Tiger: Ret­tung auf Russisch

Pavlik und Elena im Rehabilitationscenter © Rehab Center Tigr

26.06.2023 Update: WWF Russ­land ver­lässt inter­na­tio­na­les WWF-Netzwerk

Die rus­si­sche Gene­ral­staats­an­walt­schaft hat am 21. Juni 2023 die Akti­vi­tä­ten des World Wide Fund for Natu­re (WWF) in Russ­land für „uner­wünscht“ erklärt. Die­se Ent­schei­dung folgt auf eine bereits im März bekannt gege­be­nen Ver­laut­ba­rung, in wel­cher der WWF als «aus­län­di­scher Agent» ein­ge­stuft wurde.

Der WWF Deutsch­land und das gesam­te, welt­wei­te WWF-Netz­werk sind erschüt­tert dar­über, dass unse­re gemein­sa­me Natur­schutz­ar­beit als „auf dem Ter­ri­to­ri­um der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on uner­wünscht“ ein­ge­stuft wird. Infol­ge­des­sen und mit sofor­ti­ger Wir­kung hat der WWF Russ­land die schwie­ri­ge Ent­schei­dung getrof­fen, nicht län­ger Teil des WWF-Netz­werks zu sein.

Die­se Geschich­te beginnt mit einer Tige­rin und den Hun­den. Anfang 2018 hat­te es sich eine Tige­rin ange­wöhnt, Hun­de aus dem Dorf Alek­s­ei-Nikol­sko­je in der Pri­mor­je Pro­vinz zu erbeu­ten. Ihr Ver­hal­ten war völ­lig unty­pisch für Amur-Tiger. Sie hat­te weder Angst vor Fahr­zeu­gen, noch vor Taschen­lam­pen, noch vor den Schrei­en der Leu­te. Am 2. Febru­ar 2018 gelang es, die jun­ge Tige­rin zu fan­gen und ins Reha­zen­trum zu brin­gen. Es war ihre Ret­tung vor der Kugel. Ansons­ten hät­te sie wohl erschos­sen wer­den müs­sen. Ihre bei­den Jun­gen wur­den wenig spä­ter gefan­gen – und bei ihrer Mut­ter untergebracht.

Die auf­wän­di­ge Ret­tungs­ak­ti­on wur­de von den Spe­zia­lis­ten der Pri­morsky Wild­life Manage­ment Abtei­lung, dem WWF Russ­land und dem Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum „Tigr“ mit Unter­stüt­zung der loka­len Dorf­be­woh­ner durch­ge­führt. Die Ret­ter nann­ten die bei­den klei­nen Tiger Pav­lik and Elena. 

Tiger am Amur: Pro­blem Mensch-Tier Konflikte

Die Hei­mat die­ser Tiger ist die Amur-Regi­on. Auf mehr als der fünf­fa­chen Flä­che Deutsch­lands tref­fen hier im fer­nen Osten Russ­lands Tie­re und Pflan­zen der sub­ark­ti­schen Tai­ga auf sol­che der tem­pe­rier­ten Kli­ma­zo­ne. Hier ste­hen rie­si­ge Laub­misch­wäl­der mit bis zu 400 ver­schie­de­nen Baum­ar­ten – und einer spek­ta­ku­lä­ren Tier­welt, für die Tiger und Amur-Leo­par­den exem­pla­risch ste­hen. Wir arbei­ten dar­an, den Groß­teil der Amur-Wäl­der mit ihrer Arten­viel­falt dau­er­haft zu sichern. Und die bedroh­ten Popu­la­tio­nen des Amur-Tigers und des Amur-Leo­par­den wie­der wach­sen zu lassen.

Was jun­ge Tiger kön­nen müs­sen: Pav­lik und Ele­na auf einem Kame­ra­fal­len­bild © Rehab Cen­ter Tigr

Es ist ein ent­schei­den­der Teil unse­rer Tiger-Arbeit, die poten­zi­el­len Kon­flik­te zwi­schen Men­schen und Tie­ren zu ent­schär­fen. Über­all auf der Welt, auch hier am Amur. Wenn die Men­schen die Tiger vor allem als Gefahr, sogar als ihre Fein­de anse­hen, wird es mit­tel- und lang­fris­tig kei­ne Zukunft für die Tiger geben. Des­we­gen ver­su­chen wir Tiger, die sich wie­der­holt nahe bei Men­schen zei­gen, ein­zu­fan­gen und sie dann weit, weit ent­fernt von jeder Sied­lung wie­der freizulassen.

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Pav­lik und Ele­na muss­ten zunächst in einen phy­sio­lo­gisch nor­ma­len Zustand auf­ge­päp­pelt wer­den, da sie sehr erschöpft waren. Dann folg­te die lan­ge und har­te Arbeit im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum. Sie beka­men pri­mä­re Jagd­fä­hig­kei­ten und ange­mes­se­ne Reak­ti­on auf ver­schie­de­ne Stö­run­gen bei­gebracht – ohne sie zu sehr an Men­schen zu gewöh­nen. Es wäre für alle Betei­lig­ten das Bes­te, wenn sie nie wie­der in der Nähe eines Men­schen gese­hen würden.

Die Tiger Mut­ter kann nicht aus­ge­wil­dert werden

Die Wel­pen haben den größ­ten Teil der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pha­se selbst­stän­dig absol­viert. Denn die Tigerfa­mi­lie kann nicht zusam­men blei­ben. Mit gro­ßem Bedau­ern haben die Kol­le­gen im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum die Mut­ter als unge­eig­net für die Wie­der­aus­wil­de­rung ange­se­hen. Sie jag­te nach Ein­schät­zung der Exper­ten ein­fach zu schlecht. Die Gefahr war zu hoch, dass sie ent­we­der ver­hun­gern oder wie­der die Nähe von Men­schen suchen wür­de. Die Tige­rin wur­de in den Zoo nach Kras­no­jarsk gebracht.

Bereit für ein unab­hän­gi­ges Leben

Mit­te Mai, nach über einem Jahr im Tig­erzen­trum, begann für die klei­nen, inzwi­schen gro­ßen Tiger Pav­lik und Ele­na ihre Rei­se in die Amurs­ka­ja-Pro­vinz, um in die Wild­nis ent­las­sen zu wer­den. Wo genau, das bleibt geheim. Immer noch wer­den Tiger gewil­dert und gehan­delt. Auch am Amur.

Mei­ne Kol­le­gen und ich wün­schen uns sehr, dass die bei­den nie­mals mehr Men­schen in die „Pfo­ten“ kom­men. Lasst sie vie­le fet­te Wild­schwei­ne und Hir­sche aus­beu­ten. Lasst sie nie einem Wil­de­rer begeg­nen. Oder einem wild­ge­wor­de­nen Jäger, der bereit ist, alles, was sich im Wald bewegt, zu erschießen.

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Journalist und jetzt Redakteur beim Panda - weil unverändert überzeugt, dass wir Menschen es besser hinkriegen können. Noch immer optimistisch mit guten Vorsätzen.

Kommentare (1)

  • Der Text veranschaulicht die
    Weite des Gebietes und die Probleme sehr realistisch.
    Vielleicht könnte man dies
    ergänzen um die Pflanzenwelt
    Und Tierwelt die nicht zum beuteschema des Tigers gehören.

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