Mate: Aus dem Regen­wald in die Flasche


Mate nach der Ernte im Projekt Paraguay
Mate nach der Ernte © WWF

In Para­gu­ay gibt es nicht nur Mate. Das wird auf der Anu­ga 2019 klar, auf der Para­gu­ay Gast­land ist. Aber Mate ist natür­lich ein Klas­si­ker. Denn Mate-Tee war schon ein typi­sches Getränk der Urein­woh­ner Süd­ame­ri­kas. Die getrock­ne­ten Blät­ter wer­den dafür zer­klei­nert und mit hei­ßem Was­ser auf­ge­gos­sen. In wär­me­ren Gebie­ten Süd­ame­ri­kas wird der Tee mit eis­kal­tem Was­ser auf­ge­gos­sen. Die­se Zube­rei­tungs­wei­se heißt Tereré.

Haupt­an­bau­län­der für Mate sind Bra­si­li­en, Argen­ti­ni­en und Para­gu­ay. Der Jah­res­kon­sum von Mate liegt in Argen­ti­ni­en bei stol­zen 6,8 Kilo­gramm pro Kopf. Mate hat eine vita­li­sie­ren­de Wir­kung, ohne ner­vös zu machen. Er gilt als anre­gend, magen­freund­lich und leis­tungs­för­dernd. Hier­für sorgt das ent­hal­ten­de Kof­fe­in, das sei­ne Wir­kung im Gegen­satz zu Kaf­fee lang­sa­mer und sanf­ter entfaltet.

Mate-Tee im typischen Becher
Mate tra­di­tio­nell cc0 Arse­niy Kapran https://unsplash.com/photos/hkjUkfqaVpU

Trend­ge­tränk Mate

Mate wird daher auch bei uns immer belieb­ter, aller­dings meist in der Limo­na­de. Ursprüng­lich stark in der Hacker­sze­ne ver­brei­tet, ist Mate aus den Geträn­ke­re­ga­len deut­scher Groß­städ­te nicht mehr weg­zu­den­ken. Gera­de bei Stu­den­ten und jun­gen Leu­ten hat sich Mate zum Fei­ern oder wäh­rend der Prü­fun­gen zum Kult­ge­tränk entwickelt.

Das Ver­schwin­den des Regen­wal­des Mata Atlântica

Mate kommt ursprüng­lich aus Mata Atlân­ti­ca, dem Atlan­ti­schen Regen­wald. Der erstreckt sich ent­lang der Ost­küs­te Bra­si­li­en bis nach Para­gu­ay und Argen­ti­ni­en. Er war mal mehr als eine Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­ter groß. Mehr als 90 Pro­zent wur­de im 20. Jahr­hun­dert abge­holzt, um Platz zu schaf­fen für groß­flä­chi­ge Soja- und Fleisch­pro­duk­ti­on. Der Atlan­ti­sche Regen­wald ist heu­te einer der am stärks­ten bedroh­ten Wäl­der überhaupt.

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Bis 2004 hat­te Para­gu­ay die zweit­höchs­te Abhol­zungs­ra­te der gan­zen Welt. Fast sie­ben Mil­lio­nen Hekt­ar Regen­wald wur­den ver­nich­tet, bis die Regie­rung das “Zero Defo­re­sta­ti­on Law” ein­führ­te. “Null Abhol­zung” ist der umgangs­sprach­li­che Name für das Gesetz.

Dabei galt der Mata Atlân­ti­ca als einer der arten­reichs­ten der Erde. Die ver­blei­ben­den Gebie­te wei­sen auch heu­te noch einen unge­heu­ren Reich­tum auf. Es ist daher aus öko­lo­gi­schen Grün­den beson­ders wich­tig, dass übrig geblie­be­ne Wald­stü­cke erhal­ten bleiben.

Mate statt abholzen

Um wei­te­re Abhol­zung zu ver­hin­dern und eine bes­se­re Exis­tenz­grund­la­ge für die Bau­ern und Bäue­rin­nen vor Ort zu schaf­fen, haben wir in Par­aquay das MATE-Pro­jekt ent­wi­ckelt. Der erhöh­te Druck auf den Wald hat dazu geführt, dass die Bau­ern ihr Land ver­pach­ten muss­ten, um zu über­le­ben. Vie­le von ihnen besit­zen aber über­haupt kei­ne gül­ti­gen Land­rech­te. Sie müs­sen ihr Land an die gro­ßen Soja­pro­du­zen­ten abge­ben. Wir unter­stüt­zen in unse­rem Pro­jekt 220 Fami­li­en bei der nach­hal­ti­gen Pro­duk­ti­on von Mate im Ver­wal­tungs­be­zirk Alto Paraná an der Gren­ze zu Bra­si­li­en und Argentinien.

Mate-Bäu­me und der Wald

Durch Auf­bau von Agro­forst­sys­te­men wer­den dabei einst degra­dier­te Flä­chen wie­der nutz­bar gemacht. Dabei wird der Mate-Baum mit ande­ren hei­mi­schen Bäu­men zusam­men gepflanzt. Unter ihnen wer­den dann noch Mani­ok oder sogar Melo­nen kul­ti­viert. Die Bäu­me und Pflan­zen pro­fi­tie­ren von­ein­an­der. Sie spen­den sich gegen­sei­tig Schat­ten oder rei­chern Nähr­stof­fe an.

Der­ar­ti­ge Sys­te­me haben vie­le Vor­tei­le. Sie sind wider­stands­fä­hi­ger, kön­nen Koh­len­stoff bin­den und nut­zen Res­sour­cen wie Was­ser, Licht und Nähr­stof­fe effi­zi­en­ter. Unser Ziel ist es gemein­sam mit den Bäue­rin­nen und Bau­ern vor Ort eine natur­na­he Land­wirt­schaft zu schaf­fen, die an den Kli­ma­wan­del ange­passt sind. Gleich­zei­tig soll auch die Lebens­grund­la­ge der Bevöl­ke­rung sicher­ge­stellt wer­den. Ein wei­te­rer Schritt wäre dann Mate zum Bei­spiel auch nach Deutsch­land zu ver­kau­fen, da hier deut­lich höhe­re Prei­se erzielt werden.

Ziel nach­hal­ti­ge Landwirtschaft

Es geht bei dem Pro­jekt aber längst nicht nur um Mate, son­dern gene­rell um nach­hal­ti­ge Land­wirt­schaft. Wir wol­len dadurch das Lebens­ni­veau stei­gern, die aus­rei­chen­de Ernäh­rung der Gemein­den sicher­stel­len. Vie­le der Fami­li­en leben am Exis­tenz­mi­ni­um und ernäh­ren sich sehr ein­sei­tig, bei­spiels­wei­se nur mit Mani­ok und Mais. In unse­rem Pro­jekt haben wir daher Gemü­se­gär­ten für die Gemein­den. Einen Teil der Ern­te ver­bleibt für den Eigen­be­darf und der Rest wird auf dem loka­len Markt verkauft.

Mate Tee in der Hand
Was kann man aus Mate alles machen? © Pedro Ferreira

Wir vom WWF Deutsch­land koor­di­nie­ren das Pro­jekt von Deutsch­land aus. Die eigent­li­che Arbeit im Pro­jekt machen aber die Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen vom WWF Para­gu­ay. Ich habe mich bei mei­ner letz­ten Rei­se ins Pro­jekt­ge­biet sehr gefreut zu sehen, dass sich die Ernäh­rung vor Ort erheb­lich ver­bes­sert. Durch den Mate-Anbau gibt es jetzt neue Markt­zu­gän­ge. Vie­le der Bäue­rin­nen und Bau­ern konn­ten ihre Land­rech­te sichern und sich im Kampf gegen Groß­grund­be­sit­zer und Soja­pro­du­zen­ten behaup­ten. Durch die land­wirt­schaft­li­che Bera­tung konn­ten sie ihr Wis­sen zu öko­lo­gi­schen Anbau erwei­tern und kom­men bes­ser ohne Pflan­zen­schutz­mit­tel aus.

Wie wäre es mit Mate-Kuchen?

Gera­de auch Frau­en för­dern wir als selbst­stän­di­ge Unter­neh­me­rin­nen. Sie sind schon auf zahl­rei­che inno­va­ti­ve Ideen gekom­men, wie sie ihre Mate wei­ter ver­mark­ten kön­nen. Seit kur­zem ver­ar­bei­ten sie die getrock­ne­ten Blät­ter zu einem fei­nen Pul­ver und backen damit Kuchen. Schmeckt lecker. Wer weiß, viel­leicht wird Mate-Kuchen ja irgend­wann mal auch das Trend­ge­bäck. Ich kann bestimmt das Rezept besorgen…

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3 Kommentare

  1. 31. Oktober 2019
    Antworten

    Für mich als (fast) täg­li­chen Mate­trin­ker hört sich das Kon­zept auf jeden Fall sehr gut an. Agro­forst­sys­te­me soll­ten immer wei­ter eta­bliert wer­den um den Regen­wald und die Natur zu schüt­zen. Schön dass die­se Art von Land­wirt­schaft immer mehr Befür­wor­ter bekommt!
    Davon soll­ten sich ande­re Län­der auf jeden Fall mal eine Schei­be abschneiden.

    PS: Mate-Kuchen klingt auf jeden Fall gut! “Wer weiß, viel­leicht wird Mas­te-Kuchen ja irgend­wann mal auch das Trend­ge­bäck.” Hier hat sich ein klei­ner Recht­schreib­feh­ler eingeschlichen 🙂

  2. 28. Januar 2020
    Antworten

    Hat Club-Mate irgend­wel­chen Zusam­men­hang mit der oben genann­ten Mate?

  3. Maximilian
    28. April 2020
    Antworten

    Hal­lo Kerstin,

    tol­ler Arti­kel und sehr gutes Projekt!
    Lei­der wird ein Groß­teil des Yer­ba Mate ja immer noch auf Mono­kul­tu­ren ange­baut, aber der Anteil der Misch­kul­tu­ren wächst, vor allem in Bra­si­li­en! Es gibt so vie­le Vor­tei­le für das Öko­sys­tem, aber auch für die Qua­li­tät des Pro­dukts, dass sich das immer wei­ter durch­set­zen wird, da bin ich mir sicher.

    Vie­le Grüße,
    Maximilian

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