Jetzt beginnt in Genf die 18. Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES. Für mich ist es die entscheidende Artenschutzkonferenz überhaupt. Denn schließlich steht CITES für „The Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora”. Das bedeutet: CITES reguliert den Handel mit wilden Tieren und Pflanzen. Sie findet nur alle drei Jahre statt — und hier fallen die wesentlichen Entscheidungen für den Artenschutz. Natürlich begleiten wir diese Konferenz sehr eng. Natürlich werde ich in Genf sein.
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CITES kommt eine enorm wichtige Aufgabe zu, gerade heute. Der letzte Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES zeigt uns wieder, dass zu viel Jagd, zu viel Sammlung, Überfischung und Wilderei eine der größten Bedrohungen für Artenvielfalt ist. Wenn solche Übernutzung für den internationalen Handel stattfindet, ist es für einzelne Staaten schwer, diese zu verhindern. Dafür müssen Staaten zusammenarbeiten.
Was verhandelt CITES beim Artenschutz?
Die aktuelle Konferenz ist größte CITES-Treffen aller Zeiten. Alle 183 Unterzeichner-Länder nehmen teil. Eine Rekordzahl von über 160 Tagesordnungspunkten und Dokumenten stehen zu Debatte. Davon sind alleine 56 Anträge zu Arten auf den CITES-Anhängen — also zu jenen Arten, deren Handel im Rahmen von CITES reguliert wird. Auf Anhang I stehen etwa 1000 Arten, die so stark bedroht sind, dass kommerzieller internationaler Handel aus der Natur verboten ist. Auf Anhang II sind über 33.000 Arten aufgeführt. Sie könnten gefährdet werden, wenn ihr Handel nicht reguliert ist. Sie dürfen nur kommerziell gehandelt werden, wenn dieser Handel legal und nachhaltig ist. Dazu kommt noch Anhang III mit weniger als 1000 Arten. Für diese gelten Gefahren und Handelsregeln wie für Anhang II, aber nur in einzelnen Ländern ihres Verbreitungsgebiets.
Es ist unmöglich, hier alle aufzuzählen, um die es geht und die mir am Herzen liegen. Das reicht von Giraffen, Löwen, Geparden, Jaguaren und Saiga-Antilopen (der Alf der Steppe) bis zu obskuren (aber großartigen) Arten wie der Spinnenschwanz-Hornviper, die mit ihrem spinnenförmigen Schwanz wackelt und so Vögel anlockt. Oder auch zum Beispiel um eine Gruppe von Seegurken, die durch Handel immer stärker bedroht wird. Auch um Edelhölzer wird es gehen. Um Meeresschildkröten. Und um viele, viele mehr.
CITES kann Sanktionen verhängen
Wir sagen gerne, dass CITES eine Konvention mit Zähnen ist. Wenn Staaten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, kann der ständige Ausschuss von CITES Handels-Sanktionen verhängen. Das bedeutet, dass diese dann mit keinen anderen CITES-Mitgliedsstaaten Tier- und Pflanzenarten handeln können, die von CITES-Regularien betroffen sind. Für Staaten, die zum Beispiel viele CITES-gelistete Orchideen oder Hölzer exportieren, kann dies schwer wiegende Folgen haben.
CITES Fokus auf Vietnam
Einer unserer Schwerpunkte wird auf der Rolle Vietnams im Artenhandel liegen. Inzwischen ist Vietnam der größte Abnahmemarkt für Elfenbeinprodukte und für Nashornhorn. Das Land macht uns auch massive Sorgen beim Handel mit Tigerteilen, Edelhölzern und Schuppentieren. Wir wollen erreichen, dass Vietnam sich endlich diesem Problem annimmt. Sonst trägt Vietnam das Risiko mit CITES-Sanktionen belegt zu werden.
Das Artenschutz-Problem Tigerhandel
Beim Tigerhandel geht das Problem für den Artenschutz allerdings über Vietnam hinaus. Denn auch in den Nachbarländer Thailand, Laos und China gibt es Tigerfarmen. Selbst wenn der Handel mit Tigerteilen beispielsweise in China aktuell verboten ist, stellen die Tigerfarmen eine große Gefahr dar.
Das hat drei Gründe:
- Tigerfarmen erhöhen den politischen Druck, Tigerhandel in Zukunft vielleicht doch zu erlauben
- Tigerteile aus Tigerfarmen rutschen schon heute in den illegalen Handel mit Tigerteilen und erschweren das Vorgehen der Behörden
- Tigerfarmen erhöhen die Nachfrage nach Tigerprodukten und so die Wilderei auf in der Natur lebende Tiger
Für die verbleibenden 3900 wilden Tiger sind das schwere Gefahren. Schon 2007 haben sich alle CITES-Partein geeinigt, dass Tiger nicht zum Handel mit Tigerteilen gezüchtet werden sollen. Trotzdem haben wir heute mehr Tiger in mehr Tigerfarmen in mehr Ländern. Leider werden auch mehr Tigerteile gehandelt. Die Regierungen müssen endlich ihrer Selbstverpflichtung zu Tigern nachkommen! Wer nichts tut muss Konsequenzen tragen!
Schwerpunkt Elefanten und Elfenbein
Ich werde mich bei dieser Konferenz auf Elfenbein und Elefanten konzentrieren. Gerade hier ist die Lage besonders komplex. Insgesamt wollen wir erreichen, dass bei CITES das Hauptaugenmerk auf den Ländern liegt, in denen viel illegales Elfenbein gehandelt wird. Darunter sind Vietnam, Togo, Nigeria, Simbabwe, Laos, Malaysia und die VAE. Der illegale Handel ist und bleibt der Hauptgrund für die Wildereikrise und den Rückgang der Elefanten – hier müssen wir also vor allem aktiv sein.
Wir sprechen uns gegen jegliche Änderung des Afrikanischen Elefanten auf den CITES-Anhängen aus. Und wir sind für eine an die jeweiligen Länder angepasste Einschränkung der Elfenbeinmärkte, um die Nachfrage nach Elfenbein weiter zu reduzieren.
Das klingt komplex und das ist auch komplex. Ich werde mich jetzt hier in die Arbeit stürzen. Und mich nochmal aus Genf melden. Um hoffentlich Erfolge melden zu können.