So geht Zukunft: Abfall zu Rohstoffen

Kalundborg: Industrie der Zukunft CC0-Mr3641

Indus­trie der Zukunft: Könn­te nicht ein Indus­trie­zweig, der beson­ders viel Was­ser benö­tigt, das Abwas­ser eines ande­ren Betrie­bes nut­zen? Und könn­ten nicht auch Indus­trie­ab­fäl­le eines Berei­ches für ande­re Pro­duk­tio­nen als Roh­stof­fe wie­der ver­wen­det wer­den? Doch, das geht! Und es wird in einem Vor­zei­ge­pro­jekt in Däne­mark, der soge­nann­ten Kalund­borg Sym­bio­se genau­so gemacht.

So geht Zukunft

Wie wer­den wir leben? Woher kommt unser Essen, unse­re Ener­gie, unse­re Klei­dung? Wie bewe­gen wir uns fort und wie kann das alles umwelt­ver­träg­lich gesche­hen? Wir haben uns mit dem Insti­tut für öko­lo­gi­sche Wirt­schafts­for­schung (IÖW) auf die Suche nach Vor­bil­dern für ein zukunfts­fä­hi­ges, sozi­al-öko­lo­gi­sches Wirt­schaf­ten gemacht. Und dabei erstaun­li­che Ansät­ze gefun­den. So geht Zukunft. Wir stel­len eini­ge der Ansät­ze in locke­rer Serie vor. Hier: Res­sour­cen­in­ten­si­ve Industrie

Kalund­borg — Wo die Uto­pie Rea­li­tät ist

Kalund­borg liegt im äußers­ten Nord­wes­ten der däni­schen Insel See­land. In der Hafen­stadt sie­deln vie­le gro­ße Indus­trie­be­trie­be – und geben sich heu­te ihre Mate­ri­al­ab­fäl­le, ihr Was­ser, ihre Ener­gie und auch ihr Wis­sen gegen­sei­tig wei­ter. Dar­un­ter Däne­marks größ­tes Kraft­werk Asnæs, die größ­te däni­sche Raf­fi­ne­rie von Sta­toil und der Phar­ma­kon­zern Novo Nor­disk, der übri­gens 40 Pro­zent des welt­wei­ten Insu­lins her­stellt. Eine zukunfts­fä­hi­ge Kreis­lauf­wirt­schaft, die Umwelt­aus­wir­kun­gen und Pro­duk­ti­ons­kos­ten ver­rin­gert.

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Wie Abfall zu Roh­stof­fen wer­den kann

Wie kann die Indus­trie umwelt­freund­li­cher wer­den? CC-By-SA‑4.0 / Thomas-Dahlstrøm-Nielsen

Im Kraft­werk bei­spiels­wei­se fällt bei der Ent­schwe­fe­lung Indus­trie­gips an, der an einen Her­stel­ler von Gips­kar­ton abge­ge­ben wird. Die­ser ist dadurch kaum noch auf Gips aus Tage­bau­ten ange­wie­sen. Hei­ßen Was­ser­dampf lei­tet das Kraft­werk zur Raf­fi­ne­rie und zur Phar­ma­fir­ma Novo Nor­disk, um dort che­mi­sche Pro­zes­se mit Wär­me­en­er­gie zu ver­sor­gen und muss dadurch selbst weni­ger kühlen.

Novo Nor­disk bezieht sei­nen gesam­ten Bedarf an Dampf aus dem Kraft­werk und stellt sei­ner­seits Indus­trie­ab­fäl­le zur Ver­fü­gung: Bei der Phar­ma-Pro­duk­ti­on anfal­len­de Hefe-Schla­cken wer­den als Bio­gas zur Ener­gie­ge­win­nung und in der Land­wirt­schaft ver­wer­tet. Die land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be wie­der­um lie­fern über­schüs­si­ges Stroh aus der Getrei­de­ern­te zur Her­stel­lung von Bio-Kraft­stoff. Und die Raf­fi­ne­rie Sta­toil über­lässt dem Kraft­werk Asnæs ihr Abwas­ser als Kühl­was­ser, außer­dem über­schüs­si­ges Gas, das sonst abge­fa­ckelt wür­de. Die­se Kreis­läu­fe set­zen sich unter Betei­li­gung wei­te­rer Fir­men fort.

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Indus­trie der Zukunft nach dem Vor­bild der Natur

So stel­le ich mir Kreis­lauf­wirt­schaft vor: Es gibt kei­ne Abfäl­le, Abwas­ser und Abluft mehr, denn die­se wer­den die Roh­stof­fe und Ener­gie­trä­ger ande­rer Pro­zes­se. Genau so macht es die Natur. Ein Wald bei­spiels­wei­se pro­du­ziert eine Viel­zahl an Lebe­we­sen — Pflan­zen, Tie­re, Pil­ze, Bak­te­ri­en usw. — und deren Pro­duk­te, bei­spiels­wei­se Holz, Nah­rung, Wohn­raum, frucht­ba­ren Boden, sau­be­re Luft, gutes Trink­was­ser. All das, ohne dass irgend­wel­che Abfäl­le aus dem Wald ent­sorgt oder fos­si­le Ener­gie zuge­führt wer­den müssten.

Der Wald, das Koral­len­riff und die Berg­wie­se sind per­fek­te Bei­spie­le für soge­nann­te sau­be­re Tech­no­lo­gien (Clean-Tech­no­lo­gy), Kreis­lauf­wirt­schaft (Cir­cu­lar-Eco­no­my) und abfall­freie Pro­duk­ti­on (Zero-Was­te-Pro­duc­tion).

Res­sour­cen scho­nen durch indus­tri­el­le Symbiose

Die Kalund­borg Sym­bio­se in Dänemark ist der welt­weit ers­te indus­tri­el­le Zusam­men­schluss die­ser Art. Betei­ligt sind heu­te elf öffent­li­che und pri­vat­wirt­schaft­li­che Unter­neh­men aus den Berei­chen Was­ser- und Ener­gie­ver­sor­gung, Zement- und Bau­stoff­her­stel­lung, Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on, Phar­ma­zie und Che­mie. Nicht nur, aber gera­de für res­sour­cen­in­ten­si­ve Indus­trien ist Kalund­borg ein wich­ti­ges Vor­bild, um die enor­men Umwelt­be­las­tun­gen zu redu­zie­ren. Denn auch wenn wir Extrem­wet­ter wie die durch Stark­re­gen ver­ur­sach­ten aktu­el­len Hoch­was­ser zukünf­tig brem­sen wol­len, brau­chen wir im Kampf gegen die Kli­ma­kri­se eine zukunfts­fä­hi­ge, umwelt­freund­li­che­re Industrie.

Mehr bemer­kens­wer­te Pro­jek­te nach­hal­ti­ge­rer und sozia­le­rer Wirt­schaft und Produktion
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und Im Studium der Biologie und Neurophysiologie und im Aufbaustudium Umweltschutztechnik suchte ich Antworten auf die Fragen „Wieso, weshalb, warum?“ und „Was kann ich tun?“. So ist das immer noch. Warum fliegt ein Vogel, wie taucht ein Fisch, was erzählt die Vegetation über die Landschaftsgeschichte und warum fällt es dem Menschen so schwer, sich anzupassen und positiv zu ändern? Reicht es, technisch effizienter zu arbeiten oder sind wir schlicht auf einem falschen Pfad? Welche Wege wären besser? Was ist zu tun, um unsere Lebensräume und unsere Mitwelt zu erhalten und was ist „nachhaltiges Wirtschaften“ und „Gutes Leben für alle“? All diesen Fragen gehe ich auf den Grund und entwickle mit Kolleg:innen und Partner:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Unternehmen Transformationspfade und suche nach guten Beispielen für eine Zukunft in positiver Resonanz mit Mitwelt und Mitmenschen. Erfahrungen gesammelt habe ich in einem eigenen Start-Up, in der Naturschutz-Verwaltung, mit der EU in Lettland direkt nach der politischen Öffnung und als WWF-Leiter Meere&Küsten, als Direktor des globalen WWF Fischereiprogrammes und jetzt als Leiter Innovation, Sciences &Technologies.
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