Schwarz und weiß: die ande­ren Pan­das weltweit

Kein Panda, ein Schabrackentapir-Baby © imago/CTK Photo/Dalibur Gluck

Es ist so eine Sache mit den Ver­wand­ten, auch bei Tie­ren. Kör­per­li­che Ähn­lich­kei­ten oder ähn­li­che Ver­hal­ten sind nicht immer ein Hin­weis auf eine enge Ver­wandt­schaft. Manch­mal bestan­den im Lau­fe der Evo­lu­ti­on ver­gleich­ba­re Lebens­be­din­gun­gen an ver­schie­de­nen Orten, so dass Merk­ma­le mehr­fach unab­hän­gig von­ein­an­der ent­stan­den sind. Die­ses Phä­no­men wird Kon­ver­genz genannt.

In den viel­fäl­ti­gen Öko­sys­te­men sind die Arten netz­ar­tig mit­ein­an­der ver­bun­den und von­ein­an­der abhän­gig. Zwi­schen ihnen bestehen die unter­schied­lichs­ten Bezie­hun­gen, etwa Nah­rungs­ket­ten und Sym­bio­sen. Wenn ein­zel­ne Arten bedroht sind oder aus­ster­ben, wird die­ses Netz des Lebens brü­chig oder bricht sogar zusam­men.  Oft ste­cken letzt­lich wir Men­schen dahinter.

In die­sem Blog-Bei­trag beleuch­te ich die Par­al­le­len zwi­schen Pan­das und ande­ren Arten, die auch irgend­wie Pan­das zu sein schei­nen. Es geht um Ver­wand­te und Nicht-Ver­wand­te, Bedro­hun­gen und Lei­dens­ge­nos­sen, Gemein­sam­kei­ten und Unterschiede…

War­um sind Pan­das schwarz und weiß?

Der Pan­da ist bekannt­lich unser Wap­pen­tier vom WWF. War­um der Pan­da sei­ne cha­rak­te­ris­ti­sche schwarz-wei­ße Zeich­nung hat? Wir wis­sen es nicht sicher. Viel­leicht ermög­licht sie Tar­nung, warnt Fein­de oder unter­stützt den Wärmehaushalt?

Das Ori­gi­nal © naturepl.com/LYNN M. STONE/WWF

Obwohl Pan­das zu den bedroh­ten Tier­ar­ten gehö­ren, gehö­ren sie auch zu den Gewin­nern der letz­ten Jah­re. Durch das tat­kräf­ti­ge Enga­ge­ment für die schwarz-wei­ßen Bären gel­ten die­se seit 2016 auf der inter­na­tio­na­len Roten Lis­te nicht mehr als stark gefähr­det, son­dern „nur“ noch als gefähr­det. Gezählt wird etwa alle zehn Jah­re. Im Jahr 2004 wur­den 1600 Pan­das in ihrem Ver­brei­tungs­ge­biet im Süd­wes­ten Chi­nas geschätzt. 2014 zähl­ten Expert:innen min­des­tens 1864 Tie­re. Dies ent­spricht einem Zuwachs von knapp 17 Prozent.

Pan­da der Meere

Vaqui­ta im Netz © Flick Nick­len / Min­den Pic­tures / WWF

Vaqui­tas sind gleich dop­pel­te Rekord­hal­ter. Sie tra­gen nicht nur den Titel der kleins­ten Wale der Welt, son­dern stel­len trau­ri­ger­wei­se auch die am stärks­ten vom Aus­ster­ben bedroh­ten Mee­res­säu­ger über­haupt dar. Da sie immer schon nur in einem ein­zi­gen Ver­brei­tungs­ge­biet im Golf von Kali­for­ni­en vor­ka­men, waren sie nie so zahl­reich wie ande­re Wal­ar­ten. Nun ist der Gesamt­be­stand aber der­ma­ßen stark ein­ge­bro­chen, dass es für die­se Art weni­ge Sekun­den vor zwölf ist. Wahr­schein­lich exis­tie­ren ins­ge­samt nur noch höchs­tens 22 Tiere.

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Grund dafür ist, dass Vaqui­tas immer wie­der als unge­woll­ter Bei­fang zu Tode kom­men. Die Stell­netz­fi­sche­rei mit soge­nann­ten Kie­men­net­ze ist für Vaqui­tas beson­ders gefähr­lich. Die klei­nen Wale kön­nen die dün­nen Net­ze nicht wahr­neh­men, ver­fan­gen sich, kön­nen kei­ne Luft mehr holen und ertrin­ken. Ihre schwarz-wei­ße Zeich­nung, vor allem das wei­ße Gesicht mit den schwarz umran­de­ten Augen hat zu dem Spitz­na­men „Pan­das der Mee­re“ geführt.

Halb Pan­da, halb Ele­fant: der  Schabrackentapir

Schab­ra­cken­ta­pi­re sind die ein­zi­ge Tapir­art Asi­ens und die größ­ten Ver­tre­ter der Tapi­re. Mit ihrem wei­ßen Rücken und den schwar­zen Bei­nen haben sie von hin­ten tat­säch­lich gro­ße Ähn­lich­keit mit einem Pan­da. Der plum­pe Kör­per lässt hin­ge­gen eine nahe Ver­wandt­schaft mit Schwei­nen ver­mu­ten, der Nasen­an­häng­sel eine mit Ele­fan­ten. Doch sind es Pfer­de und Nas­hör­ner, die ihnen am nächs­ten stehen.

Schab­ra­cken­ta­pir © imago/CSP_ngarare

Wie bei allen Tapi­ren (und bei Ele­fan­ten) bil­den Ober­lip­pe und Nase einen Rüs­sel. Schab­ra­cken­ta­pi­re bewoh­nen tro­pi­sche Regen­wäl­der und Feucht­ge­bie­te in Süd­ost­asi­en. Vor allem durch fort­schrei­ten­de Lebens­raum­zer­stö­rung gel­ten sie seit vie­len Jah­ren als stark gefähr­det. Mitt­ler­wei­le zählt der Gesamt­be­stand fort­pflan­zungs­fä­hi­ger Tie­re die­ser Art nur noch rund 2500 Indi­vi­du­en. Schab­ra­cken­ta­pi­re tei­len Tei­le ihres Ver­brei­tungs­ge­bie­tes und damit auch ihr Schick­sal mit Suma­tra-Tigern, Suma­tra-Nas­hör­nern und Asia­ti­schen Elefanten.

Das Pan­da-Nega­tiv

Schwar­zer Frack statt Pan­darü­cken © WWF-Aus / Chris Johnson

Ade­lie­pin­gui­ne leben in der Ant­ark­tis und auf den umlie­gen­den Inseln. Sie brü­ten ent­lang der Küs­te Ant­ark­tis sowie auf man­chen sub­ant­ark­ti­schen Inseln. Damit sind sie neben den Kai­ser­pin­gui­nen die ein­zi­gen Pin­gui­ne, die sich unter den schwie­ri­gen Lebens­be­din­gun­gen auf dem ant­ark­ti­schen Fest­land fortpflanzen.

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Im Gegen­satz zum Pan­da haben Ade­lie­pin­gui­ne einen schwar­zen Kopf und weiß umran­de­te Augen. Statt einem wei­ßen Pan­darü­cken tra­gen sie einen schwar­zen Frack. Auch im Ver­gleich zum Pan­da der Mee­re sind Ade­lie­pin­gui­ne ein, in die­sem Fall posi­ti­ves Nega­tiv. Wäh­rend Vaqui­tas ein sehr klei­nes Ver­brei­tungs­ge­biet besit­zen und extrem sel­ten gewor­den sind, stel­len Ade­lie­pin­gui­ne mit rund 10.000.000 geschlechts­rei­fen Indi­vi­du­en eine der häu­figs­ten Pin­gui­ne dar und sind die Pin­guin­art mit dem größ­ten Ver­brei­tungs­ge­biet. Aller­dings wer­den Ade­lies, wie sie auch genannt wer­den, zuneh­mend mit den Fol­gen der Kli­ma­kri­se zu kämp­fen haben.

Pan­da­a­mei­se: Schwar­ze Augen, wei­ßer Kopf, schwar­ze Beine

Pan­da­a­mei­sen sind weder Pan­da noch Amei­se. Die ame­ri­ka­ni­schen Insek­ten gehö­ren zur Fami­lie der Amei­sen­wes­pen. Die Weib­chen machen ihrem Namen alle Ehre: eine Zeich­nung wie ein Pan­da und kei­ne Flü­gel wie eine Amei­se. Wäh­rend die Weib­chen der Vor­fah­ren noch einen Lege­sta­chel besa­ßen, hat sich aus die­sem im Lau­fe der Evo­lu­ti­on ein Wehr­sta­chel mit einer Gift­drü­se ent­wi­ckelt. Inso­fern könn­te es sein, dass die auf­fäl­li­ge Pan­da­zeich­nung im Zusam­men­hang mit einer War­nung von Fress­fein­den vor einem nicht unge­fähr­li­chen Stich steht.

Ich bin eine Wes­pe © Chris Lukhaup/CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Den eben­falls schwarz-weiß gezeich­ne­ten Männ­chen hin­ge­gen fehlt ein Sta­chel. Dafür besit­zen sie Flü­gel. So sehen sie eher wie Wes­pen als wie Amei­sen aus.

Die letz­ten ihrer Art

Um die schwarz-wei­ßen Pan­da-Lan­gu­ren steht es fast so schlecht wie um die Pan­das der Mee­re. Sie gehö­ren zu den bedroh­tes­ten Affen welt­weit. Ihr Ver­brei­tungs­ge­biet ist das Berg­land süd­lich der viet­na­me­si­schen Haupt­stadt Hanoi. Die Gesamt­po­pu­la­ti­on beträgt nur noch rund 250 geschlechts­rei­fe Tie­re, die aller­dings durch Lebens­raum­zer­schnei­dung in Teil­po­pu­la­tio­nen in 19 von­ein­an­der getrenn­ten Regio­nen leben und kei­nen Kon­takt unter­ein­an­der haben. Eine Par­al­le­le, die sich zum Gro­ßen Pan­da zie­hen lässt, des­sen Gesamt­po­pu­la­ti­on eben­falls in vie­le klei­ne, von­ein­an­der iso­lier­ten Teil­po­pu­la­tio­nen auf­ge­split­tet ist.

Es sind nur noch sehr, sehr weni­ge © Ima­go images

Sowohl Gro­ße Pan­das als auch Pan­da-Lan­gu­ren bekom­men bun­te Babys. Pan­da­ba­bys kom­men rosa und fast nackt zur Welt. Pan­da-Lan­gu­ren­ba­bys besit­zen ein oran­ge­far­be­nes Geburts­fell. Bei­de Arten ernäh­ren sich von pflanz­li­cher Kost, Pan­da-Lan­gu­ren am liebs­ten von jun­gen Blät­tern und Knospen.

Schö­ner Namens­vet­ter: der Rote Panda

Rote Pan­das, auch Klei­ne Pan­das, Kat­zen­bä­ren oder Feu­er­füch­se genannt, gehö­ren genau wie Gro­ße Pan­das zu den Raub­tie­ren. Frü­her dach­te man, dass die Pan­das auf­grund eini­ger Ähn­lich­kei­ten nah ver­wandt sind. Heu­te weiß man, dass sie unter­schied­li­chen Raub­tier­fa­mi­li­en ange­hö­ren und es sich bei den Ähn­lich­kei­ten um kon­ver­gen­te Ent­wick­lun­gen im Lau­fe der Evo­lu­ti­on han­delt, die im Zusam­men­hang mit der Spe­zia­li­sie­rung auf die Ernäh­rung von Bam­bus steht.

Das schöns­te Tier der Welt? © naturepl.com / Anup Shah / WWF

Klei­ne und Gro­ße Pan­das besit­zen fünf nach vor­ne aus­ge­rich­te­te Fin­ger. Zusätz­lich wei­sen ihre Hän­de einen „ein­zig­ar­ti­gen“ so genann­ten „fal­schen Dau­men“ auf. Die­ser den ande­ren Fin­gern mehr oder weni­ger gegen­über­ste­hen­de sechs­te Fin­ger ist ein ver­län­ger­ter Hand­wur­zel­kno­chen, der das Hal­ten von Bam­bus­stän­geln erleich­tert. Die Ver­brei­tungs­ge­bie­te der Klei­nen und Gro­ßen Pan­das über­schnei­den sich. Das des Klei­nen Pan­das ist jedoch um eini­ges grö­ßer und liegt im Hima­la­ya. Sowohl Klei­ne wie auch Gro­ße Pan­das sind durch Lebens­raum­zer­stö­rung sowie Inzucht auf­grund zu gerin­ger Bestands­grö­ßen bedroht. Rote Pan­das lei­den zusätz­lich unter Wil­de­rei. Trotz Ver­bo­ten haben es Jäger auf ihr Fell abgesehen.

Nicht umsonst bezeich­ne­te der Zoo­lo­ge Fré­dé­ric Cuvier den Roten Pan­da bei sei­ner Erst­be­schrei­bung Anfang des 19. Jahr­hun­derts als das schöns­te Tier der Welt.

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- Vera hat den WWF inzwischen verlassen - Artenschutzexpertin beim WWF. Außerdem Biologielehrerin und Montessoripädagogin. Ich liebe Kinder und Tiere und freue mich, wenn es um beides geht. Am liebsten arbeite ich an Themen über Tiere für Kinder. Ich wohne mit meiner Familie ganz am Rande der Stadt. Dort haben wir das große Glück viel in der Natur sein und regelmäßig Wildtiere beobachten zu können.
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