Kam­bo­dscha — Wald für die Menschen

Entwaldung in Kambodscha: Entwicklung fragt oft nicht nach der Natur © Arnulf Koehncke, WWF

Dass die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung über Natur- und Umwelt­schutz gestellt wird, ist einer der Haupt­grün­de für den Ver­lust von vie­len Tier- und Pflan­zen­ar­ten — nicht nur in Kam­bo­dscha.
Bei Kon­zep­ten für Ent­wick­lungs­pro­jek­te, ob Plan­ta­gen oder Minen, wird die betrof­fe­ne Natur sel­ten aus­rei­chend bedacht. Um nach­hal­ti­ge Kon­zep­te zu ent­wi­ckeln – damit auch die nächs­ten Gene­ra­tio­nen über aus­rei­chend natür­li­che Res­sour­cen und somit auch Ein­kom­men ver­fü­gen, müs­sen Umwelt­schutz und Ent­wick­lung zusam­men gedacht wer­den. Dafür brau­chen wir natür­lich Über­zeu­gungs­kraft, oft fehlt es den Ent­schei­dungs­trä­gern aber auch an den nöti­gen Informationen.

Eas­tern Plains Land­scape in Kam­bo­dscha (zum ver­grö­ßern Ankli­cken) © WWF

Pro­jekt­ar­beit in Kambodscha

Vor über einem Jahr star­te­te der WWF in Kam­bo­dscha ein Pro­jekt, das genau die­sen Ansatz ver­folgt. Wir erstel­len mit Hil­fe der König­li­chen Uni­ver­si­tät der Lan­des­haupt­stadt Phnom Penh Kar­ten von öko­lo­gisch beson­ders wert­vol­len Gebie­ten und iden­ti­fi­zie­ren geeig­ne­te Regio­nen für Ent­wick­lungs­pro­jek­te. Dabei wird die Regie­rung in die­se Arbeit mit ein­be­zo­gen. So kann die Regie­rung die nöti­ge wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung hof­fent­lich wirt­schaft­lich und öko­lo­gisch sinn­voll gestalten.

Gro­ße Tei­le der kam­bo­dscha­ni­schen Bevöl­ke­rung sind sehr arm, vor allem in länd­li­chen Regio­nen. Wäl­der besit­zen daher oft eine gro­ße Bedeu­tung für die­se Men­schen. Dort fin­den sie Din­ge wie Honig, Baum­har­ze oder Rat­tan, die einer­seits selbst genutzt, vor allem aber ver­kauft wer­den. Mit unse­rem Pro­jekt hel­fen wir loka­len Gemein­den, dass die von ihnen genutz­ten Wäl­der durch die Regie­rung zu Gemein­de­schutz­ge­bie­ten erklärt wer­den. Unse­re Erfah­run­gen zei­gen: Sind die Men­schen für ihre Wäl­der sel­ber ver­ant­wort­lich, stellt das die nach­hal­ti­ge Nut­zung der natür­li­chen Res­sour­cen sicher. Man soll­te nicht den Ast absä­gen, auf dem man sitzt. Die Men­schen, die unmit­tel­bar mit der Natur leben, wis­sen das meist bes­ser als gro­ße Unternehmen.

Dop­pel­horn­vo­gel in Kam­bo­dscha © Hard­burg Stol­le, WWF

Vor Ort in Kambodscha

Ein­mal im Jahr bin ich selbst vor Ort in Kam­bo­dscha und tref­fe alle Mit­ar­bei­ter unse­res Pro­jekts. Die Lan­des­haupt­stadt Phnom Penh beein­druckt mich dabei immer wie­der aufs Neue: der wuse­li­ge Ver­kehr, die Men­schen­men­gen und die tro­pi­sche Hit­ze. Das Pro­jekt wird von Sen Mono­rom aus gelei­tet. Die Pro­vinz­haupt­stadt ist etwa sechs Auto­stun­den von Phnom Penh ent­fernt und liegt auf einer Höhe von etwa 800 Metern. Dort ist alles deut­lich ruhi­ger und kühler.

Bei mei­ner letz­ten Rei­se haben wir mit knapp 100 Teil­neh­mern aus Gemein­den, Regie­rung, Fir­men und natür­lich den Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen des Pro­jekts dar­über gespro­chen, was wir bis­her erreicht haben. Auch dar­über, was wir uns für das nächs­te Jahr vor­neh­men wol­len. Für mich ist es immer beson­ders schön, die Pro­jekt­part­ner per­sön­lich zu sehen. So ein Tref­fen ist meist pro­duk­ti­ver als Tele­fo­na­te oder E‑Mails. Und auch nach die­sem Work­shop hat­te ich das Gefühl, dass wir als Pro­jekt­team zusam­men gewach­sen sind: Wir sind den Her­aus­for­de­run­gen gewachsen.

Grü­ner Bock­kä­fer © A. Koehn­cke, WWF

Weh­mut nach Natur

Viel zu kurz kommt auf sol­chen Rei­sen lei­der immer wie­der Zeit für die Natur des Lan­des. Wir dis­ku­tie­ren inten­siv über sie, aber nur in geschlos­se­nen Räu­men bei Work­shops. Direkt im Wald sind wir dabei selten.

Beim letz­ten Mal hat­ten wir noch Glück. Wäh­rend eines kur­zen Stopps im dich­ten Wald sahen wir von der Stra­ße aus Maka­ken und einen rie­si­gen Hornvogel.
Beim Work­shop selbst hat plötz­lich jemand einen gro­ßen, grün schil­lern­den Käfer gefun­den. Und im WWF-Büro kleb­te ein gro­ßer Gecko von außen an der Fens­ter­schei­be und ließ sei­ne selt­sa­me Stim­me hören.

Auf der Fahrt sahen wir aber auch die klaf­fen­den Schnei­sen, die ille­gal in staat­li­che Schutz­ge­bie­te gezo­gen wur­den. Es gibt wohl wenig Trau­ri­ge­res als eine Mani­ok-Plan­ta­ge, für die kost­ba­rer Tro­pen­wald ver­nich­tet wurde.

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Ich bin Ökologe und leite den Fachbereich Artenschutz beim WWF Deutschland. Seitdem ich vor einiger Zeit mal für knapp ein Jahr in Kambodscha gelebt und gearbeitet habe, bin ich von der Region Südost-Asien, seinen Menschen und seiner Natur fasziniert. Inzwischen arbeite ich allgemeiner an den Herausforderungen, bedrohte Arten zu schützen und dabei Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung besser miteinander vereinbar zu machen. Meine Hauptarbeitsthemen sind Wilderei und der Handel mit illegalen Wildartenprodukten, vor allem Elfenbein und Nashornhorn. Gleichzeitig arbeite ich zum Schutz solcher bedrohter und ikonischer Arten wie den großen Menschenaffen, dem Eisbär, dem Großen Panda oder dem Sumatra-Nashorn.--- Arnulf hat den WWF inzwischen verlassen ---
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