Neue Luch­se für den Pfälzerwald


Luchse sollen in Deutschland wieder häufiger werden. Auswilderungen in der Pfalz und Bayern tragen dazu bei.
Platz ist genug: Auswilderungen sollen den Luchs in Deutschland wieder häufiger machen © Robert Günther / WWF

Das gehört wirk­lich zu den schö­nen Momen­ten mei­ner Arbeit! Am Sams­tag konn­ten im Pfäl­zer­wald drei Luch­se frei­ge­las­sen wer­den. Kaja, Luna und Lucky sind Luchs­wai­sen aus der Slo­wa­kei. Im Video seht ihr, wie die Luch­se nach einer zehn­stün­di­gen Auto­fahrt in der Nähe von Wald­lei­nin­gen in die Frei­heit ent­las­sen werden.

Die Luchs­wai­sen Kaja, Luna und Lucky

Neu­gie­rig und ziel­stre­big haben die drei Luch­se die Boxen ver­las­sen, in denen sie trans­por­tiert wur­den und sind dann gleich im Wald ver­schwun­den. Die weib­li­chen Tie­re Kaja und Luna sind drei und fünf Jah­re alt, Kuder Lucky ein Jahr.

Neugierig auf die neue Heimat: Luchs wird im Pfälzerwald ausgewildert. Noch ist er in seiner Transportbox und guckt neugierig hinaus.
Neu­gie­rig auf die neue Hei­mat © Stif­tung Natur und Umwelt RLP / Mar­tin Greve

Alle drei wur­den in der Slo­wa­kei als Luchs­wai­sen ohne Mut­ter auf­ge­grif­fen und im Zoo Boj­nice wie­der auf­ge­päp­pelt. Ihre Namen haben sie übri­gens von Grund­schul­kin­dern bekom­men, die ein Bil­dungs­pro­jekt zum The­ma Luch­se gemacht haben.

Jedes der aus­ge­setz­ten Tie­re trägt ein GPS-Hals­band, um ihre Auf­ent­halts­or­te ver­fol­gen zu kön­nen und genaue­res über die Lebens­wei­se der scheu­en Wald­be­woh­ner herauszufinden.

Luchs-Babys im nächs­ten Jahr?

Jetzt heißt es gedul­dig abwar­ten und beob­ach­ten. In den nächs­ten Wochen und Mona­ten soll­ten sich die drei im Pfäl­zer­wald ein­le­ben, eige­ne Beu­te machen und – das ist die gro­ße Hoff­nung – mit Beginn der nächs­ten Fort­pflan­zungs­zeit Anfang nächs­ten Jah­res für Nach­wuchs sorgen.
Die Revier­grö­ßen von Luch­sen lie­gen in etwa zwi­schen 100 und 400 Qua­drat­ki­lo­me­tern. Im Pfäl­zer­wald könn­ten im Ver­bund mit den gesam­ten Voge­sen (5232 km²) bis zu 100 Luch­se leben.

Die schwie­ri­ge Rück­kehr der Luch­se nach Deutschland

Ich wün­sche mir, dass irgend­wann in allen gro­ßen Wäl­dern bei uns wie­der Luch­se leben. Da gehö­ren sie hin, es ist auch ihre Hei­mat und sie för­dern einen gesun­den Wildtierbestand.
Doch im Gegen­satz zu Wöl­fen, die auch weit ent­fern­te Lebens­räu­me erschlie­ßen, wird das Aus­brei­tungs-ver­hal­ten von Luch­sen als kon­ser­va­tiv bezeich­net. Luch­se grün­den in der Regel nur dort ein eige­nes Revier, wo auch ande­re Art­ge­nos­sen vor­kom­men. Des­halb stam­men alle Luch­se, die heu­te wie­der bei uns in Deutsch­land leben – und das sind nur etwa 60 bis 80 Tie­re – aus Wiederansiedelungsprojekten.
Doch nicht über­all ist der heim­li­che Wald­be­woh­ner ger­ne gese­hen. Im Baye­ri­schen Wald zum Bei­spiel gefähr­den ille­ga­le Tötun­gen das dau­er­haf­te Über­le­ben der Luchse.

Drei Transportkisten mit Luchsen darin stehen nebeneinander auf dem Boden, dahinter warten die Experten schon darauf, sie zu öffnen. Begleitet von Fotografen, denn es ist ein großer Moment: Sie Luchsauswilderung im Pfälzerwald.
Gro­ßer Moment: Luchs­aus­wil­de­rung im Pfäl­zer­wald. © Stif­tung Natur und Umwelt RLP / Mar­tin Greve

Neue Hei­mat Pfälzerwald

Der Pfäl­zer­wald ist ide­al für Luch­se! Es ist das größ­te zusam­men­hän­gen­de Wald­ge­biet in Deutsch­land. Hier gibt es Fel­sen und viel Unter­holz, genau wie Luch­se es lie­ben – und ver­hält­nis­mä­ßig wenig Stra­ßen, die ihnen gefähr­lich wer­den können.
In den nächs­ten fünf Jah­ren sol­len im Pfäl­zer­wald ins­ge­samt 20 Luch­se aus der Slo­wa­kei und der Schweiz frei­ge­las­sen wer­den! Der WWF betei­ligt sich an die­sem von der Stif­tung Natur und Umwelt Rhein­land-Pfalz gelei­te­ten Pro­jekt. Denn ein gan­zes Bün­del an Maß­nah­men soll sicher­stel­len, dass die Luch­se dau­er­haft im Pfäl­zer­wald eine Hei­mat fin­den und eines Tages hof­fent­lich Teil einer zusam­men­hän­gen­den und ver­netz­ten mit­tel­eu­ro­päi­schen Luchs­po­pu­la­ti­on von Tsche­chi­en bis in die Voge­sen und in die Alpen werden.

Endlich in Freiheit: GPS-besenderter Luchs rennt los, nachdem er aus der Transportbox gelassen wurde: Luchs-Auswilderung im Pfälzerwald.
End­lich in Frei­heit! Sind Luch­se nicht wun­der­schön?! © Stif­tung Natur und Umwelt RLP / Mar­tin Greve
Von Luch­sen geht übri­gens kei­ne Gefahr für uns Men­schen aus: Es sind kei­ne Fäl­le bekannt, in denen Luch­se Men­schen ange­grif­fen oder sogar ver­letzt hätten.

Zu den Maß­nah­men gehö­ren Bil­dungs­pro­jek­te, wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen und ein Luchs-Par­la­ment. Auch ein Luchs-Manage­ment­plan wur­de bereits ver­ab­schie­det: Soll­te ein Luchs bei­spiels­wei­se ein­mal ein Schaf rei­ßen, bekommt der Tier­hal­ter den Scha­den ersetzt. Die Klä­rung sol­cher Fra­gen ist abso­lut not­wen­dig, damit das neue Neben­ein­an­der von Luchs und Mensch gelingt!
Das Pro­jekt LIFE Luchs Pfäl­zer Wald wird durch Mit­tel des euro­päi­schen För­der­pro­gramms LIFE Natur unterstützt.

Und nun drü­cke ich Kaja, Luna und Lucky alle mei­ne Dau­men, dass sie sich gut ein­le­ben und – das wäre das Größ­te! – nächs­tes Jahr sogar Kin­der in den Wald setzen.

Mehr tun? Wer­det Luchs-Pate!

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10 Kommentare

  1. Christian
    2. August 2016
    Antworten

    Hal­lo,
    Super Aktion.…wunderschöne anmü­ti­ge kat­zen! Da ich oft wan­dern gehe im Pfäl­zer­wald , hof­fe ich mal so einer Kat­ze zu begeg­nen, auch wenn die Chan­ce wohl eher gering ist! Ich wür­de ger­ne mal an so einem Pro­jekt mit­ma­chen , besteht denn da eine Möglichkeit.
    Gruß
    Christian

  2. Moritz Klose (c) Gauthier Saillard I WWF
    2. August 2016
    Antworten

    Hal­lo Christian,

    dan­ke für dein Inter­es­se. Bei einem Wie­der­an­sie­de­lungs­pro­jekt ein­fach so mit­ma­chen geht lei­der nicht. Aller­dings gibt es in Rhein­land-Pfalz Luchs­be­ra­ter, die Hin­wei­se auf Luch­se in ihrer Regi­on sam­meln. Viel­leicht kannst Du ja bei einem Luchs­be­ra­ter mal mit­ge­hen, oder dein Inter­es­se für die Aus­bil­dung bekun­den: http://www.wald-rlp.de/fileadmin/website/fawfseiten/fawf/downloads/Abteilungen/E/Faltblatt_2013.pdf

    Vie­le Grüße,
    Moritz

  3. Frank Topp
    3. August 2016
    Antworten

    Glück­wunsch zu der gelun­ge­nen Akti­on. Ist der Kuder nicht ein biss­chen zu jung um schon im nächs­ten Früh­jahr für Nach­wuchs zu sorgen?

  4. Moritz Klose (c) Gauthier Saillard I WWF
    4. August 2016
    Antworten

    Hal­lo Frank, in der Tat pflan­zen sich Kuder meis­tens erst in ihrem drit­ten Win­ter fort, Luchs­weib­chen dage­gen schon mit zwei Jah­ren. Wir war­ten gedul­dig und gespannt!

  5. Kiefer Mathilde
    5. August 2016
    Antworten

    Ich habe im März 2014 im Pfäl­zer­wald nahe Lud­wigs­win­kel einen aus­ge­wach­se­nen Luchs gese­hen, der im Dunk­len die Stra­ße über­quer­te. Ich habe es direkt gemel­det und spä­ter auch mit dem Luchs­be­ra­ter gespro­chen. Mich wür­de jetzt inter­es­sie­ren, ob die­ser Luchs danach noch­mal gesich­tet wur­de. Denn dann waren zumin­dest ja 2014 erwach­se­ne Tie­re da.

    • Moritz Klose (c) Gauthier Saillard I WWF
      8. August 2016
      Antworten

      Hal­lo Mat­hil­de! Der letz­te gesi­cher­te Nach­weis eines Luch­ses in Rhein­land-Pfalz stammt aus dem Jahr 2009. Dabei han­del­te es sich ent­we­der um einen Luchs aus den Voge­sen oder um ein ent­wi­che­nes Zoo­tier. Auf der Web­site der Lan­des­fors­ten Rhein­land-Pfalz kannst Du Dir alle Luchs­hin­wei­se anse­hen: http://komma.aspdienste.de/index.php/geotool/beobachtungen-ansehen
      Als siche­rer Nach­weis eines Luch­ses gel­ten nur „har­te Fak­ten“ wie Foto, Gene­tik oder Tot­fund. Dei­ne Sich­tungs­mel­dung soll­te aber auf der Kar­te ver­zeich­net sein. Vie­le Grü­ße, Moritz

  6. Natalie
    22. August 2016
    Antworten

    Hal­lo 🙂 freut mich sehr!

    Aber..stört den Luchs die­ser gro­ße GPS-Sen­der nicht? Ist es heut­zu­ta­ge vllt mög­lich ein etwas klei­ne­res Gerät anzu­brin­gen oder wie einen chip (zb wie bei Kat­zen) unter die Haut zu spritzen?

    • Moritz Klose (c) Gauthier Saillard I WWF
      23. August 2016
      Antworten

      Hal­lo Natalie,
      der Sen­der wiegt ca. 300 Gramm und somit nur rund 2% des Kör­per­ge­wichts des Luch­ses. Natür­lich ver­sucht man, die Sen­der mög­lichst klein und leicht zu gestal­ten, aber ins­be­son­de­re die Bat­te­rie wiegt doch eini­ges. Man möch­te gern etwas über den Auf­ent­halts­ort der Tie­re erfah­ren, das ist über einen ein­fa­chen Chip nicht möglich.

      Nach zwei Jah­ren fal­len die Sen­der aller­dings auto­ma­tisch ab!
      Lie­ben Gruß

  7. Haag Arthur
    4. November 2018
    Antworten

    Der Luchs wird im Pfäl­zer Wald drin­gend gebraucht und fehlt schon viel zu lan­ge. Des­halb war die gute, groß­an­ge­leg­te Akti­on schon sehr lan­ge überfällig.
    Ich hof­fe das nach ihm der Wolf folgt und bleibt.
    Das wäre nicht nur eine Wie­der­gut­ma­chung für die­se bei­den einst bru­tal aus­ge­rot­te­ten Arten, son­dern auch ein wich­ti­ger Bei­trag für eine gesun­de Umwelt, unter mei­nen Gesichts­punk­ten als Pri­vat­wald­be­sit­zer, gera­de auch für einen natür­li­chen, gesun­den Baumbestand.

  8. Holger
    21. März 2019
    Antworten

    Heu­te schon zum zwei­ten mal einen Luchs gese­hen ca.3 km von Ludwigswinkel

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