Wel­che Unter­neh­men nach­hal­ti­ges Palm­öl wol­len – und wel­che nicht

Wir machen im Umgang mit Palmöl zu wenige Fortschritte © James Morgan / WWF-International

Die ver­hee­ren­den Fol­gen von Palm­öl müss­ten nicht sein – wenn die Unter­neh­men denn wollten. 

Seit Jah­ren reden wir über die ver­hee­ren­den öko­lo­gi­schen und sozia­len Fol­gen, die Palm­öl haben kann – aber nicht muss. Regen­wald­ro­dun­gen, Arten­ster­ben, Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen. Das alles könn­ten Unter­neh­men, die Palm­öl kau­fen, ver­ar­bei­ten und in ihren Pro­duk­ten mit­ver­kau­fen, ver­hin­dern. Wenn sie denn wollten.

Kahl­schlag, Mono­kul­tur, Öko­de­sas­ter: Das wäre alles zu ver­hin­dern © naturepl.com / Juan Car­los Munoz / WWF

Es scheint, als ob wir in einer Zeit­schlei­fe fest­hän­gen. Immer noch hören wir lee­re Ver­spre­chun­gen und phan­ta­sie­vol­le Aus­flüch­te. Was alles nicht gin­ge, wie wenig Kon­trol­le sie hät­ten, wie schwer alles ist…  Die Lie­fer­ket­ten … sie sei­en als Unter­neh­men viel zu groß, um die­se Men­gen zu kon­trol­lie­ren, oder zu klein, um Ein­fluss zu haben oder zu weit hin­ten im Pro­zess. Ja, es ist viel­leicht nicht ein­fach. Aber mach­bar. Ande­re machen es ja vor.

Vie­le Ver­spre­chun­gen, wenig Umsetzung

Ich bin reif für etwas Neu­es. 2020 soll­te mal das „Super­jahr“ für nach­hal­ti­ges Palm­öl wer­den. Davor war es 2015. Jetzt wird auf 2025 und 2030 ver­scho­ben. Vie­le Unter­neh­men und Regie­run­gen hat­ten ange­kün­digt und sich ver­pflich­tet, Ent­wal­dung aus ihren Lie­fer­ket­ten und aus Impor­ten zu ver­ban­nen. Für Palm­öl, nach wie vor einer der Haupt­trei­ber für Ent­wal­dung, wur­den gro­ße Ver­spre­chun­gen gemacht. Umge­setzt wur­de viel zu wenig.

Kurz zu den Palmöl-Fakten:

Für unse­re WWF Palm­öl-Score­card 2021 haben wir 227 gro­ße Ein­zel­händ­ler, Mar­ken­her­stel­ler und Unter­neh­men des Gast­ge­wer­bes aus 24 Län­dern befragt. Die Bilanz ist wie gesagt eher ernüch­ternd: Trotz zahl­rei­cher Zusa­gen der gro­ßen Mar­ken und Super­markt­ket­ten, bis 2020 Natur­zer­stö­rung aus ihren Palm­öl-Lie­fer­ket­ten zu besei­ti­gen, hat sich in den letz­ten Jah­ren nicht viel getan.

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Die Hälf­te aller Befrag­ten nutzt noch nicht ein­mal zu 100 Pro­zent RSPO-zer­ti­fi­zier­tes Palm­öl. Obwohl es seit Jah­ren ver­füg­bar ist. Mehr als ein Drit­tel (85) der 227 der Unter­neh­men hat uns gar nicht erst geant­wor­tet. Kein Unter­neh­men hat die vol­le Punkt­zahl erreicht. Die Fut­ter­mit­tel­in­dus­trie hinkt total hin­ter­her. Fleisch und Wurst blei­ben die Brandbeschleuniger.

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Anschei­nend kön­nen wir es nicht oft genug sagen: Wenn ihr etwas gegen wirk­lich schlim­mes Palm­öl machen wollt, dann esst weni­ger und dafür bes­se­res Fleisch. Das gilt übri­gens auch für Milchprodukte.

Aber jetzt mal zu ein paar posi­ti­ven Nachrichten.

Eini­ge Unter­neh­men gehen tat­säch­lich vor­an. Ganz vor­ne ste­hen COOP Schweiz — 22,4 von 24 Punk­ten — Fer­re­ro (21,7) und IKEA (21,6). Das Früh­stücks­brot ist gerettet.

Es gibt auch gute deut­sche Unternehmen:

Am bes­ten schnei­den Kauf­land (20,5) und Bei­ers­dorf AG (20,2) ab. Rewe fin­det sich als wei­te­res deut­sches Unter­neh­men unter den Top 13, in der bes­ten Kate­go­rie „Lea­ding the way“. Es geht doch.

Die Mogel­num­mer mit dem “ohne Palmöl”

Apro­pos Nutel­la und Co: Was mich ärgert sind Mar­ke­ting-Lock­an­ge­bo­te, wenn damit gewor­ben wird, dass ein Pro­dukt „ohne Palm­öl“ sei. Da lohnt sich ein genaue­rer Blick. Ein Bei­spiel ist der Mil­ka-Auf­strich, auf dem ein „mit Son­nen­blu­men­öl“ Schrift­zug leuch­tet. Im Netz wer­den sie dafür gefei­ert. Aber: Die Mil­ka-Mut­ter Mond­e­lez setzt ins­ge­samt noch immer über 300.000 Ton­nen Palm­öl ein. Davon sind gera­de mal rund zwei Pro­zent phy­sisch zer­ti­fi­ziert. Wei­te­re zwei Pro­zent sind gar nicht zer­ti­fi­ziert und über 90 Pro­zent nur über B&C‑Zertifikate abge­deckt. Das zer­ti­fi­zier­te Palm­öl steckt also gar nicht phy­sisch im Pro­dukt. Das hin­ter­lässt einen bit­te­ren Nach­ge­schmack. Ent­wal­dung ist damit defi­ni­tiv nicht aus den Kek­sen ver­bannt. Mond­e­lez hat daher auch nur 12,2 von 24 Punk­ten erhal­ten. Und ist damit eher Mit­tel­maß — und wer will das schon beim Frühstück.

 Augen auf beim Einkauf

Des­we­gen – damit die Zukunft bes­ser schmeckt: Wer umfas­send nach­hal­ti­ge Pro­duk­te ein­kau­fen will, die nicht nur einen „tren­di­gen“ Roh­stoff anpa­cken, son­dern alle, greift am bes­ten zu Bio.

  • Fri­sche, regio­na­le Lebens­mit­tel statt Fer­tig­wa­re spart Palmfett.
  • Esst bes­se­res Fleisch, Bio oder Wild, und dafür weni­ger oder viel­leicht auch gar keins.
  • Werft (und schüt­tet) weni­ger weg, auch bei Kos­me­tik, Wasch­mit­teln und Co.
  • Fahrt mehr Fahrrad.
  • Schaut, was Eure Lieb­lings­mar­ke für Palm­öl ein­setzt oder die Super­markt­ket­te Eurer Wahl.

Die Unter­neh­men machen es nicht, wir brau­chen die Politik

Fin­de ich gut, wenn ihr das macht. Aber tat­säch­lich ist es an der Poli­tik, kla­re Vor­ga­ben zu machen. Die Unter­neh­men wer­den es allein nicht machen. Das zeigt der Still­stand bei der Palm­öl-Score­card.  Wir brau­che kla­re Regeln der Poli­tik, damit wir uns als Verbraucher:innen dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass Ent­wal­dung und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen gar nicht erst nach Deutsch­land impor­tiert wer­den dür­fen und nicht via Super­markt­re­ga­len bei uns auf dem Tisch landen.

Alle Details zur Palm­öl-Scoe­card fin­det ihr hier (auf Eng­lisch): WWF Palm Oil Buy­ers Score­card — POBS (panda.org)

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Expertin für Palmöl, seit 2009 beim WWF Deutschland. Anfangs habe ich nicht verstanden, warum wir bei den Runden Tischen mitmachen. Aber bei Besuchen in den Produktionsländern habe ich gesehen, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen müssen. Manchmal frustrierend, weil alles viel zu langsam geht - aber wenn man auf einer guten Palmöl-Plantage steht, zerbrechen schon mal Feindbilder. Im Urlaub stecke ich den Kopf am liebsten beim Tauchen unter Wasser. Im Büro sorgt mein Hund Lotte für Entspannung.
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