Wie zählt man Tie­re in frei­er Wild­bahn? Drei Methoden


Aufnahme eines Leoparden, der in eine Kamerafalle getappt ist.
Ein Leopard ist in unsere Kamerafalle getappt. © Cambodia WWF / GDANCP

Tie­re zäh­len gehört dazu: Wenn wir Natur­schutz­ar­beit machen, wol­len wir auch mes­sen, ob unse­re Arbeit tat­säch­lich Erfolg hat. Dafür müs­sen wir abschät­zen, ob die bedroh­ten Arten, deren Lebens­räu­me wir schüt­zen und deren Wil­de­rei wir bekämp­fen, auch tat­säch­lich mehr wer­den. Aber wie vie­le Tie­re von einer Art leben denn nun in einem Gebiet? Die­se Fra­ge klingt erst ein­mal ein­fach, ist aber oft schwie­rig zu beantworten.

Die beson­de­ren Wäl­der Kambodschas

Wie schon berich­tet, arbei­ten wir in Kam­bo­dscha zum Erhalt der gro­ßen Tro­cken­wäl­der im Nord­os­ten des Lan­des. In die­sen ein­zig­ar­ti­gen Tro­pen­wäl­dern leben zahl­rei­che bedroh­te und beson­de­re Arten — dar­un­ter Leo­par­den, Wild­rin­der und Lei­er­hir­sche, sowie Asia­ti­sche Ele­fan­ten und ver­schie­de­ne Arten gro­ßer Was­ser­vö­gel. Aber die Wäl­der sind weit­läu­fig und die scheu­en Tie­re sieht man nur äußerst sel­ten. Des­we­gen muss man ein paar Tricks benut­zen, um her­aus­zu­fin­den, wie vie­le Tie­re es von jeder Art gibt. Beim WWF nut­zen wir ver­schie­de­ne Metho­den, um die Tie­re in unse­ren Gebie­ten zu zählen.

1. Tier zäh­len mit Kame­ra­fal­len: Und es macht „klick“

Aufnahme einer Kamerafalle: Eine Elefantenfamilie im Wald.
In Kam­bo­dschas Eas­tern Plains Land­scape leben rund 140 Asia­ti­sche Ele­fan­ten, die regel­mä­ßig von Kame­ra­fal­len foto­gra­fiert wer­den. © FA WWF-CAMBODIA / WWF-Grea­ter Mekong

Beson­ders bekannt sind natür­lich die Kame­ra­fal­len, die wir auf­hän­gen, damit sie auto­ma­tisch vor­bei­kom­men­de Tie­re foto­gra­fie­ren. Die Kame­ras kön­nen uns sagen, wel­che Arten in einem Gebiet über­haupt vor­kom­men, weil sie auch scheue Arten ohne Stö­rung ablich­ten. Und bei Tie­ren, die man auf Fotos indi­vi­du­ell unter­schei­den kann, hel­fen Kame­ra­fal­len die­se Tie­re zu zäh­len. Zum Bei­spiel bei Leo­par­den anhand ihrer Punk­te auf dem Fell. Dann kann man mit kom­pli­zier­ten sta­tis­ti­schen Metho­den berech­nen, wie vie­le Leo­par­den es in einem Gebiet gibt. In Kam­bo­dschas Eas­tern Plains Land­scape leben zum Bei­spiel auf jeweils 100 Qua­drat­ki­lo­me­tern etwa drei bis vier Leo­par­den. Das macht ins­ge­samt weni­ger als 20 Tie­re in den bei­den Schutz­ge­bie­ten! Die­se ein­drucks­vol­len Groß­kat­zen brau­chen also drin­gend unse­ren Schutz vor Wil­de­rei durch inten­si­ve Patrouil­len­ar­beit vor Ort.

2. Lini­en­tran­sek­te: Tie­re zäh­len zu Fuß und mit dem blo­ßen Auge

Tiere zählen: Zu Fuß durch den Trockenwald auf der Suche nach seltenen Tieren.
Zu Fuß durch den Tro­cken­wald auf der Suche nach sel­te­nen Tie­ren. © Arnulf Köhn­cke, WWF

Schwie­ri­ger wird es mit dem Zäh­len, wenn man die Tie­re nicht an ihrem Äuße­ren indi­vi­du­ell unter­schei­den kann, zum Bei­spiel bei Wild­schwei­nen oder Wild­rin­dern. Eine Metho­de, die wir beim WWF dann nut­zen, sind soge­nann­te „Lini­en­tran­sek­te“. Dabei lau­fen Men­schen ent­lang vor­her bestimm­ten Lini­en durch das Gebiet und notie­ren: Wel­che Tier­ar­ten haben sie gese­hen und wie vie­le? Wie weit waren die­se Tie­re von der vor­her defi­nier­ten Linie ent­fernt? Aus die­sen Daten kann man abschät­zen, wie vie­le Tie­re es von einer Art im Gebiet gibt. Aller­dings braucht man dafür vie­le, weit ver­teil­te der­ar­ti­ge „Lini­en“, was die Metho­de rela­tiv auf­wän­dig macht. Aber der Auf­wand lohnt sich: Mit Hil­fe von Lini­en­tran­sek­ten konn­te der WWF zum Bei­spiel zei­gen, dass in der Eas­tern Plains Land­scape mehr als
2500 Ban­t­eng leben – die größ­te Popu­la­ti­on weltweit
die­ses sel­te­nen Wildrindes.

3. Tie­re zäh­len durch Spu­ren­su­che: Wie im Krimi

Tiere zählen: Gefundener Leopardenkot gibt Aufschlüsse über die Anzahl und Lebensräume der Leoparden in Kambodscha.
Gefun­de­ner Leo­par­den­kot gibt Auf­schlüs­se über die Anzahl und Lebens­räu­me der Leo­par­den in Kam­bo­dscha. © Arnulf Köhn­cke, WWF

Lei­der las­sen sich mit Lini­en­tran­sek­ten nur häu­fi­ge Tie­re zäh­len, weil man für die Aus­wer­tung der Daten eine gewis­se Men­ge an Beob­ach­tun­gen braucht. Man muss die Tie­re also oft genug sehen, wenn man die „Lini­en“ abläuft. Wie zählt man also men­schen­scheue oder beson­ders sel­te­ne Arten, die man kaum ein­mal zu Gesicht bekommt? Oft ver­lässt man sich auf Spu­ren und sons­ti­ge Hin­ter­las­sen­schaf­ten der Tie­re. Bei Ele­fan­ten zum Bei­spiel kann man Kot­pro­ben sam­meln und die DNA in die­sen Kot­pro­ben ana­ly­sie­ren. In Kam­bo­dschas Eas­tern Plains Land­scape konn­ten wir durch sol­che Unter­su­chun­gen zei­gen, dass dort noch etwa 140 Asia­ti­sche Ele­fan­ten leben. Damit ist die Regi­on Hei­mat der größ­ten Ele­fan­ten-Popu­la­ti­on in ganz Kam­bo­dscha, Laos und Vietnam!

Wie immer man Tie­re zählt: Für mich bleibt es fas­zi­nie­rend zu erfah­ren, wel­che Arten noch in unse­ren Schutz­ge­bie­ten leben und wie es die­sen Arten dort geht. Aber wenn ich sol­che Zäh­l­er­geb­nis­se lese, den­ke ich nicht nur an die Tie­re selbst, son­dern auch an die Ran­ger und Natur­schutz-Kol­le­gen vor Ort. Denn nur durch deren har­te Arbeit, tage- und wochen­lang durch die Gebie­te zu fah­ren und zu lau­fen, kom­men wir über­haupt an die­ses Wissen.

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