Mehr Wöl­fe muss nicht mehr Schä­den bedeuten

Der Wolf findet viel zu oft leichte Beute © IMAGO / Harald Deubert

Die neu­es­ten Zah­len zei­gen es: Wöl­fe neh­men hier­zu­lan­de wei­ter zu. Das ist erfreu­lich. Die Wolfs­ris­se neh­men aber auch zu. Und das ist Groß­teils unnötig.

Mich als Natur­schüt­zer freut es natür­lich, dass der Wolf sei­nen ange­stamm­ten Lebens­raum wie­der ein­nimmt. Nach den neu­es­ten Zah­len sind in Deutsch­land jetzt 157 Wolfs­ru­del bestä­tigt. Mehr Wöl­fe las­sen man­che aber auch gleich mehr wolfs­ver­ur­sach­te Schä­den befürch­ten. Mehr Wöl­fe bedeu­ten aber nicht auto­ma­tisch mehr geris­se­ne Scha­fe, Zie­gen oder ande­re Nutz­tie­re. Wir müs­sen nur end­lich ler­nen, wie wir mit der Exis­tenz der Wöl­fe umzu­ge­hen haben.

Schä­den dort, wo die Wöl­fe neu sind

Die Zah­len sind ein­deu­tig: Die meis­ten Über­grif­fe auf Nutz­tie­re gibt es dort, wo Wöl­fe gera­de erst neu ankom­men. Dort, wo sich die Schaf- und Zie­gen­hal­ter eben noch nicht auf die Raub­tie­re ein­ge­stellt haben und wo vie­le Wei­de­tie­re nicht geschützt sind. Dort wo kon­se­quent gut gebau­te und aus­rei­chend elek­tri­fi­zier­te Zäu­ne zum Ein­satz kom­men – manch­mal in Kom­bi­na­ti­on mit geeig­ne­ten Her­den­schutz­hun­den – gehen die Schä­den zurück.

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Im Jahr 2020 wur­den laut Doku­men­ta­ti­ons- und Bera­tungs­stel­le des Bun­des 942 Wolfs­über­grif­fe mit 3959 getö­te­ten, ver­letz­ten oder ver­miss­ten Nutz­tie­ren gemel­det. 2019 wur­den 887 Nutz­tie­re getö­tet und 2894 ver­letzt. Die Bun­des­län­der mit Wolfs­vor­kom­men las­sen sich Her­den­schutz und Scha­den­aus­gleich rund 9,5 Mil­lio­nen Euro kosten.

Der ent­schei­den­de Punkt dabei ist aber: Ein Groß­teil der ange­grif­fe­nen Tie­re waren nicht oder nicht aus­rei­chend geschützt. In man­chen Bun­des­län­dern waren es bis zu 80 Pro­zent! Das ist natür­li­che eine ver­hee­ren­de Quote.

Her­den müs­sen geschützt sein © Ofe­lia de Pablo y Javier Zuri­ta / WWF Spanien

Mehr Her­den­schutz, end­lich! Der Wolf ist jetzt nach über 20 Jah­ren kein Neu­ling mehr in Deutsch­land. Die Wöl­fe wer­den auch nicht wie­der weg­ge­hen. Wir müs­sen in den Bun­des­län­dern noch viel mehr für den Her­den­schutz machen. Nur geeig­ne­te Zäu­ne, gut trai­nier­te Her­den­schutz­hun­de, aus­rei­chen­de Schu­lun­gen und finan­zi­el­le Unter­stüt­zung kön­nen dazu bei­tra­gen, dass die Kon­flik­te zwi­schen Wolf und Tier­hal­tern lang­fris­tig und nach­hal­tig ent­schärft werden.

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Mit wirk­lich gutem Her­den­schutz wer­den die Schä­den auch in Gebie­ten mit vie­len Wöl­fen wirk­sam begrenzt. Sei es mit Eseln, Lamas, Hun­den Elek­tro­zäu­nen oder allem. Nur Nichts­tun hilft garan­tiert nicht. Deutsch­land braucht end­lich flä­chen­de­ckend Her­den­schutz — anstatt Schein-Debat­ten um Ober­gren­zen, gehei­me Abschuss­ge­neh­mi­gun­gen oder No-Go-Are­as für Wölfe.

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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.
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