Erst einmal möchte ich Euch allen herzlich danken, für die interessante und offene Diskussion, die mein Beitrag zu dem erschütternden Skandal um den Tigertempel ausgelöst hat. Eure Kommentare, Eure Meinung und auch Eure Emotionen – vielen Dank, dass ihr das alles geteilt habt.
Wie Ihr natürlich noch wisst, machte die thailändische Polizei bei einer Razzia grausame Funde, die darauf hinweisen, dass der Tempel massiv in den illegalen Handel mit Tigern und Tigerteilen involviert war.
Tote Tigerbabies und Tigermamas mit Milch
Die Liste des möglichen Beweismaterials, das bei der Razzia sichergestellt wurde, liest sich wie ein Horrorfilm:
- 60 tote Tigerbabies, einige gefroren, einige in Essig eingelegt. Die Eingelegten sollten wohl, so der Verdacht der Ermittler, als sogenannter Tigerwein verkauft werden;
- Tigerfelle lagen in dem Haus des Tempelvorstehers;
- 10 der weiblichen Tiger hatten Milch, was bedeutet, dass sie kürzlich geboren hatten. Aber keine Jungen dazu! Der Tempel hat zwar eine offizielle Zoo-Lizenz, aber keine Zuchterlaubnis.
- In einem Fahrzeug, das gerade den Tempel verlassen wollte, wurden zwei Tigerfelle und hunderte von Amuletten mit Tigerteilen gefunden.
Ich frage mich: Wie will und kann man das noch schön oder gar weg reden?! Auch für die Regierung in Thailand sind das schlagende Beweise dafür, dass im Tempel Kriminelle am Werk waren.
Mir und vielen anderen drängt sich mit jeder einzelnen dieser grausamen Enthüllungen natürlich die Frage auf:
Warum wurde der Tigertempel so lange geduldet?
Wir vom WWF und viele andere Umwelt- und Tierschutzorganisationen in Thailand haben schon länger die Behörden darauf gedrängt, den Tempel bitte näher unter die Lupe zu nehmen und hinter die Kulissen dieser Touristenattraktion zu schauen. Dies ist jahrelang nicht geschehen – stattdessen bekam der Tigertempel zu unserem Schrecken sogar eine Zoo-Lizenz. Das ist nicht nur mit Korruption zu erklären. Hundertausende von Mönchen in Thailand genießen traditionell großen Respekt – und viele Privilegien. Der Staat ging bisher nur ungern gegen Mönche vor.

Das scheint sich unter der Militärregierung jetzt zu ändern. Die Liste der Skandale um Tempel und Mönche ist lang. Die Vorwürfe gehen von Korruption bis zu Geldwäsche und Drogen – und beim Tigertempel eben um den dringenden Verdacht von Tigerhandel.
Es geht hier nicht darum, Mönche und den Status, den sie genießen, zu verurteilen. Aber es sind und bleiben auch nur Menschen, in all ihrer Verführbarkeit, mit all ihren Lastern. Und es gibt gute und schlechte unter ihnen.
Die Hoffnung: Ändert sich die Haltung zu Wildtierverbrechen?
Vielleicht ändert sich aber auch allmählich eine Haltung. Der weltweite Druck, massiver gegen Wilderei und illegalen Wildtierhandel vorzugehen, wächst erheblich. Auch die thailändischen Behörden geraten stark in den Fokus, endlich vehementer und deutlicher gegen Wildtierverbrechen vorzugehen.
Umso mehr habe ich mich über die Nachricht gefreut, dass im benachbarten Myanmar der berüchtigte Wildtiermarkt von Mong La geschlossen werden soll. Auf Anordnung der Regierung! Das macht es so außergewöhnlich – plötzlich sprechen sich Regierungen offiziell gegen den höchst kriminellen Wildtierhandel aus. Ich hoffe sehr, dass dies ein Zeichen ist, dass unser Kampf gegen Wilderei und illegalen Wildtierhandel weiter Früchte trägt.
Wie es mit dem Tigertempel weitergehen muss
Wie es jetzt mit dem Tigertempel weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Über die ominöse Zoo-Lizenz könnten die Tiger eines Tages sogar über Umwege wieder in den Tempel zurückkehren. Wenn sich die Vorwürfe wegen Tigerhandels erhärten, dann glauben und hoffen wir aber, dass dies nicht stattfindet — zumal gegen den Tempel jetzt auch wegen illegaler Landnutzung ermittelt wird. Teile des Tempels befinden sich anscheinend auf Flächen, die eigentlich für Wald- und Landwirtschaft vorgesehen waren.
Was wir nun wollen
Wir hoffen, dass die thailändische Polizei alle Beweise gegen den Tempel gründlich untersucht und die Verantwortlichen mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden. Wir fordern, dass alle anderen Institutionen, die in Thailand Tiger halten, ebenfalls überprüft werden. Die Behörden müssen eng mit vertrauenswürdigen Tierschutzorganisationen zusammenarbeiten, damit die befreiten Tiger jetzt auch in angemessenen Bedingungen gehalten werden.
Mehr Tiger im Wald als hinter Gittern!
Und natürlich hoffen wir inständig, dass durch die bedrückenden Ereignisse um den Tigertempel auch die Aufmerksamkeit wieder mehr darauf gerückt wird, worauf es uns ankommt: den Schutz der Tiger in freier Wildbahn.
Und gerade Thailand hat schon heute ein großartiges Netz von Nationalparks und Schutzgebieten. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich irgendwann sagen kann: Thailand hat mehr Tiger in seinen Wäldern als hinter Gittern.
Was ihr tun könnt?
Wenn ihr in Thailand seid – freut euch darüber, es ist ein wunderbares Land, das ich liebe. Aber bitte lasst Euch nicht in irgendwelche Tempel oder andere Orte mit eingesperrten Tigern locken. Es sind keine Streicheltiere sondern majestätische Raubkatzen, die in die freie Wildbahn, in einen Lebensraum, der ihnen und ihren Lebensgewohnheiten angemessen ist, gehören. Bitte unterstützt also solche fragwürdigen Einrichtungen nicht mit Eurem Besuch – egal, unter welchem Vorwand, mit welcher Begründung sie Euch locken. Wir Menschen möchten immer gerne anfassen und besitzen – doch manche große Tat liegt wahrlich darin, sie nicht zu tun.
Hochinteressant finde ich in diesem Zusammenhang die Diskussion des Foreign Correspondents’ Club of Thailand mit dem bekannten Naturschützer Edwin Wiek von Wildlife Friends Thailand und zwei Freiwilligen des Tigertempels – sehenswert!
Das ist eine ganz üble Hexenjagd, ohne reale Hintergrundinfos!
Schlimmer als Bildzeitung…
Z.B.: “tote Tigerbabies”: liegt das nicht ev. an der fehlenden “Zuchterlaubnis”?
Was sollen die wohl mit den Babys machen, wenn ihnen nicht erlaubt ist, welche zu haben? Der Irrsinn der Bürokratie ist bei uns schon übel genug, aber dort potenziert er sich gelegentlich um ein Vielfaches!
“Tigerfelle”: sollen die die verbrennen, wenn ein Tiger stirbt?
Und ganz allgemein: ich war zwar (leider) nicht dort (kenne das Land aber ein bisschen), aber bis jetzt habe ich etliche Berichte gelesen, wie harmonisch das Leben der Tiger mit den Mönchen war.
Klar, es ist kein Leben in der freien Natur, aber, jetzt mal im Ernst: wo bitte soll das denn stattfinden?
Und so eine Art Freilaufzoo erscheint mir zumindest wesentlich besser, als die derzeitige Lösung: nämlich GAR KEINE!
Dank EUCH!
Wo sind denn die Tiger jetzt?
Und glaubt Ihr im Ernst, dass es ihnen jetzt besser geht?
Hallo Helmut, vielen Dank für deine Meinungsäußerung. Ich werde trotzdem weiterhin mit aller Kraft dafür arbeiten, dass es Tiger in freier Wildbahn geben kann und nicht nur hinter Gittern. Dafür gilt es eben auch den illegalen Handel mit Wildtieren und Wildtierprodukten zu stoppen. Meine und die Auffassung des WWF ist es nun mal, dass alles getan werden muss, um bedrohte Arten in freier Wildbahn, gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung vor Ort, mit den entsprechenden Regierungen und in engster Zusammenarbeit mit anderen Umweltschutzorganisationen und wissenschaftlichen Institutionen langfristig zu schützen.
Lieben Gruß
Kathrin
Hallo Kathrin,
es ist schön, dass der WWF ein Update bringt, die meisten anderen Berichterstatter haben bereits das Interesse verloren (Auch nach Anfragen bei Reportern von zB BBC wurde gesagt die Tiger wurden aus dem Tempel gebracht und jetzt sehen sie keinen Bedarf mehr die Geschichte weiter zu verfolgen).
Die beiden Hauptinvolvierten Organisationen Cee4life (Sybelle Foxcroft) und Wildlife Friends Foundation Thailand (Edwin Wiek) haben anscheinend bis jetzt keine Befugnis die Rettungsstation der Tiger zu betreten. Wie kann sowas sein? Jegliche Informationen die wir bekommen sind entweder aus den thailändischen Nachrichten oder Cee4life die sagen sie hätten mit jemandem geredet der vor Ort ist. Die Filmaufnahmen in den Nachrichten zeigen ein eher erschreckendes Bild von den Bedingungen und Zuständen der Tiger in ihrem neuen Zuhause. Cee4life ruft die Leute zum Spenden auf, da DNP anscheinend nicht genug Futter hat die Tiger zu versorgen ohne die Tiger seit dem Tempel gesehen zu haben. Anstatt klare Aussagen und Beweise für das Wohlbefinden der Tiere zu bringen, ziehen die Anhänger von Cee4life die Aufmerksamkeit auf Nebenkriegsschauplätzen wie gebastelte Anhänger aus gefundenen Tigerkrallensplittern der Volunteere.
Ich finde es sehr mutig von den beiden Volunteeren sich einem öffentlichen Interview zu stellen. Es gab im Vorfeld einige Gespräche mit Edwin Wiek und ich bin froh, dass Wiek eine Aufklärung der Situation und Zusammenarbeit fördern will. Foxcrofts Fragen und Abschweifungen über ihren Report in dem Interview tragen nicht wirklich zu einer Aufklärung bei und werden bald vom Moderator und schließlich von Wiek abgewiesen. Wiek antwortet sie hätte copy and paste benutzt und jeder kann sehen wie deutlich die Abneigungen dieser beiden Organisationen gegeneinander sind. Auf die Frage ob Wiek, hätte er die Wahl die Situation nocheinmal neu zu entscheiden, genauso alle Tiger aus dem Tempel geholt hätte, zögert er.
Haben wir also folgende Situation?
‑alle Tiger wurden abgeholt durch Mitarbeit von WFFT und cee4life
‑niemand hat Zutritt zu dem neuen Aufenthaltsort, nichtmal die beiden Organisationen die für die Abholung gesorgt haben
‑dadurch kann auch niemand zuverlässige Aussagen über den Zustand der Tiere geben
‑es gibt Gerüchte, dass mind. ein Tiger bereits verstorben ist
‑WFFT und cee4life sind im Streit miteinander
‑cee4life ruft zu einer großen Spendenaktion für die Tiger auf,
‑zeitgleich sind immer noch über 500 Tiere im Tempel ohne gesicherter Versorgung, über die aber kein Wort verloren wird
‑über die Verhaftung oder Bestrafung des Abts oder anderen Verantwortlichen hören wir nichts
Über die ganze Sache legt sich ein Schleier aus Undurchsichtigkeit und Vergessen.
Liebe Grüße
Lara
Ich habe gerade erfahren, dass heute ehemalige Mitarbeiter des Tempels zu den beiden Stationen gehen durften und einige Reporter anwesend waren:
http://www.bangkokpost.com/news/general/1024977/big-cats-in-trouble
Zwei Tiger sind leider verstorben, doch andere scheinen sich langsam anzupassen.
Hallo Lara,
vielen Dank für deine engagierte Kommentierung. Eine Sorge scheint sich ja glücklicherweise aufgelöst zu haben: es wird weiterhin über den Skandal um den Tigertempel und die Frage nach dem „wie geht es weiter?“ berichtet. Natürlich hoffe auch ich, dass es den aus dem Tempel entfernten Tigern und den anderen Tieren, die dort gehalten wurden, soweit gut geht und sie sich erholen. Ich bin nach wie vor froh und erleichtert, dass die thailändischen Behörden nun dem dringenden Verdacht nachgehen, dass der sogenannte Tigertempel in den Wildtierhandel verstrickt ist. Wie Du weißt sind Wilderei und Wildtierhandel einer der Hauptgründe, warum Tiger und viele andere Tiere vor dem Aussterben stehen. In Thailands Nachbarländern Kambodscha, Laos und Vietnam sind Tiger schon so gut wie ausgerottet. Und ich hoffe mich jetzt bald wieder auf meine Hauptarbeit konzentrieren zu können – nämlich mit den Partnern vor Ort alles dafür zu tun, dass der Tiger in freier Wildbahn nicht aussterben muss.
Alles Liebe
Kathrin
Gut drei Jahre sind vergangen seit meinem letzten Post. Was gibt es neues zu den Tigern vom Tempel? Ehemalige Mitarbeiter und Volunteer haben immer wieder gesagt, dass es den Tigern bei DNP nicht gut geht und sie unter den schlechten Zuständen der engen Gehege leiden. Durch gesammelte Spenden konnten wir zwar 2 größere Gehege bauen und Futter spenden, aber dies ist viel zu wenig um allen Tigern bessere Lebensumstände zu bieten. Bei jedem Besuch haben wir weitere Tiger gesehen die krank waren oder verlassene Gehege von bereits verstorbenen. Inzwischen gibt es auch offizielle Zahlen: die Hälfte der Tiger sind bereits gestorben!
http://www.fortigers.org/post/more-than-half-the-tiger-temple-tigers-reported-dead
Dies war keine Rettungsaktion…
Ich hoffe durch die neuen Nachrichten in den Medien wird den Tigern wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt und nach über drei Jahren endlich die Hilfe bereitgestellt die diese Tiere brauchen.
Alles Liebe
L.A.
Am Freitag wurde bei DNP eine Pressekonferenz gehalten um Auskunft zu der Todesrate der Tiger zu geben. 86 von 147 Tigern sind innerhalb von 3 Jahren verstorben. Der Höhepunkt der Pressekonferenz: Eine Begutachtung der verstorben, zerhackten und in Formaldehyd eingelegten Tiger, deren Körperteile respektlos mit Eisenhaken aus dem blauen Plastiktonnen gezerrt wurden. Ehemalige Mitarbeiter vom Tigertempel vor Ort haben Aufnahmen gemacht und sind dabei an ihre Grenzen gekommen (Warnung die Bilder enthalten Aufnahmen von zersetzten Kadaverteilen):
https://www.facebook.com/julianne.chisholm.5/videos/pcb.2741477492532117/2741473855865814/?type=3&theater
86 Tiger in 3 Jahren! Wie kann es sein, dass DNP verstorbene Tiger in Formaldehyd aufbewahrt und dem Tempel vor 3 Jahren vorgeworfen wurde es würde Tigerwein hergestellt werden als man die 40 Tigerjunge mit Totgeburten zu Dokumentationszwecken aufbewahrt hatte?
https://www.facebook.com/julianne.chisholm.5/videos/2742454962434370/
Eine Mitarbeiterin von Cee4life hat inzwischen ein Statement geschrieben, dass die Wegnahme der Tiger vom Tempel ein großer Fehler war und distanziert sich klar von der Leiterin Cee4live Sybelle Foxcroft. Die Spenden die Cee4life für die Tiger gesammelt hatten sind verschwunden und sie waren, nachdem die Tiger zu DNP gebracht wurden, nicht einmal auf dem Grundstück von DNP erlaubt.
https://www.facebook.com/ledonna.james.313/posts/122770835779860
@Kathrin , kannst du bitte darüber berichten? Es muss etwas unternommen werden, damit nicht auch noch die letzten 61 Tiger jämmerlich verrecken 🙁
Eine verzweifelte
Lara