Tuvaijuittuq bedeutet so viel wie „wo das Eis niemals schmilzt“. Es ist eines der nördlichsten Gebiete unserer Erde. Nur hier gibt es überhaupt noch mehrjähriges Eis. In diesem Jahr erklärte die kanadische Regierung die wertvolle Meeresregion zu einem der größten Schutzgebiete der Welt. Ein Erfolg, der mich auch persönlich freut. Denn ich war vor 12 Jahren dabei, als der WWF mit den Anstoß dazu gegeben hat.
Schutzgebiet im ewigen Eis
Mit rund 320.000 Quadratkilometern ist das neue Arktis-Schutzgebiet fast so groß wie Deutschland. Es liegt im äußersten Norden Kanadas, an der nördlichen Küste von Ellesmere Island. Hier ist das Packeis noch mehrere Jahre alt und oft über zwei Meter dick. Hier gibt es die letzten großen arktischen Eisschelfs. Hierher treiben die Eismassen vom Nordpol. Es ist eine einzigartige, noch unberührte und ökologisch unglaublich wichtige Region! Tuvaijuittuq ist eines der wenigen marinen Schutzgebiete, das es in der Arktis bisher überhaupt gibt. Hier leben Belugas, Grönlandwale, Eisbären, Robben und unzählige Vogelarten noch ungestört. Und das soll nun auch so bleiben. Die kommerzielle Ausbeutung speziell von Öl und Gas ist hier jetzt verboten.
Ein Erfolg auch für die Inuit
Tuvaijuittuq liegt extrem abgeschieden und ist nur per Flugzeug und manchmal per Schiff zu erreichen. Doch in den angrenzenden Arktisregionen leben Menschen und liegen die Siedlungen der Inuit, der indigenen Volksgruppen Nordkanadas. Sie gehörten zu den ersten, die sich für den Schutz Tuvaijuittuqs und einiger anderer Arktisregionen einsetzten. Denn für sie ist die Arktis Lebensgrundlage und eine gute Beziehung zur Natur überlebenswichtig.
Ich und der WWF gratulieren der Qikiqtani Inuit Assoziation ganz herzlich zu ihrer Vision und Initiative. Tuvaijuittuq ist jetzt eines der größten Naturschutzgebiete der Welt und gleichzeitig bietet es der lokalen Bevölkerung Ernährungssicherheit in einer unsicheren Zeit.
Naturschutz braucht langen Atem
Ich war dabei, als wir vom WWF gemeinsam mit den Inuit vor inzwischen zwölf Jahren den Stein ins Rollen brachten. Wir haben Schutzpläne entworfen, Studien mitfinanziert, um kritische Lebensräume von Korallen, Meeressäugetieren und Fischen zu identifizieren — und immer wieder politische Überzeugungsarbeit geleistet. Damals war das alles noch Theorie. Nun ist eines der größten und wichtigsten Schutzgebiete der Erde Wirklichkeit geworden. Das ist überwältigend und beweist wieder einmal, dass es sich lohnt, am Ball zu bleiben. Und dass man im Naturschutz einen langen Atem haben muss.
Letzte Zuflucht in der Klimakrise
Tuvaijuittuq ist das Land des letzten Eises. Es gibt wahrscheinlich keinen besseren Ort, um die Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten. Das nördlichste Gebiet Kanadas ist am unmittelbarsten vom Klimawandel betroffen und doch wird hier oberhalb von Kanada und Grönland das Eis am längsten erhalten bleiben. Auch wenn das sommerliche Meereis im Nordpolarmeer schon innerhalb der nächsten Generation weitgehend verschwunden sein wird. Für eisabhängige Arten kann dies zum letzten Zufluchtsort werden, wenn alle anderen verschwunden sind. Umso wichtiger ist abgesehen von der Schutzarbeit vor Ort der weltweite Klimaschutz.
Denn wenn das Eis einmal gebrochen ist, heilt es nie wieder wirklich.
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Ich mag sehr die Reportagen über Eure Arbeit.
Die Bilder sind immer wieder wunderschön.