Vietnam gilt bisher als ein Hotspot des Wildtierhandels. Als Antwort auf Corona fordert die neue Richtlinie Nr. 29 des vietnamesischen Premierministers Nguyen Xuan Phuc nun dazu auf, bis auf Weiteres Importe von landlebenden Wildtierarten mit wenigen Ausnahmen auszusetzen und konsequenter gegen illegalen Handel vorzugehen.
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Geplant sind auch strengere Regularien und Kontrollen von Wildtierfarmen, inklusive Tigerfarmen, sowie ein verbessertes Management von Lagerbeständen von Elfenbein und Nashorn-Horn. Gesetze sollen überprüft und verbessert werden, die Strafverfolgung und der Vollzug angekurbelt werden.
Ein guter Schritt in die richtige Richtung
Meine Kollegen und ich freuen uns erstmal darüber. Ein entschlosseneres Vorgehen haben wir zusammen mit zahlreichen anderen Umweltorganisationen seit Jahren von der Regierung Vietnams gefordert. Es kann helfen, Wilderei und illegalen Artenhandel zu reduzieren und so den Druck auf wildlebende Arten zu senken. Jetzt müssen den Worten Taten folgen. Schließlich deckt die Direktive vor allem Bereiche des Handels ab, die zuvor auch schon verboten waren. Trotzdem ist es für mich ein Zeichen der Hoffnung, dass Vietnam endlich mehr Einsatz zeigen möchte.
Entscheidend für den Artenschutz — und gegen Zoonosen
Corona führt uns seit Monaten schmerzhaft vor Augen, welche Risiken mit schlecht reguliertem und illegalem Artenhandel verbunden sind. Die Gesetzesinitiative der vietnamesischen Regierung ist fraglos ein richtiger Schritt für den Artenschutz — und die menschliche Gesundheit. Jetzt ist die entschiedene Umsetzung gefragt. Etwa der Aufbau von Behörden, die aktiv gegen illegalen Wildtierhandel vorgehen. Auch die engmaschige veterinärmedizinische Überwachung der Wildtierfarmen und des legalen Handels mit Wildfleisch darf kein frommer Wunsch bleiben. Deutschland und die EU sollten Vietnam und andere Länder dabei unterstützen. Schon aus eigenem Interesse, um eine mögliche neue Pandemie mit ihren verheerenden Auswirkungen zu verhindern.
#Pandemie-Vorsorge lohnt sich:
- Prävention würde jährl. $ 22–31 Milliarden kosten, u.a. für mehr Wildtierhandel-Monitoring und weniger #Entwaldung.
- #COVID_19 kostet die Welt min. $ 8 Billionen!
(Studie in @ScienceMagazine u.a. v @WWFLeadWildlife).https://t.co/GpATUm6KZH— Dr. Arnulf Köhncke AKA Der bärtige Mann (@ArnulfKoehncke) July 24, 2020
Wildtierhandel: Das Problem Nachfrage
Es ist wichtig im Kampf gegen Wilderei den illegalen Handel auszutrocknen. Verbote allein, das wissen wir mittlerweile, reichen aber nicht aus. Kern ist, die Nachfrage nach illegalen Wildtierprodukten zu reduzieren, denn sie ist ein Brandbeschleuniger für die Wilderei. Vor allem die städtische Mittel- und Oberschicht konsumiert Wildfleisch als Delikatesse oder als Statussymbol. Hier müssen wir weiter an einer Verhaltens- und Einstellungsänderung der Bevölkerung arbeiten.
Leergefegte Wälder
Schon heute sind in Vietnam und anderen südostasiatischen Ländern die Wälder durch den Wildtierhandel buchstäblich leergefegt. Im aktuellen WWF-Report „Silence of the Snares“ ist nachzulesen, dass allein in den Wäldern Laos, Vietnams und Kambodschas zwölf Millionen illegaler Schlingfallen ausliegen. Täglich sterben auf diese grausame Weise tausende Tiere. Auch hier muss die neue Direktive erstmal umgesetzt werden. Und die Menschen auf dem Land brauchen alternative Einkommensmöglichkeiten. Wer um das Überleben seiner Familie kämpft, kann schnell zum Wilderer werden, Gesetz hin oder her.
China hat beim Thema Wildtierhandel vorgelegt, Vietnam nun nachgezogen. Ich kann nur hoffen, dass die neue Direktive den Weg in die richtige Richtung ebnet. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Regierung ihr Engagement gegen den illegalen Handel offiziell bestärkt. Daran wird sie sich messen lassen müssen.
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