CITES 2019: Welt­kon­fe­renz für den Artenschutz

Lockt mit dem Spinnenschwanz Vögel an: Spinnenschwanzhornviper © reptiles4all / iStock / Getty Images Plus

Jetzt beginnt in Genf die 18. Kon­fe­renz des Washing­to­ner Arten­schutz­ab­kom­mens CITES. Für mich ist es die ent­schei­den­de Arten­schutz­kon­fe­renz über­haupt. Denn schließ­lich steht CITES für „The Con­ven­ti­on on Inter­na­tio­nal Trade in End­an­ge­red Spe­ci­es of Wild Fau­na and Flo­ra”. Das bedeu­tet: CITES regu­liert den Han­del mit wil­den Tie­ren und Pflan­zen. Sie fin­det nur alle drei Jah­re statt — und hier fal­len die wesent­li­chen Ent­schei­dun­gen für den Arten­schutz. Natür­lich beglei­ten wir die­se Kon­fe­renz sehr eng. Natür­lich wer­de ich in Genf sein.

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CITES kommt eine enorm wich­ti­ge Auf­ga­be zu, gera­de heu­te. Der letz­te Bericht des Welt­bio­di­ver­si­täts­ra­tes IPBES zeigt uns wie­der, dass zu viel Jagd, zu viel Samm­lung, Über­fi­schung und Wil­de­rei eine der größ­ten Bedro­hun­gen für Arten­viel­falt ist. Wenn sol­che Über­nut­zung für den inter­na­tio­na­len Han­del statt­fin­det, ist es für ein­zel­ne Staa­ten schwer, die­se zu ver­hin­dern. Dafür müs­sen Staa­ten zusammenarbeiten.

Was ver­han­delt CITES beim Artenschutz?

Die aktu­el­le Kon­fe­renz ist größ­te CITES-Tref­fen aller Zei­ten. Alle 183 Unter­zeich­ner-Län­der neh­men teil. Eine Rekord­zahl von über 160 Tages­ord­nungs­punk­ten und Doku­men­ten ste­hen zu Debat­te. Davon sind allei­ne 56 Anträ­ge zu Arten auf den CITES-Anhän­gen — also zu jenen Arten, deren Han­del im Rah­men von CITES regu­liert wird. Auf Anhang I ste­hen etwa 1000 Arten, die so stark bedroht sind, dass kom­mer­zi­el­ler inter­na­tio­na­ler Han­del aus der Natur ver­bo­ten ist. Auf Anhang II sind über 33.000 Arten auf­ge­führt. Sie könn­ten gefähr­det wer­den, wenn ihr Han­del nicht regu­liert ist. Sie dür­fen nur kom­mer­zi­ell gehan­delt wer­den, wenn die­ser Han­del legal und nach­hal­tig ist. Dazu kommt noch Anhang III mit weni­ger als 1000 Arten. Für die­se gel­ten Gefah­ren und Han­dels­re­geln wie für Anhang II, aber nur in ein­zel­nen Län­dern ihres Verbreitungsgebiets.

Wer darf mit Giraf­fen han­deln? © naturepl.com / Andy Rou­se / WWF

Es ist unmög­lich, hier alle auf­zu­zäh­len, um die es geht und die mir am Her­zen lie­gen. Das reicht von Giraf­fen, Löwen, Gepar­den, Jagua­ren und Sai­ga-Anti­lo­pen (der Alf der Step­pe) bis zu obsku­ren (aber groß­ar­ti­gen) Arten wie der Spin­nen­schwanz-Horn­vi­per, die mit ihrem spin­nen­för­mi­gen Schwanz wackelt und so Vögel anlockt. Oder auch zum Bei­spiel um eine Grup­pe von See­gur­ken, die durch Han­del immer stär­ker bedroht wird. Auch um Edel­höl­zer wird es gehen. Um Mee­res­schild­krö­ten. Und um vie­le, vie­le mehr.

CITES kann Sank­tio­nen verhängen

Wir sagen ger­ne, dass CITES eine Kon­ven­ti­on mit Zäh­nen ist. Wenn Staa­ten ihren Ver­pflich­tun­gen nicht nach­kom­men, kann der stän­di­ge Aus­schuss von CITES Han­dels-Sank­tio­nen ver­hän­gen. Das bedeu­tet, dass die­se dann mit kei­nen ande­ren CITES-Mit­glieds­staa­ten Tier- und Pflan­zen­ar­ten han­deln kön­nen, die von CITES-Regu­la­ri­en betrof­fen sind. Für Staa­ten, die zum Bei­spiel vie­le CITES-gelis­te­te Orchi­deen oder Höl­zer expor­tie­ren, kann dies schwer wie­gen­de Fol­gen haben.

CITES Fokus auf Vietnam

Einer unse­rer Schwer­punk­te wird auf der Rol­le Viet­nams im Arten­han­del lie­gen. Inzwi­schen ist Viet­nam der größ­te Abnah­me­markt für Elfen­bein­pro­duk­te und für Nas­horn­horn. Das Land macht uns auch mas­si­ve Sor­gen beim Han­del mit Tiger­tei­len, Edel­höl­zern und Schup­pen­tie­ren. Wir wol­len errei­chen, dass Viet­nam sich end­lich die­sem Pro­blem annimmt. Sonst trägt Viet­nam das Risi­ko mit CITES-Sank­tio­nen belegt zu werden.

Das Arten­schutz-Pro­blem Tigerhandel

Beim Tiger­han­del geht das Pro­blem für den Arten­schutz aller­dings über Viet­nam hin­aus. Denn auch in den Nach­bar­län­der Thai­land, Laos und Chi­na gibt es Tigerfar­men. Selbst wenn der Han­del mit Tiger­tei­len bei­spiels­wei­se in Chi­na aktu­ell ver­bo­ten ist, stel­len die Tigerfar­men eine gro­ße Gefahr dar.

Das hat drei Gründe:

  1. Tigerfar­men erhö­hen den poli­ti­schen Druck, Tiger­han­del in Zukunft viel­leicht doch zu erlauben
  2. Tiger­tei­le aus Tigerfar­men rut­schen schon heu­te in den ille­ga­len Han­del mit Tiger­tei­len und erschwe­ren das Vor­ge­hen der Behörden
  3. Tigerfar­men erhö­hen die Nach­fra­ge nach Tiger­pro­duk­ten und so die Wil­de­rei auf in der Natur leben­de Tiger

Für die ver­blei­ben­den 3900 wil­den Tiger sind das schwe­re Gefah­ren. Schon 2007 haben sich alle CITES-Par­tein geei­nigt, dass Tiger nicht zum Han­del mit Tiger­tei­len gezüch­tet wer­den sol­len. Trotz­dem haben wir heu­te mehr Tiger in mehr Tigerfar­men in mehr Län­dern. Lei­der wer­den auch mehr Tiger­tei­le gehan­delt. Die Regie­run­gen müs­sen end­lich ihrer Selbst­ver­pflich­tung zu Tigern nach­kom­men! Wer nichts tut muss Kon­se­quen­zen tragen!

Schwer­punkt Ele­fan­ten und Elfenbein

Ich wer­de mich bei die­ser Kon­fe­renz auf Elfen­bein und Ele­fan­ten kon­zen­trie­ren. Gera­de hier ist die Lage beson­ders kom­plex. Ins­ge­samt wol­len wir errei­chen, dass bei CITES das Haupt­au­gen­merk auf den Län­dern liegt, in denen viel ille­ga­les Elfen­bein gehan­delt wird. Dar­un­ter sind Viet­nam, Togo, Nige­ria, Sim­bab­we, Laos, Malay­sia und die VAE. Der ille­ga­le Han­del ist und bleibt der Haupt­grund für die Wil­de­reik­ri­se und den Rück­gang der Ele­fan­ten – hier müs­sen wir also vor allem aktiv sein.

Wir spre­chen uns gegen jeg­li­che Ände­rung des Afri­ka­ni­schen Ele­fan­ten auf den CITES-Anhän­gen aus. Und wir sind für eine an die jewei­li­gen Län­der ange­pass­te Ein­schrän­kung der Elfen­bein­märk­te, um die Nach­fra­ge nach Elfen­bein wei­ter zu reduzieren.

Das klingt kom­plex und das ist auch kom­plex. Ich wer­de mich jetzt hier in die Arbeit stür­zen. Und mich noch­mal aus Genf mel­den. Um hof­fent­lich Erfol­ge mel­den zu können.

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Ich bin Ökologe und leite den Fachbereich Artenschutz beim WWF Deutschland. Seitdem ich vor einiger Zeit mal für knapp ein Jahr in Kambodscha gelebt und gearbeitet habe, bin ich von der Region Südost-Asien, seinen Menschen und seiner Natur fasziniert. Inzwischen arbeite ich allgemeiner an den Herausforderungen, bedrohte Arten zu schützen und dabei Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung besser miteinander vereinbar zu machen. Meine Hauptarbeitsthemen sind Wilderei und der Handel mit illegalen Wildartenprodukten, vor allem Elfenbein und Nashornhorn. Gleichzeitig arbeite ich zum Schutz solcher bedrohter und ikonischer Arten wie den großen Menschenaffen, dem Eisbär, dem Großen Panda oder dem Sumatra-Nashorn.--- Arnulf hat den WWF inzwischen verlassen ---
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