Wo der Oster­ha­se Scho­ko­la­de kau­fen sollte…

Es gibt sie, die gute Schokolade ohne Abholzung und Kinderarbeit © klenova / iStock /GettyImages

Wo kom­men eigent­lich die­se Unmen­gen von Scho­ko­ei­ern und Oster­ha­sen her? Und gibt´s das auch in Nachhaltig?

Kin­der­ar­beit, Abhol­zung von Regen­wald, Umwelt­ver­schmut­zung, Pes­ti­zi­de. Die bit­te­re Sei­te der Scho­ko­la­de dürf­te den meis­ten inzwi­schen bekannt sein. Ein gro­ßes Pro­blem: Es fehlt an Trans­pa­renz. Vor dem Scho­ko­re­gal im Super­markt ist es schwer her­aus­zu­fin­den, wel­chen Weg die Kakao­boh­ne bis in die fer­ti­ge Scho­ko­la­de zurück­ge­legt hat. Selbst Unter­neh­men tap­pen bei ihren kom­ple­xen Lie­fer­ket­ten teil­wei­se im Dun­keln. Wor­an sol­len sich Verbraucher:innen dann orientieren?

Scho­ko­la­den Score­card — Trans­pa­renz im Kakaosektor

Einen Ver­such Licht in den Kakao-Dschun­gel zu brin­gen, macht die Scho­ko­la­den-Score­card. Sie schaut sich die größ­ten Scho­ko­la­den­her­stel­ler an und bewer­tet sie nach den Kri­te­ri­en Kin­der­ar­beit, Trans­pa­renz, Ein­kom­men, Ent­wal­dung, Pes­ti­zid­ein­satz und Anbau im Agro­forst­sys­tem. Die Oscars der Scho­ko­la­den­in­dus­trie sozu­sa­gen. Nur das bei die­ser Preis­ver­lei­hung nicht nur die (Scho­ko-) Creme de la Creme, son­dern auch die Bad Boys aus­ge­zeich­net werden.

Wenn doch alle Scho­ko-Eier so grün wären…© kle­no­va / iStock /GettyImages

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Zu den Nomi­nier­ten gehö­ren alle gro­ßen Kakao­händ­ler und Scho­ko­la­den­her­stel­ler der Bran­che, also nam­haf­te Mar­ken wie Fer­re­ro, Nest­lé, Lindt, Mars. Aber auch klei­ne­re inno­va­ti­ve Unter­neh­men wie Bey­ond Good oder Tony´s Cho­co­lo­nely sind dabei. Ins­ge­samt ver­trei­ben und ver­ar­bei­ten die­se Unter­neh­men 80–90 Pro­zent des welt­wei­ten Kakaos. Ihr Han­deln hat also einen gro­ßen Ein­fluss. Und der kann posi­tiv oder nega­tiv sein.

Und das grü­ne Scho­ko­ei geht an…

Die guten Nach­rich­ten zuerst: Tony‘s Cho­co­lo­nely gehört zu den abso­lu­ten Spit­zen­rei­tern, nicht nur bei fai­ren Prei­sen, son­dern auch beim nach­hal­ti­gen Anbau. Das grü­ne Ei ist also mehr als verdient.

Die Bes­ten © chocolatescorecard.com

Im gel­ben Mit­tel­feld lie­gen Fer­re­ro, Nest­lé, Mond­e­lez (Mil­ka), Lindt und Rit­ter Sport. Fer­re­ro schnei­det ins­be­son­de­re bei Trans­pa­renz, Kin­der­ar­beit und Ent­wal­dung gut ab, hat aber Nach­hol­be­darf bei fai­ren Prei­sen und dem Ein­satz von Pes­ti­zi­den. Ähn­lich sieht es bei Nest­lé aus, die sich aber zumin­dest ambi­tio­nier­te Zie­le zu der Zah­lung von Prä­mi­en und der Aus­wei­tung von Agro­forst­an­bau gesetzt haben.

Mond­e­lez (Mil­ka), Lindt und Rit­ter Sport lie­gen im hin­te­ren Mit­tel­feld und haben bei fast allen The­men Nach­hol­be­darf. Rote Eier gehen an die Scho­ko­la­den Alpia und Sarot­ti von Stollwerck. Emp­feh­len wir dem Oster­ha­sen nicht.

Agro­forst­sys­tem: aus dem Regen­wald, für den Regenwald

Die Score­card hilft also schon­mal, um im Super­markt bes­se­re Ent­schei­dun­gen tref­fen zu kön­nen. Wir fin­den aber: Das geht noch bes­ser. Wie nach­hal­ti­ger Kakao­an­bau funk­tio­niert, zei­gen zum Bei­spiel die indi­ge­nen Kakao­ko­ope­ra­ti­ven in Ecua­dor, mit denen wir zusam­men­ar­bei­ten. Kichwa-Kakaobäuer:innen bau­en Kakao schon seit Jahr­hun­der­ten in Wald­gär­ten, den soge­nann­ten „Chakras“ an. Kakao wird dort in Kom­bi­na­ti­on mit Holz­bäu­men und ande­ren Pro­duk­ten wie Kaf­fee, Yuc­ca, Mais oder Bana­nen angepflanzt.

Das bedeu­tet nicht nur, dass die Bau­ern und Bäue­rin­nen ihr Ein­kom­men durch den Ver­kauf ver­schie­de­ner Pro­duk­te diver­si­fi­zie­ren kön­nen. In die­sem wald­ähn­li­chen Sys­tem pro­fi­tie­ren die Pflan­zen auch von­ein­an­der. Die grö­ße­ren Bäu­me spen­den Schat­ten, Schäd­lin­ge wer­den abge­hal­ten. Das führt zu weni­ger Pes­ti­zid­ein­satz und mehr Arten­viel­falt. Ins­ge­samt sind die­se Sys­te­me sehr viel wider­stands­fä­hi­ger gegen­über Extrem­wet­ter und Kli­ma­wan­del. Und dadurch eine ech­te Alter­na­tiv zu kon­ven­tio­nel­lem Kakao­an­bau auf Plan­ta­gen. Vor allem in West­afri­ka haben sie schon über 80 Pro­zent des Regen­walds verdrängt.

Scho­ko­la­de, die gut für Mensch und Natur ist, das geht also. Aber ihr Anteil auf dem euro­päi­schen Markt ist gering. Des­we­gen set­zen wir uns Rah­men des vom BMZ beauf­trag­ten und GIZ geför­der­ten Kakao­pro­jek­tes für einen nach­hal­ti­ge Lie­fer­ket­te zwi­schen Ecua­dor und Deutsch­land ein. Die kann dann ger­ne auch der Oster­ha­se nächs­tes Jahr nutzen.

Bis dahin unser Tipp: Ach­tet beim Kauf von Scho­ko­la­de auch auf Initia­ti­ven wie Fai­raf­ric oder Paca­ri. Hier fin­det die Wert­schöp­fung vor Ort statt. Die Scho­ko­la­de wird in den Anbau­län­dern selbst her­ge­stellt wird. So ist sicher, dass der Preis für die Scho­ko­la­de auch wirk­lich da lan­det, wo er gebraucht wird und nicht in undurch­sich­ti­gen Lie­fer­ket­ten verschwindet.

Der gute Kakao

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und Mein Ziel ist es, mit kleinen Schritten die Welt zu verändern. Ich habe Umweltwissenschaften und Ökolandbau studiert und arbeite beim WWF gemeinsam mit meinem Team tagtäglich im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft. Landwirtschaft ist ein Haupttreiber für die Zerstörung wichtiger Ökosysteme und hat Auswirkungen auf Böden, Gewässer, Klima und Artenvielfalt. Wir setzten uns weltweit für eine naturverträgliche Landwirtschaft im Einklang mit unseren bestehenden Ressourcen ein.
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