Wir in Mitteleuropa sind es gewohnt Wasser im Überfluss zu haben. Wir spülen unser Klo mit Trinkwasser. Das sieht anderswo auf der Welt völlig anders aus. Dort herrscht vielerorts akuter Wassermangel. Kriege wegen Wasser sind dort keine übertrieben apokalyptische Vision. Auf jeden Fall wird sich wissenschaftlichen Berechnungen zufolge bis 2030 die globale Wasserkrise weiter verschärfen. Im 2015 veröffentlichten Risikobericht des Weltwirtschaftsforums in Davos steht die globale Wasserkrise auf dem ersten Platz der Wirtschaftsrisiken. Noch vor Terrorismus oder Arbeitslosigkeit.
Das Wasser wird dort knapp, wo die Bevölkerung ansteigt, die Wirtschaft boomt und der Klimawandel besonders heftig zuschlägt. Vor allem in Afrika, dem Nahen Osten, Nordchina und dem indischen Subkontinent.
Mehr Menschen – weniger Wasser
Die Schwellen- und Entwicklungsländer stehen dabei vor einem doppelten Problem: Sie verändern sich rasend schnell, die lokalen Wasserressourcen werden jedoch nicht mehr, sondern immer weniger. Und schon heute werden die natürlichen Grenzen überall auf der Welt gesprengt, wie unsere Studie zum Risiko der Wasserübernutzung zeigt.
Konflikt heißt Flucht
Der Wassermangel droht in naher Zukunft ganze Regionen zu destabilisieren. Dabei ist die Wasserübernutzung/Wasserknappheit oft der Anfang einer Kaskade: Kein Wasser heißt kein Essen. Kein Essen heißt Instabilität. Instabilität heißt Konflikt. Konflikt heißt Flucht. So einfach diese Kausalkette auch klingt, so wahr ist ihr Beitrag zu den Fluchtursachen in vielen Orten der Welt. Und wir in Mitteleuropa sind spätestens dann betroffen, wenn die Flüchtlinge bei uns vor der Tür stehen.
Fluchtursache Wassermangel
Wer Fluchtursachen bekämpfen will, kommt am Thema Wasser nicht vorbei. Wir brauchen Trinkwasser, saubere Energie und genug Essen für alle Menschen. Dafür müssen wir die vielen lokalen Wasserkrisen lösen. Wassermangel ist in der Entwicklungszusammenarbeit aber ein vernachlässigtes Thema. Bisher fließen nur sechs Prozent der deutschen Gelder in den Sektor.
Auch innerhalb der Sonderinitiative der Bundesregierung zur Bekämpfung von Fluchtursachen wird Wasser nicht prominent behandelt.
Auf unserer Weltkarte zur Wasserkrise stehen aber auch Südspanien, Teile der USA oder Australien auf Alarmstufe Rot. Auch dort werden die Wasserressourcen Jahr für Jahr übernutzt. Die Folgen: Dürren, Engpässe in der Wasserversorgung wie in Kalifornien oder fallende Grundwasserspiegel im südspanischen Almeria. Unser „Gemüsegarten“ ist ein Paradebeispiel für zerstörerische Übernutzung.
Wassersparen ist nicht die Lösung
Nur was ist die Lösung? Einfach weniger Wasser verbrauchen? Nicht unbedingt! Für ein Kilogramm Tomaten werden in Spanien im Schnitt 60 Liter Wasser benötigt. Obwohl die Produktionsmethoden in Südspanien zu den effizientesten der Welt zählen sinken die Grundwasserspeicher — im Extremfall um bis zu zehn Meter pro Jahr. Das Problem liegt schlicht darin, dass der Anbau die natürlichen Grenzen sprengt. Egal wie wassersparend bewässert wird – es ist zu viel. Die Wasserbehörden haben mehr Wasserrechte verteilt, als es eigentlich geben dürfte. Die Erklärung ist wie meistens eine wirtschaftliche – die lokale Landwirtschaft will halt weiter wachsen.
Eine Übernutzung kann nur stattfinden, wenn der Mensch innerhalb eines Flussgebietes mehr verbraucht als die Natur an erneuerbaren Ressourcen bereitstellt. Entscheidend ist, wie wir die Ressource Wasser verteilen. Regierungen und Unternehmen sind in der Pflicht, das Wasser gerecht und innerhalb der natürlichen Grenzen aufzuteilen.
Was uns vor der Wasserkrise rettet
Es gibt viele Maßnahmen die bei einer Regulation und Nutzung der Wasserressourcen greifen können. Neben guten Gesetzen und deren Kontrolle ist es entscheidend die Grundlagen zu erhalten: Unsere Süßwasserökosysteme – wie Feuchtgebiete, Auenwälder, Moore, wassernahe Wälder und so weiter. In den vergangenen hundert Jahren sind weltweit aber bereits mehr als die Hälfte der Feuchtgebiete verschwunden.
Diese sind jedoch die Grundvoraussetzung dafür, dass uns überhaupt sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehen kann. Sie zu schützen, heißt uns alle vor der Wasserkrise zu schützen.
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