Schluss mit Sub­ven­tio­nen für Überfischung!

Überfischung muss aufhören. Jetzt.© adakon/iStock/Getty Images

Wir brau­chen das Meer. Mil­li­ar­den von Men­schen sind vom Meer und den Fisch­be­stän­den abhän­gig. Doch welt­weit wird die Fische­rei immer noch mit Sub­ven­tio­nen geför­dert. Das führt dazu, dass Fang­flot­ten auch aufs Meer fah­ren, wenn es sich ohne die staat­li­chen Mit­tel gar nicht loh­nen wür­de – und die Über­fi­schung vor­an­trei­ben. Über ein Drit­tel der kom­mer­zi­ell genutz­ten Fisch­be­stän­de sind über­fischt, fast 60 Pro­zent wer­den bis an ihre Gren­zen genutzt.

Das Pro­blem ist seit 20 Jah­ren bekannt – und trotz­dem wei­ter vertagt

Der Über­fi­schungs­kri­se ste­hen immense wirt­schaft­li­che Inter­es­sen gegen­über, die oft dann die Poli­tik bestim­men, auch wenn nur weni­ge davon pro­fi­tie­ren. Umwelt­schäd­li­che Fische­rei-Sub­ven­tio­nen sind ein welt­wei­tes Pro­blem und seit zwei Jahr­zehn­ten (!) auf der Agen­da der Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on WTO. Am Don­ners­tag, 15. Juli soll­te nun end­lich ein Abkom­men geschlos­sen wer­den, wel­ches die Sub­ven­tio­nen stoppt. Doch die Posi­tio­nen eini­ger Län­der lagen noch immer zu weit aus­ein­an­der, der poli­ti­sche Wil­len reich­te nicht aus, um zu einer Eini­gung zu kom­men. Trotz gro­ßer Anstren­gun­gen der Gene­ral­di­rek­to­rin und des Ver­hand­lungs­füh­rers wur­de die Ent­schei­dung wei­ter vertagt. 

Schäd­li­che Sub­ven­tio­nen trei­ben schäd­li­che Fische­rei an

Die Sum­men zur Sub­ven­tio­nie­rung des Raub­baus am Meer sind enorm. 2018 waren es welt­weit geschätz­te 22 Mil­li­ar­den Euro. Sub­ven­tio­niert wur­den unter ande­rem Treib­stoff, neue Moto­ren und der Bau neu­er Schif­fe. Sie ermög­li­chen es den Fische­rei­flot­ten, ihre Fang­ka­pa­zi­tät zu erhö­hen und Fang­ak­ti­vi­tä­ten auf­recht­zu­er­hal­ten oder aus­zu­wei­ten, selbst wenn dies wirt­schaft­lich nicht ren­ta­bel ist. Damit nicht genug: Der Eco­no­mist schätzt, dass jedes Jahr Sub­ven­tio­nen in Höhe von mehr als vier Mil­li­ar­den Dol­lar sogar der ille­ga­le Fische­rei zu Gute kom­men. Auch das soll das WTO-Abkom­men unterbinden.

Staa­ten wie Japan, Chi­na, die EU und die USA geben am meis­ten für Fische­rei­sub­ven­tio­nen aus. Leid­tra­gen­de die­ser Sub­ven­ti­ons­po­li­tik sind nicht nur die Welt­mee­re, son­dern oft auch die ärms­ten Län­der und Men­schen im glo­ba­len Süden.

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Es ist längst klar, dass die­se schäd­li­chen Sub­ven­tio­nen nicht nur unge­recht und unöko­lo­gisch sind, son­dern auch unwirt­schaft­lich. Zum Bei­spiel in Mexi­ko. Fische­rei­sub­ven­tio­nen haben weder dem Land bei der Ent­wick­lung sei­ner Fische­rei­in­dus­trie gehol­fen, noch kom­men sie den Küs­ten­ge­mein­den zugu­te, wie eine Ana­ly­se des WWF aus dem Jahr 2019 gezeigt hat: Die Sub­ven­tio­nen haben die Flot­ten­grö­ße ver­grö­ßert, jedoch sind die Fang­men­gen in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten kon­stant geblie­ben. Die Fische­rei ist also weni­ger pro­duk­tiv und die Fischer:innen ver­die­nen weni­ger Geld.

Fische­rei-Sub­ven­tio­nen end­lich stop­pen: #Stop­Fun­din­gO­ver­fi­shing

Mehr Schif­fe bedeu­ten weni­ger Fisch © photoneye/iStock/Getty Images

Wenn die Poli­tik Fische­rei sub­ven­tio­niert, die zu einem Rück­gang der Fisch­be­stän­de und dadurch zu Nah­rungs­knapp­heit und Arbeits­lo­sig­keit führt, dann han­delt sie gegen die Inter­es­sen der Mensch­heit. Das muss enden. Punkt. Und zwar jetzt.
Auf Basis der UN-Zie­le für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung soll­ten die Regie­run­gen schäd­li­che Fische­rei­sub­ven­tio­nen eigent­lich schon bis 2020 abge­schafft haben!

Immer noch läuft des­halb unse­re #Stop­Fun­din­gO­ver­fi­shing-Kam­pa­gne.

Regie­run­gen soll­ten Geld für die rich­ti­gen Sub­ven­tio­nen ausgeben

Natür­lich sind nicht alle Aus­ga­ben schlecht. Tat­säch­lich kön­nen staat­li­che För­de­run­gen für die rich­ti­gen Din­ge dem Meer, den Fischer:innen und dem Markt hel­fen. Fische­rei­öko­no­men haben unter­sucht, was pas­siert, wenn Regie­run­gen ihre Sub­ven­ti­ons­pro­gram­me refor­mie­ren. Das Ergeb­nis: Die wirt­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Ergeb­nis­se ver­bes­sern sich erheb­lich, wenn die Aus­ga­ben so umge­lenkt wer­den, dass nach­hal­ti­ge Manage­ment­prak­ti­ken geför­dert wer­den und  sie den Fischer:innen direkt zu Gute kom­men. Die Welt­bank schätzt, dass ein effek­ti­ves Manage­ment der glo­ba­len Mee­res­fi­sche­rei und die Erho­lung der Fisch­be­stän­de zu höhe­ren Ein­nah­men von mehr als 83 Mil­li­ar­den Euro pro Jahr füh­ren würde.

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Es geht auch uns in Deutsch­land an

Über 90 Pro­zent sei­nes Bedarfs an Fisch und Mee­res­früch­ten impor­tiert Deutsch­land aus dem Aus­land. Der Fisch der inter­na­tio­na­len, gro­ßen und sub­ven­tio­nier­ten Fang­flot­ten lan­det also auch auf unse­ren Tellern.
Auch das Pro­blem der Über­fi­schung betrifft uns in Euro­pa mehr als vie­le den­ken: In euro­päi­schen Gewäs­sern, direkt vor unse­rer Haus­tür, wer­den vie­le Fisch­be­stän­de über­fischt. Das Mit­tel­meer ist das Gewäs­ser mit der höchs­ten Über­fi­schungs­ra­te welt­weit und auch in der Ost­see sind wich­ti­ge Bestän­de wie Dorsch und Hering betroffen!

Und die EU ver­gibt welt­weit mit am meis­ten Fische­rei­sub­ven­tio­nen. Exper­ten sind sich einig, dass Treib­stoff­sub­ven­tio­nen für die Schif­fe eine der schädlichsten For­men von Fische­rei­sub­ven­tio­nen sind. Nach Chi­na ver­gibt die EU die meis­ten Treib­stoff­sub­ven­tio­nen welt­weit. Die­se wer­den aller­dings nicht als direk­te Fische­rei­sub­ven­tio­nen ver­ge­ben, son­dern in Form von hori­zon­ta­len Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen für Treib­stoff, die auch dem Fische­rei­sek­tor zu Gute kom­men. Der­zeit erhält die europäische Fische­rei­flot­te jährlich mehr als 605 Mil­lio­nen Euro an Steu­er­be­frei­un­gen für Schiffs­die­sel – fast ein Drit­tel der gesam­ten kapazitätssteigernden Subventionen.

Im WTO-Kon­text setzt sich die EU vehe­ment dafür ein, dass die Steu­er­ver­güns­ti­gung für Treib­stoff aus dem Gel­tungs­be­reich eines WTO-Abkom­mens über Fische­rei­sub­ven­tio­nen aus­ge­schlos­sen wird. Die Bun­des­re­gie­rung als Mit­glied der EU muss hier end­lich Mit­ver­ant­wor­tung über­neh­men und sich für die Abschaf­fung die­ser umwelt­schäd­li­chen Begüns­ti­gun­gen einsetzen.

End­lich für das Meer entscheiden!

Die Abschaf­fung und Umlen­kung schäd­li­cher Fische­rei­sub­ven­tio­nen ist ein ent­schei­den­der Schritt für die Erho­lung der Mee­re und für die wirt­schaft­li­che, sozia­le und öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit des Fische­rei­sek­tors. Mit der Natur lässt sich nicht über mehr Zeit verhandeln!

Wir als WWF for­dern zusam­men mit über 170 Orga­ni­sa­tio­nen die WTO auf, end­lich ein Ende schäd­li­cher Fische­rei­sub­ven­tio­nen zu beschlie­ßen. Damit welt­weit kei­ne öffent­li­chen Mit­tel mehr für die Über­fi­schung und die Schä­di­gung der Lebens­grund­la­ge von Küs­ten­ge­mein­den bereit­ge­stellt wer­den. Es ist Zeit zu handeln.

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Fischerei-Expertin des WWF

Kommentare (3)

  • Ich finde das alles vollkommen richtig was da steht.

    Trotzdem finde ich es schade das nichts in dem Artikel steht das durch die massive Fischerei der Lebensraum der Tiere zerstört wird und vor allen in den Netzen oft mehr Wale Delfine etc. als Nutztiere fangen und alle davon sterben

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