Wild­tie­re raus aus dem Zirkus


Elefant im Zirkus
Hoffentlich gehört das bald der Vergangenheit an © picture alliance / dpa / Yuri Kochetkov

Fluss­pfer­de, Giraf­fen, Ele­fan­ten und Löwen im Zir­kus. Ob mich das ärgert, wur­de ich vor kur­zem gefragt. Und ja, mei­ne Mei­nung dazu ist eindeutig.

Ich bin gegen die Hal­tung von Wild­tie­ren in Zir­kus­sen. Zir­kus­se hal­te Tie­re aus rein wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen. Einen Nut­zen für Arten­schutz hat das nicht. Arten­viel­falt ist kei­ne rei­ne Unter­hal­tung – Arten­viel­falt ist die Grund­la­ge unse­res guten Lebens. Dazu kommt: Für mich ist es schwer vor­stell­bar, dass rei­sen­de Zir­kus­se die Min­dest­an­for­de­run­gen erfül­len kön­nen, die vom Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um 2014 im soge­nann­ten Säu­ge­tier­gut­ach­ten zur Hal­tung von Wild­tie­ren expli­zit genannt werden.

Ich habe mich da gera­de mal bei der Dis­kus­si­on um den Ber­li­ner Weih­nachts­zir­kus schlau­ge­macht. Für Fluss­pfer­de ist zum Bei­spiel gefor­dert, dass Außen­ge­he­ge und Was­ser­be­cken für zwei Tie­re min­des­tens 200 Qua­drat­me­ter groß sein müs­sen. Im Innen­ge­he­ge benö­ti­gen die Tie­re min­des­tens 50 Qua­drat­me­ter plus Becken. Allein für das Becken muss 50 Qua­drat­me­ter groß sein. Und die Tie­re müs­sen sich täg­lich min­des­tens zwölf Stun­den lang im Was­ser auf­hal­ten kön­nen. Wie soll das ein rei­sen­der Zir­kus hin­krie­gen? Dazu kommt ver­wir­rend hin­zu: Zir­kus­se müs­sen die­sen Anfor­de­run­gen gar nicht in vol­lem Umfang ent­spre­chen — so lan­ge die Tie­re „regel­mä­ßig beschäf­tigt“ wer­den. Da wun­dert es mich kaum, dass Kon­trol­len schon höchst Bedenk­li­ches ent­deckt haben.

Ver­bot ange­dacht — na endlich!

Ich bin eigent­lich nie einer Mei­nung mit Julia Klöck­ner. Ob zu Blei­mu­ni­ti­on oder dazu, ob es einen Zusam­men­hang zwi­schen Umwelt­zer­stö­rung und Gesund­heit gibt (Spoi­ler: Ja, den gibt es). Des­halb hat es mich gefreut, dass ihr Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um plant, die Hal­tung zumin­dest eini­ger Wild­tier­ar­ten in Zir­kus­sen zu ver­bie­ten. End­lich, wir hin­ken da in Deutsch­land ziem­lich hin­ter­her, in sehr vie­len Län­dern sind Wild­tie­re im Zir­kus schon längst untersagt.

Die Hal­tung bestimm­ter Wild­tier­ar­ten wirft sys­tem­im­ma­nen­te Tier­schutz­pro­ble­me auf, die unter den Bedin­gun­gen des rei­sen­den Zir­kus nicht durch Ände­run­gen der Hal­tungs­be­din­gun­gen oder der Trans­port­be­din­gun­gen besei­tigt wer­den kön­nen”, heißt es aus dem Minis­te­ri­um. Giraf­fen, Ele­fan­ten, Nas­hör­ner, Fluss­pfer­de, Pri­ma­ten und Groß­bä­ren sol­len jetzt nicht mehr neu ange­schafft wer­den dür­fen. Das sieht ein von Bun­des­agrar­mi­nis­te­rin Klöck­ner am Don­ners­tag (19.11.) in Ber­lin vor­ge­stell­ter Ver­ord­nungs­ent­wurf vor. Der dürf­te für mich aller­dings deut­lich wei­ter gehen. Wild­tie­re haben in der Mane­ge für mich gene­rell nichts zu suchen. 

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War­um die Sache bei guten Zoos anders liegt

Wir sind beim WWF durch­aus auch schon kri­ti­siert wor­den, weil wir uns nicht gene­rell gegen Tier­hal­tung aus­spre­chen, zum Bei­spiel in Zoos. In ver­ant­wor­tungs­vol­len, wis­sen­schaft­lich geführ­ten Zoos sehe ich idea­ler­wei­se einen Drei­klang von For­schung, Arten­schutz und Bil­dung. Hier begeg­nen Men­schen bedroh­ten Arten unmit­tel­bar. Das hal­te ich für die bes­te Chan­ce, um Inter­es­se für den Arten­schutz zu wecken. Außer­dem ermög­li­chen gut geführ­te Tier­gär­ten zoo­lo­gi­sche For­schun­gen und ihre Zucht­er­fol­ge kön­nen dem Arten­schutz die­nen. Dafür gibt es eine ganz Rei­he von Bei­spie­len, nicht zuletzt das Wisent.

Ein kla­res Nein

Nein, im Kon­trast dazu kann ich im Zir­kus kei­nen Bei­trag zum Arten­schutz erken­nen. Und den Bil­dungs­aspekt hal­te ich auch für über­schau­bar, wenn Ele­fan­ten Männ­chen machen oder Raub­kat­zen durch bren­nen­de Rei­fen springen.

Tigerhandel: Tiger im viel zu kleinen Käfig in einem Zoo Nähe Pattaya, Thailand.
Wir müs­sen auch über Raub­kat­zen in Zir­kus­sen reden © Anton Vor­au­er / WWF

Dazu kommt: Wir haben gera­de in einer Stu­die gezeigt, dass die Hal­tung von Groß­kat­zen in Zir­kus­sen drin­gend bes­ser regu­liert wer­den muss.  Damit Tiger nicht in den ille­ga­len Han­del in Asi­en gelan­gen, am Ende so den Wil­de­rei­druck in der Natur erhö­hen. Wenn die­se Regu­lie­rung nicht ver­bes­sert wer­den kann, brau­chen wir allei­ne des­we­gen schon ein Ver­bot von Tigern im Zirkus.

Daher von mir ein kla­res „Nein, dan­ke“ zu Wild­tie­ren im Zir­kus. Und zwar nicht nur zu Fluss­pfer­den, Giraf­fen und Bären. Ja, das ärgert mich. Wild­tie­re als rei­ne Unter­hal­tung, das passt nicht mehr in unse­re Zeit. Das ist nichts für mich, nichts für mei­ne Kin­der, nichts für den WWF.

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1 Kommentar

  1. Eva-M Neugebauer
    25. November 2020
    Antworten

    Zoos und Tier­gär­ten sind für wil­de Tie­re auch nur eine ein­zi­ge Quälerei,
    ein Alb­traum. Tie­re sind ein­ge­sperrt auf zu engem Raum.
    Men­schen könn­ten sich Papp­ma­sche-Tie­re hin­stel­len und sie bewundern -
    zum Lau­fen brin­gen, sich zu bewe­gen mit Hil­fe von Elek­tro­nik — zu ihrer
    Belus­ti­gung und ihrer Kinder.
    Was hat denn das Tier davon?
    Es wird bewußt oder und unbe­wusst, wis­sent­lich oder unwissentlich,
    wil­lent­lich oder und unwil­lent­lich gequält und mißhandelt.
    Mit unse­ren eige­nen Tie­ren kön­nen und wol­len wir nicht — aber aus fer­nen Ländern
    exo­tisch … Tie­re die kaum den Trans­port über­le­gen und fort­an nur leiden,
    see­lisch krank sind — z.B. Eis­bär Knut — dem man gleich ansah, das was nicht stimmt.

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