nen Platz. Weicht sie auf offe­ne­re Flä­chen aus, wer­den die Nes­ter leich­te Beu­te von Füch­sen oder Wieseln. 

    Artensterben: Feldhamster
    Fast ver­schwun­den: Der Feld­hams­ter © iStock / Get­ty Images
  2. Feld­hams­ter: Der Feld­hams­ter steht vor dem Aus­ster­ben. Er fin­det er kaum noch Feld­kör­ner und Samen für den Win­ter­vor­rat. In der inten­si­ven Bewirt­schaf­tung sind die Fel­der bereits abge­ern­tet. Wild­kräu­ter am Feld­rand sind durch den Ein­satz von Unkraut­ver­nich­tern rar. Auf den kah­len Flä­chen dro­hen zudem Fuchs und Bussard. 

    Artensterben Kornrade
    Sel­ten gewor­den: Korn­ra­de © iStock / Get­ty Images
  3. Korn­ra­de: Frü­her gelang­te der Samen mit jeder neu­en Aus­saat wie­der in den Boden. Heu­te sor­tie­ren moder­ne Metho­den zur Auf­be­rei­tung des Saat­guts ihn aus. Das Nel­ken­ge­wächs ist des­halb sehr sel­ten geworden. 

    Artensterben Sommer-Adonis-Röslein
    Sel­ten gewor­den: Som­mer Ado­nis Rös­lein © iStock / Get­ty Images
  4. Som­mer­ado­nis-Rös­lein: Das Som­mer­ado­nis-Rös­lein war auf vie­len Getrei­de­äckern weit ver­brei­tet. Der Ein­satz von Unkraut­ver­nich­tern und die inten­si­ve Bear­bei­tung der Äcker lässt die far­ben­präch­ti­ge Art stark zurückgehen. 

    Artensterben Braunkelchen
    Sel­ten Gewor­den: Braun­kel­chen © iStock / Get­ty Images
  5. Braun­kehl­chen: Die Zahl der Braun­kehl­chen hat seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung um zwei Drit­tel abge­nom­men. Dem Boden­brü­ter man­gelt es neben Wie­sen oder Rand­strei­fen mit boden­na­her Deckung auch an Stau­den, nied­ri­gen Büsche oder Zaun­pfäh­len für die Jagd auf Insek­ten. Wo das Braun­kehl­chen den­noch brü­tet, gelingt es ihm kaum noch Jun­gen auf­zu­zie­hen. Denn Wie­sen wer­den immer frü­her und immer häu­fi­ger gemäht. 

    Artensterben Wiesensalbei
    Sel­ten gewor­den: Wie­sen­sal­bei © iStock / Get­ty Images
  6. Wie­sen­sal­bei: Der Dün­ge­über­schuss macht nitrat­ar­me Böden sel­ten, wie sie der Wie­sen­sal­bei braucht. Zudem fällt er enge­ren Mäh­zy­klen zum Opfer. Feh­len Wie­sen­sal­bei und ande­re Kräu­ter, fin­den Insek­ten wie Wild­bie­nen weni­ger Nahrung. 

    Artensterben Rebhuhn
    Kein Aller­welts­vo­gel mehr, lei­der: Das Reb­huhn © iStock / Get­ty Images
  7. Reb­huhn: Das Reb­huhn war einst Aller­welts­vo­gel. Seit den 1990iger Jah­ren ist das Reb­huhn aber euro­pa­weit um über 90 Pro­zent zurück­ge­gan­gen. Es feh­len die Hecken, brei­te Rän­der oder Gehöl­ze. Zudem ver­sie­gen die Haupt­nah­rungs­quel­len des Rebhuhns. 

    Artensterben Bläuling
    Sel­ten gewor­den: Bläu­ling © iStock / Get­ty Images
  8. Hau­he­chel-Bläu­ling: Vie­le Bestän­de hei­mi­scher Schmet­ter­lings­ar­ten schrump­fen. Der Hau­he­chel-Bläu­ling ist ein Bei­spiel: Sein Lebens­raum sind klei­ne Bra­chen und blu­men­rei­che Wie­sen. Die gibt es aber immer weniger. 

    Artensterben Wildbiene
    Eine von hun­der­ten Arten: Wild­bie­ne © iStock / Get­ty Images
  9. Wild­bie­nen: Von den über 550 in Deutsch­land behei­ma­te­ten Wild­bie­nen­ar­ten sind laut Roter Lis­te des BfN mitt­ler­wei­le 31 vom Aus­ster­ben bedroht, 197 gefähr­det und 42 auf der Vor­warn­lis­te. Typi­sche Lebens­räu­me wie Sand­we­ge, alte Hecken, Tot­holz oder Stein­hau­fen sind in vie­len Regio­nen ver­schwun­den. Der Rück­gang an Blüh­pflan­zen führt zudem dazu, dass es Wild­bie­nen ins­be­son­de­re im Spät­som­mer an Nah­rung fehlt. Der Ein­satz von Neo­ni­ko­tin­o­iden setzt den Insek­ten zusätz­lich zu. 

    Artensterben Ortolan
    Sel­ten: Orto­lan © iStock / Get­ty Images
  10. Orto­lan: Der Orto­lan oder auch Gar­ten­am­mer brü­tet haupt­säch­lich in Feld­ge­höl­zen, an Wald­rän­dern und in den letz­ten Streu­obst­wie­sen. Da immer mehr Obst­bäu­me ver­schwin­den und Fel­der so zusam­men­ge­legt wur­den, dass Hecken und Feld­ge­höl­ze Man­gel­wa­re sind, fehlt ihm Raum für sei­ne Nester.

Was getan wer­den muss

Die Land­wirt­schafts­po­li­tik braucht einen Neu­start. Sonst droht ein noch dra­ma­ti­sche­res Arten­ster­ben auf Fel­dern und Wie­sen. Deutsch­land muss in Brüs­sel für das Ende der rein flä­chen­be­zo­ge­nen Direkt­zah­lun­gen stark machen. Finan­zi­el­le Unter­stüt­zung soll­te an ver­bind­li­che Zie­le beim Kli­ma­schutz, Bio­di­ver­si­tät und dem Schutz von Was­ser und Boden gebun­den sein. Land­wir­te, die nach­hal­tig pro­du­zie­ren gehö­ren ange­mes­sen honoriert.

Wir for­dern von jeder künf­ti­gen Bun­des­re­gie­rung, das sie den Ein­satz von Pes­ti­zi­den und Dün­gern redu­ziert, Bio­lo­gi­sche Viel­falt, Was­ser und Boden sys­te­ma­tisch schützt und die Zukunft der Land­wir­te wirt­schaft­lich sichert.

Das ist nicht gegen, son­dern für die Bau­ern: Denn Opfer der bestehen­den Agrar­struk­tu­ren ist nicht nur die Natur, son­dern sind auch die Bau­ern selbst: Deren Zahl der Fami­li­en­be­trie­be nimmt unge­bremst ab. Erneut ist die Anzahl der land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be gesun­ken. 1991 waren es noch mehr als dop­pelt so vie­le Betrie­be wie heute.

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3 Kommentare

  1. Gisela Löffler
    31. Januar 2018
    Antworten

    Wenn man doch nur mal nach­den­ken wür­de und 1+1 zusammenzählen…
    Arten­ster­ben — Glyphosat/Chemikalien auf den Äckern, eine plas­tik­ab­hän­gi­ge Mensch­heit, die zudem inzwi­schen auch ärz­te­hö­rig und medi­ka­men­ten­ver­seucht ist. Medi­ka­men­te, die in den letz­ten Jah­ren expo­nen­ti­el­le Preis­stei­ge­run­gen ver­zeich­nen las­sen, dazu die Nah­rungs­mit­tel­ma­fia mit den hor­ren­den Lebens­mit­tel­ver­schwen­dun­gen — das hat doch alles e i n e n Nen­ner!!! Die machen erst krank, dann abhän­gig — und “der Rubel rollt”! Schaut mal das Mär­chen von Rafik Shami vom Hun­de­zahn­arzt. Oder das “Mär­chen vom zehn­ten Bau­ern” — Märchen??

  2. Eko
    15. Oktober 2019
    Antworten

    Dan­ke für die­sen tol­len Bei­trag. Den­noch traurig!

  3. Hamsterfreund
    23. April 2020
    Antworten

    Und das alles nur wegen Pro­fit­gier… Wann wird der Mensch mer­ken, dass man Geld nicht essen kann 🙁

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