Sudans Tod bewegte 2018 die Welt: Das Nördliche Breitmaulnashorn war der letzte männliche Vertreter seiner Art, als er an Altersschwäche starb. Nachkommen hatte er nicht gezeugt. Die Unterart war damit faktisch ausgestorben.
Vielleicht, ganz vielleicht gibt es aber doch noch Hoffnung. Immerhin gibt es zwei Weibchen, eingefrorenes Sperma und ein Forscherteam um das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Sie wollen mit modernster Reproduktions- und Stammzelltechnologie das Nördliche Breitmaulnashorn retten. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt nach eigenen Angaben mit vier Millionen Euro.
Es ist nicht das erste Projekt, das versucht Arten im Labor zu erhalten. Andere Forschergruppen versuchen auch Wollhaarmammut oder die Wandertaube wiederauferstehen zu lassen. Die Wissenschaft streitet sich, ob das sinnvoll ist. Ob die Forscher zu weit gehen. Ob es sich nicht vielleicht um Geldverschwendung handelt.
Ich als Artenschützerin finde technische Fortschritte erst mal interessant. Allerdings liegt unser Fokus hier beim WWF auf anderen Prioritäten, nämlich dem Schutz und der Rettung der Arten im Freiland.
Wir müssen Tiere und Pflanzen retten – bevor sie aussterben
Technologischen Entwicklungen dürfen keine falsche Sicherheit schaffen für den Erhalt der Artenvielfalt. Wir müssen weiter dringend an den Ursachen des Aussterbens arbeiten – und die sind vor allem menschgemacht. Die Arten dürfen nicht erst über den Abgrund gehen, bevor wir aufwachen. Tiere und Pflanzen werden wir in der Natur bewahren, wenn wir ihre Lebensräume erhalten, sie vor Wilderei und anderer Übernutzung schützen, die Klimakrise mit aller Kraft bekämpfen und entschieden gegen Umweltverschmutzung vorgehen.
Wir kämpfen gegen die Ursachen des Aussterbens
Unsere Priorität ist die Sicherung lebensfähiger Populationen der anderen Nashornarten, die durch Rekordwilderei und Habitatverluste stark gefährdet sind. Wir glauben, dass es bei allen anderen Arten, einschließlich der stark gefährdeten Java und Sumatra-Nashörner, noch lebensfähige Populationen gibt. Wir fokussieren unsere Anstrengungen zum Beispiel für die Rettung des Sumatra-Nashorn, von denen es in freier Wildbahn nur noch weniger als 80 Tiere gibt. Unser Ziel ist es also, dass es so weit wie beim Nördlichen Breitmaulnashorn erst gar nicht kommt.
Reproduktion als paralleler Weg
Gleichzeitig eröffnen uns diese Technologien parallele Wege, um hochbedrohte Arten zu bewahren. Nur darf das niemals ein Entweder/Oder sein. Wir wünschen den Forschern des IZW das erdenklich Beste und viel Erfolg. Hoffentlich können sie die Fortschritte in der Reproduktionstechnologie und der angewandten Genforschung nutzen, um das nördliche Breitmaulnashorn irgendwie vor dem Aussterben zu bewahren.
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Die Gefahr für die ganze Art wäre damit aber längst nicht gebannt: Die Nördlichen Weißen Nashörner wurde vor allem durch Wilderei an den Rand des Aussterbens gebracht. Wir befinden uns noch immer inmitten einer Wildereikrise.
Wir setzenh und auf allen Wegen gegen Wildtierkriminalität — auf dass keine andere Nashornart, überhaupt keine andere Art, überhaupt nachgezüchtet werden muss. Ich würde mich freuen, wenn ihr uns dabei weiter unterstützt.
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