End­lich! Wir besen­dern einen Schneeleoparden

Gut getarnt: Schneeleopard nach der Besenderung in den mongolischen Bergen. © Thorsten Milse, WWF

Es ist der sechs­te Tag unse­rer Expe­di­ti­on auf den Spu­ren des Schnee­leo­par­den in der Mon­go­lei:
Gera­de sind wir auf­ge­bro­chen zu einem WWF Hir­ten­ran­ger-Pro­jekt, da bekommt Chi­med vom WWF Mon­go­lei einen Anruf. Der Fah­rer ver­steht sofort, um was es geht, steigt in die Eisen und wen­det, dass die Stei­ne sprit­zen. „Wir haben einen Schnee­leo­par­den gefan­gen“, jubelt Chim­de. Eine Fal­le, oben in den Ber­gen. Jetzt muss es schnell gehen. Zurück zum Camp, Gewehr, Betäu­bungs­mit­tel, Hals­band, alles Not­wen­di­ge mit­neh­men, mit dem Jeep zur Falle.

Jetzt bloß nichts falsch machen

Zum Glück kam Foto­graf Thors­ten recht­zei­tig zurück, auch er wird ein­ge­la­den. Die Stim­mung ist eupho­risch und ange­spannt. Jetzt bloß nichts falsch machen. Das Tier darf nicht in Panik gera­ten. Sich los­rei­ßen, ver­let­zen. Die Betäu­bungs­mit­tel müs­sen rich­tig dosiert wer­den. Wir lau­fen noch zwei Kilo­me­ter durch eine enge Schlucht aus schwar­zen Fel­sen, schwer pum­pend. Wir haben uns noch nicht an die eisig dün­ne Luft gewöhnt.

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Chim­de gibt ein Zei­chen. Von hier aus nur noch vier Mann wei­ter. Der Tier­arzt, Chim­de, Munkh­nast – der Hel­fer, der die Regi­on sehr gut kennt — und Foto­graf Thors­ten. Wir blei­ben und schwei­gen. Stille.

Je schnel­ler wir den Leo­par­den wie­der wecken kön­nen, umso bes­ser. © Oli­ver Sam­son, WWF

Maß­ar­beit

Was wir nicht sehen ist, wie sich der Vete­ri­när des WWF Mon­go­lei an den gefan­ge­nen Leo­par­den her­an­pirscht und ihn mit dem Betäu­bungs­ge­wehr aus etwa 20 Metern Ent­fer­nung nar­ko­ti­siert. Nach 15 Minu­ten dür­fen auch wir näher her­an. Es ist ein Männ­chen, knapp 40 Kilo­gramm, vier Jah­re alt und gesund, wie es scheint – ein präch­ti­ges Kerl­chen. Jetzt heißt es zügig arbei­ten: Medi­ka­men­te geben, Herz­tö­ne mes­sen, Satel­li­ten­hals­band (einer deut­schen Fir­ma) sicher anle­gen, Daten erfas­sen, foto­gra­fie­ren. Je schnel­ler wir den Leo­par­den wie­der wecken kön­nen, des­to bes­ser. Nach einer hal­ben Stun­de ist alles erle­digt, wir zie­hen uns zurück. In den nächs­ten Minu­ten wird der Leo­pard wie­der in die Fels­land­schaft des Jar­ga­lant ein­tau­chen. Das Hals­band wird nach zwei Jah­ren auto­ma­tisch abfal­len, wenn die Bat­te­rien leer sind. Wäh­rend die­ser Zeit wird es uns unschätz­bar wert­vol­le Infor­ma­tio­nen liefern.

Ein präch­ti­ges Kerl­chen. © Oli­ver Sam­son, WWF

Glück­lich

Ruhig machen wir uns auf den Weg zurück ins Camp. Jeder lächelt. Die Här­ten der letz­ten Wochen, sie waren nicht umsonst. Die Expe­di­ti­on war ein Erfolg. Und auch für den pro­fes­sio­nel­len Bio­lo­gen bleibt es ein ganz beson­de­res Erleb­nis, die­sem ein­drucks­vol­len Tier so nahe gekom­men zu sein. Dem Geist der Ber­ge. So rät­sel­haft, ele­gant, so majes­tä­tisch – und irgend­wie auch ein­fach süß.

Auf­wa­chen mit Hals­band: Gleich wird er wie­der in die Land­schaft des Jar­ga­lant ein­tau­chen. © Oli­ver Sam­son / WWF

Vom Him­mel bis zur Freundschaft

Es ist der vier­te Leo­pard, der hier vom WWF Mon­go­lei jemals besen­dert wur­de. Es gab aller­dings auch schon etli­che Expe­di­tio­nen, die an der Auf­ga­be geschei­tert sind. Jeder der Leo­par­den bekam einen Namen. Die ers­te Leo­par­din mit Sen­de­hals­band heißt Tin­ger, mon­go­lisch für Himmel.

Auch unser Leo­pard hat schon sei­nen Namen: Nai­ram­dal. Freund­schaft. Sehr angenehm.

Journalist und jetzt Redakteur beim Panda - weil unverändert überzeugt, dass wir Menschen es besser hinkriegen können. Noch immer optimistisch mit guten Vorsätzen.

Kommentare (4)

  • Diese Stahldrahtfalle die man auf dem Bild deutlich erkennen kann, in der das arme Tier gefangen wurde hat ihm sicherlich furchtbare Schmerzen zugefügt und die Pfote schwer verletzt. Also war das Tier nicht "Gesund" und hätte tierärztlich viel intensiver versorgt werden müssen, nicht nur besendert. Auf dem unteren Bild kann man die blutende Pfote genau sehen. Warum haben ihm die sogenannten Biologen das angetan? Seilzugfallen, Tretfallen und Schlagfallen sind einfach nur grausam! Wieso verletzen sie Tiere um sie zu besendern? Ich dachte sie wollen sie beschützen? Warum wurde der Leopard nicht in einer Lebendfalle gefangen und dann betäubt und mit einem Sender markiert?
    Ich bitte um Antwort, weil ich sonst die Arbeit des WWF anzweifeln muss, da das bewusste Zufügen von Angst und Schmerzen nichts mit Tierschutz zu tun hat.

  • Ein Satellitenhalzband um den Schneeleoparden zu legen ist für mich grausam gegen einem feien Tier.
    Ein Schneeleopard lebt in der Mongolei helfen wir den Menschen so helfen wir den Tieren.

    • Hallo, den Menschen helfen, um damit den Tieren zu helfen: genau das tun wir in der Mongolei, wie ich es zB auch in meinem letzten Blogbeitrag beschrieben habe. Wir müssen aber möglichst viel über das Tier wissen, um das Zusammenleben von Mensch und Tier möglichst konfliktarm gestalten zu können. Wenn wir nun etwa wissen, dass sich Schneeleoparden im Winter bevorzugt im Tal XY des Jargalant aufhalten, können wir mit den Hirten und den Naturschutzbehörden daran arbeiten, dass an diesem Ort möglichst nicht geweidet wird.
      Die gesammelten Daten zeigen keine Behinderung der besenderten Schneeleoparden durch das Halsband.
      Lieben Gruß!

  • Dear Renate, thank you very much for your concerns about snow leopards in Mongolia! I work for WWF-Mongolia and wanted to respond to your concerns. The snares we place to catch snow leopards are the safest and injure the animal to minimum level. A vetenarian is helping the injured paw to recover quickly. The satelite data provides evidence that no snow leopard had harmful impact due to being caught by safe snares. From the other hand, collaring the snow leopards help scientists to gather vital data on animal's movements to use them in better decision making in conservation of these charismatic animals. For example, the data given by satellite collar gives us analysis on distribution range and we decide to take these places under protection. I also would like to note that snow leopards are very elusive big cats and doing research is extremely difficult. Fortunately, modern technology helps us to better protect these animals. Thank you!

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