War­um gibt es die­sen Som­mer so weni­ge Wespen?

Wo bleiben sie denn? © imago/imagebroker/Maciej Olszewski

Was ist die­ses Jahr mit „den Wes­pen“ los? Sonst sind sie bei jedem Pick­nick oder beim Gril­len oft­mals uner­wünsch­te und zum Teil recht pene­tran­te Besu­cher. Doch bleibt ihr Besuch die­ses Jahr zual­ler­meist aus. Ist dies ein Teil des Insek­ten­ster­bens, das schon seit lan­gen in aller Mun­de ist?

Aber wir müs­sen erst mal mit einem Miss­ver­ständ­nis auf­räu­men. Nur zwei Arten der Wes­pen suchen die Nähe zu unse­rem Kuchen und ande­ren Spei­sen. Die gro­ße Mehr­heit, der über 620 Stech­wes­pen­ar­ten ist gar nicht dar­an inter­es­siert. Und uns gegen­über auch nicht aggressiv.

Vie­le Köni­gin­nen sind erfro­ren — oder ver­hun­gert © imago/R.Schmiegelt/Future Image

Ihren schlech­ten Ruf haben die Wes­pen durch nur zwei Ver­tre­ter der sozia­len Wes­pen aus der Fami­lie der soge­nann­ten Kurz­kopf­wes­pen. Es sind die Deut­sche Wes­pe und die Gemei­ne Wes­pe (nicht von gemein, son­dern von gewöhn­lich abgeleitet).

Kalt und feucht mögen Wes­pen gar nicht

Aber was ist nun los mit die­sen bei­den Arten? Der feuch­te und anhal­tend kal­te Win­ter hat dazu bei­getra­gen, dass mehr Köni­gin­nen als sonst schlicht und ein­fach erfro­ren sind.

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Zusätz­lich hat der kal­te und feuch­te Früh­ling das Nah­rungs­an­ge­bot stark ver­rin­gert. Zusätz­lich haben vie­le unter einer Ver­pil­zung gelit­ten. Auch dadurch sind vie­le Köni­gin­nen zu Grun­de gegan­gen — sie sind ver­hun­gert. Und jede gestor­be­ne Köni­gin bedeu­tet ein Volk weni­ger, das aus meh­re­ren tau­send Tie­ren bestehen kann. Auch die fri­schen Nes­ter haben unter dem feuch­ten Kli­ma gelitten.

Es war aber nicht nur der kal­te Frühling

Jedoch ist gera­de bei der Deut­schen Wes­pe seit eini­gen Jah­ren ein gene­rel­ler Schwund zu sehen. Was die­sen genau bewirkt ist nicht gänz­lich klar und muss noch unter­sucht wer­den. Es ist auf jeden Fall denk­bar, dass es mit dem all­ge­mei­nen Insek­ten­ster­ben zu tun hat, wie etwa bei den Schmet­ter­lin­gen. Einen gegen­tei­li­gen Trend sehen wir aller­dings bei der Gemei­nen Wes­pe. Hier sind die letz­ten Zah­len eher stei­gend gewesen.

Wes­pen sind Nützlinge

Auch wenn vie­le Men­schen von Wes­pen genervt sind oder sogar pani­schen Angst ent­wi­ckeln: Ganz gene­rell muss ich hier end­lich mal aus Bio­lo­gen­sicht eine Lan­ze für die Wes­pen bre­chen – denn Wes­pen sind nicht nur schö­ne und fas­zi­nie­ren­de Tie­re, sie sind auch noch sehr nützlich.

Als Schäd­lings­be­kämp­fer leis­ten sie wert­vol­le Diens­te im Gar­ten. Ihre bevor­zug­te Beu­te für die Brut­auf­zucht sind Flie­gen, Maden, Heu­schre­cken, Mücken, Schna­ken, Blatt­läu­se, Rau­pen und Spin­nen. Zudem hel­fen Wes­pen im Früh­jahr bei der Bestäu­bung von Blüten.

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Somit ein gutes Geschäft für uns Men­schen. Wes­pen sor­gen für weni­ger Pflan­zen­schäd­lin­ge und weni­ger Mücken. Doch, falls das allein nicht über­zeu­gen soll­te: Wes­pen ste­hen auf dem Spei­se­plan von eini­gen Vögeln wie zum Bei­spiel der Neun­tö­ter, der Bie­nen­fres­ser oder gar der sel­te­ne Wes­pen­bus­sard, wel­che dann eben­falls mit etwas Glück im Gar­ten zu beob­ach­ten sind.

Tipps für eine fried­li­che Koexis­tenz mit Wespen

Und auch wenn das kaum einer glau­ben mag: Wes­pen ste­hen unter Natur­schutz. Für das Fan­gen, Ver­let­zen oder Töten der Tie­re dro­hen hef­ti­ge Bußgelder. 

Auch die Nes­ter der Wes­pen sind natür­lich geschützt. Wir müs­sen uns also sowie­so mit den Tie­ren arran­gie­ren, auch wenn sie im Spät­som­mer in vie­len Jah­ren wirk­lich läs­tig sind.

Wes­pen sind geschützt! © Flo­ri­an Lauer/WWF

Aber mit ein paar Ver­hal­tens­wei­sen kann man die Gefahr eines beson­ders unlieb­sa­men Begeg­nung mit Wes­pen im Spät­som­mer deut­lich mindern.

  • Wes­pen nicht anpus­ten oder hek­tisch her­um­we­deln. Die Tie­re kön­nen sich dadurch bedroht füh­len und ste­chen. Gera­de das Koh­len­stoff­di­oxid im Atem ist für Wes­pen ein Alarm­si­gnal. Also am bes­ten ruhig blei­ben und sich mit Bedacht bewegen.
  • Süße Nah­rungs­mit­tel abde­cken, klei­nen Kin­dern nach dem Essen sofort den Mund abwi­schen, Res­te nicht ste­hen las­sen und auch wenn man mit Stroh­halm trinkt, nach­prü­fen ob sich eine Wes­pe im Getränk befindet.
  • Wes­pen wer­den von Par­fums, Cremes und Möbel­po­li­tur sowie bun­ten Far­ben ange­zo­gen, daher so gut es geht dar­auf verzichten.
  • Als beson­ders wirk­sa­mes Ablen­kungs­ma­nö­ver emp­fiehlt es sich im frü­hen Som­mer gekoch­ten Schin­ken und im Spät­som­mer über­rei­fe Wein­trau­ben in fünf bis zehn Meter Abstand vom eige­nen Essen aufstellen.
  • Wes­pe­nes­ter sind unbe­dingt mei­den, denn die­se wer­den beson­ders aggres­siv ver­tei­digt. Falls sich ein Nest in unmit­tel­ba­rer Nähe des Wohn­or­tes befin­det, muss unbe­dingt zur Besei­ti­gung ein pro­fes­sio­nel­ler Schäd­lings­be­kämp­fungs­dienst geru­fen werden.
  • Nicht bar­fuß auf einer Wie­se lau­fen, schon gar nicht wenn viel­leicht ein Obst­baum schon ein paar Früch­te hat fal­len lassen.

Wei­te­re gute Tipps hat­ten wir schon­mal hier auf­ge­schrie­ben. Lohnt sich auch mal rein­zu­gu­cken. Denn wer weiß, wie war das nächs­te Früh­jahr wird. Kann gut sein, dass der Som­mer 2022 ein rich­ti­ger Wes­pen­so­m­mer wird.

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Ich bin seit Mitte 2020 beim WWF als Projektmanager im Insektenschutzprojekt BROMMI tätig. Vorher habe ich in unterschiedlichen Forschungsprojekten zur Bestäubungsleistung von Wildbienen und Insekten in der tropischen Agrarlandschaft mitgewirkt. Auch privat faszinieren mich Insekten und so bin ich an den Wochenenden oft mit meiner Kamera unterwegs, immer auf der Jagt nach schönen Bildern. Ansonsten sind meine Hobbies Wandern, Klettern und Kochen. Die Rettung der Insekten ist eine genau so wichtige Aufgabe wie das erreichen der Klimaziele. Denn ohne Insekten werden die Ökosysteme zusammenbrechen und damit das Fundament auf dem wir unsere Gesellschaft unsere Kultur und alles andere aufbauen.

Kommentare (8)

  • Ich freue mich auch über Wespen im Garten. Vor zwei Jahren als es so heiß und trocken war, haben sie jeden Apfel und jede Traube angefressen. Deshalb habe ich ihnen Zuckerwasser hingestellt. Sie kamen zu hunderten. Offensichtlich waren sie in großer Not. Ich hoffe, es war richtig. Die Äppel mussten allerdings trotzdem dran glauben.

    • Das Aufstellen von Zuckerwasser ist eher negativ. Gerade weil sich hier auch Honigbienen bedienen.
      Es kann zudem auch vermehrt zur Übertragung von Krankheiten kommen.
      Legen Sie lieber an anderer stelle einige schon nicht mehr ganz so gute Obststücke hin um die Wespen in andere Bereiche des Garten zu locken.

  • Hallo, ein schöner Artikel. Ich würde dazu gerne die Quellen wissen, die leider nicht angegeben sind. Gibt es belastbare Zahlen, dass es weniger Wespen gibt? Gibt es Zahlen, womöglich publizierte, dass es in der aktuellen Populationsdynamik einen Unterschied zwischen Deutscher und Gemeiner Wespe gibt? Und schließlich: Gibt es belastbaren Zahlen, dass mehr Königinnen als sonst im letzten Winter erforen sind? Ich frage nicht aus Zweifel, sondern aus Interesse, weil ich mich selbst mit Wespen beschäftige und mir solche Daten nicht vorliegen. Vielleicht kann mich Herr Lauer mal anschreiben. Danke!

  • Weniger Wespen in diesem Jahr? Finde ich nicht. Wir müssen ein Wespennest in unserem Dach haben, denn es schwirren immer wieder Wespen durch unser Schlafzimmer, das im Dach liegt. Vor den Schrägfenstern haben wir Insektenschutzgitter, davon ist eines aber aus der Schienenführung gerissen. Und gerade dort zeigt sich in der Fensterlaibung eine Spalte im Putz. Ich vermute, dass hinter dieser Spalte ein Wespennest ist. Das eigentliche Schlupfloch mag über die Dachsparren von außen sein. Bis jetzt habe ich die am Fenster hin und her eilenden Wespen immer in die Freiheit entlassen. Einige kriechen aber halbtot über den Boden, nachdem es ihnen gelungen ist, die kaputte Stelle im Insektengitter zu finden. Ich nehme an, sie verhungern hier im Schlafraum. Aber eine der vitaleren hat mich in den Arm gestochen, das ist mit schmerzhaften Folgen verbunden: rote, heiße Haut, geschwollenes Gewebe, später ein grässlicher Juckreiz. Nun ist meine Bereitschaft zur friedlichen Koexistenz am Ende. Was kann ich tun, um sie zu vertreiben? Darf ich die Spalten in der Fensterlaibung zu spachteln?

    • Lieber Herr Werner,

      Es ist verständlich, dass Sie Wespen nicht in Ihrem Haus haben möchten. Jedoch sind Wespen geschützt und dürfen nur von einem Fachmann entfernt werden. Sie sollten daher von dem Verspachteln absehen
      Auch gehen Sie wenn Sie selber gegen die Wespen vorgehen ein großes Risiko ein vermehrt gestochen zu werden.
      Fragen Sie einfach hierzu bei einem lokalen Imkerverein oder informieren Sie sich zum Wespebeauftragten ihrer Region.

  • Hallo Herr Lauer, wieder eine schlaflose Nacht. In meinem Schlafzimmer ist unterm Dach seit Juli ein Wespennest unmittelbar am Fenster. Inzwischen ist das Nest gewandert und vom Gefühl riesig. Ich höre die Wespen und Larven jede Nacht. Ich frage mich, wie lange sie noch bei mir verweilen. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie aufgrund des Lebenszyklus bald weg sind. Hier ist einfach noch zu viel los. Außerdem haben sie irgendwie etwas von der Dichtung gefressen, denn meine Wand wird von Tag zu Tag feuchter und es liegt schon Schimmelbildung vor. So langsam schwindet meine Geduld und ich möchte mein Schlafzimmer wieder zurück. Wie lange muss ich mich noch gedulden und kann endlich wieder in Ruhe schlafen? Herzliche Grüße Daniela

    • Guten Tag Frau La Rosa,

      Es dürfte nicht mehr lange dauern bis die Wespen verschwinden. Meist geschieht dies mit den ersten Nachtfrösten.
      Ich finde es toll, dass sie so viel Geduld mit den Tieren hatten. Damit Sie aber das nächste mal nicht so lang schlecht schlafen, empfehle ich Ihnen bei dem nächsten Nest einen Wespensachverständigen zu holen. Dieser wird die Wespen dann umsiedeln.

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