In Paraguay gibt es nicht nur Mate. Das wird auf der Anuga 2019 klar, auf der Paraguay Gastland ist. Aber Mate ist natürlich ein Klassiker. Denn Mate-Tee war schon ein typisches Getränk der Ureinwohner Südamerikas. Die getrockneten Blätter werden dafür zerkleinert und mit heißem Wasser aufgegossen. In wärmeren Gebieten Südamerikas wird der Tee mit eiskaltem Wasser aufgegossen. Diese Zubereitungsweise heißt Tereré.
Hauptanbauländer für Mate sind Brasilien, Argentinien und Paraguay. Der Jahreskonsum von Mate liegt in Argentinien bei stolzen 6,8 Kilogramm pro Kopf. Mate hat eine vitalisierende Wirkung, ohne nervös zu machen. Er gilt als anregend, magenfreundlich und leistungsfördernd. Hierfür sorgt das enthaltende Koffein, das seine Wirkung im Gegensatz zu Kaffee langsamer und sanfter entfaltet.
Trendgetränk Mate
Mate wird daher auch bei uns immer beliebter, allerdings meist in der Limonade. Ursprünglich stark in der Hackerszene verbreitet, ist Mate aus den Getränkeregalen deutscher Großstädte nicht mehr wegzudenken. Gerade bei Studenten und jungen Leuten hat sich Mate zum Feiern oder während der Prüfungen zum Kultgetränk entwickelt.
Das Verschwinden des Regenwaldes Mata Atlântica
Mate kommt ursprünglich aus Mata Atlântica, dem Atlantischen Regenwald. Der erstreckt sich entlang der Ostküste Brasilien bis nach Paraguay und Argentinien. Er war mal mehr als eine Millionen Quadratkilometer groß. Mehr als 90 Prozent wurde im 20. Jahrhundert abgeholzt, um Platz zu schaffen für großflächige Soja- und Fleischproduktion. Der Atlantische Regenwald ist heute einer der am stärksten bedrohten Wälder überhaupt.
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Bis 2004 hatte Paraguay die zweithöchste Abholzungsrate der ganzen Welt. Fast sieben Millionen Hektar Regenwald wurden vernichtet, bis die Regierung das “Zero Deforestation Law” einführte. “Null Abholzung” ist der umgangssprachliche Name für das Gesetz.
Dabei galt der Mata Atlântica als einer der artenreichsten der Erde. Die verbleibenden Gebiete weisen auch heute noch einen ungeheuren Reichtum auf. Es ist daher aus ökologischen Gründen besonders wichtig, dass übrig gebliebene Waldstücke erhalten bleiben.
Mate statt abholzen
Um weitere Abholzung zu verhindern und eine bessere Existenzgrundlage für die Bauern und Bäuerinnen vor Ort zu schaffen, haben wir in Paraquay das MATE-Projekt entwickelt. Der erhöhte Druck auf den Wald hat dazu geführt, dass die Bauern ihr Land verpachten mussten, um zu überleben. Viele von ihnen besitzen aber überhaupt keine gültigen Landrechte. Sie müssen ihr Land an die großen Sojaproduzenten abgeben. Wir unterstützen in unserem Projekt 220 Familien bei der nachhaltigen Produktion von Mate im Verwaltungsbezirk Alto Paraná an der Grenze zu Brasilien und Argentinien.
Mate-Bäume und der Wald
Durch Aufbau von Agroforstsystemen werden dabei einst degradierte Flächen wieder nutzbar gemacht. Dabei wird der Mate-Baum mit anderen heimischen Bäumen zusammen gepflanzt. Unter ihnen werden dann noch Maniok oder sogar Melonen kultiviert. Die Bäume und Pflanzen profitieren voneinander. Sie spenden sich gegenseitig Schatten oder reichern Nährstoffe an.
Derartige Systeme haben viele Vorteile. Sie sind widerstandsfähiger, können Kohlenstoff binden und nutzen Ressourcen wie Wasser, Licht und Nährstoffe effizienter. Unser Ziel ist es gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern vor Ort eine naturnahe Landwirtschaft zu schaffen, die an den Klimawandel angepasst sind. Gleichzeitig soll auch die Lebensgrundlage der Bevölkerung sichergestellt werden. Ein weiterer Schritt wäre dann Mate zum Beispiel auch nach Deutschland zu verkaufen, da hier deutlich höhere Preise erzielt werden.
Ziel nachhaltige Landwirtschaft
Es geht bei dem Projekt aber längst nicht nur um Mate, sondern generell um nachhaltige Landwirtschaft. Wir wollen dadurch das Lebensniveau steigern, die ausreichende Ernährung der Gemeinden sicherstellen. Viele der Familien leben am Existenzminium und ernähren sich sehr einseitig, beispielsweise nur mit Maniok und Mais. In unserem Projekt haben wir daher Gemüsegärten für die Gemeinden. Einen Teil der Ernte verbleibt für den Eigenbedarf und der Rest wird auf dem lokalen Markt verkauft.
Wir vom WWF Deutschland koordinieren das Projekt von Deutschland aus. Die eigentliche Arbeit im Projekt machen aber die Kollegen und Kolleginnen vom WWF Paraguay. Ich habe mich bei meiner letzten Reise ins Projektgebiet sehr gefreut zu sehen, dass sich die Ernährung vor Ort erheblich verbessert. Durch den Mate-Anbau gibt es jetzt neue Marktzugänge. Viele der Bäuerinnen und Bauern konnten ihre Landrechte sichern und sich im Kampf gegen Großgrundbesitzer und Sojaproduzenten behaupten. Durch die landwirtschaftliche Beratung konnten sie ihr Wissen zu ökologischen Anbau erweitern und kommen besser ohne Pflanzenschutzmittel aus.
Wie wäre es mit Mate-Kuchen?
Gerade auch Frauen fördern wir als selbstständige Unternehmerinnen. Sie sind schon auf zahlreiche innovative Ideen gekommen, wie sie ihre Mate weiter vermarkten können. Seit kurzem verarbeiten sie die getrockneten Blätter zu einem feinen Pulver und backen damit Kuchen. Schmeckt lecker. Wer weiß, vielleicht wird Mate-Kuchen ja irgendwann mal auch das Trendgebäck. Ich kann bestimmt das Rezept besorgen…
Für mich als (fast) täglichen Matetrinker hört sich das Konzept auf jeden Fall sehr gut an. Agroforstsysteme sollten immer weiter etabliert werden um den Regenwald und die Natur zu schützen. Schön dass diese Art von Landwirtschaft immer mehr Befürworter bekommt!
Davon sollten sich andere Länder auf jeden Fall mal eine Scheibe abschneiden.
PS: Mate-Kuchen klingt auf jeden Fall gut! “Wer weiß, vielleicht wird Maste-Kuchen ja irgendwann mal auch das Trendgebäck.” Hier hat sich ein kleiner Rechtschreibfehler eingeschlichen 🙂
Hat Club-Mate irgendwelchen Zusammenhang mit der oben genannten Mate?
Hallo Kerstin,
toller Artikel und sehr gutes Projekt!
Leider wird ein Großteil des Yerba Mate ja immer noch auf Monokulturen angebaut, aber der Anteil der Mischkulturen wächst, vor allem in Brasilien! Es gibt so viele Vorteile für das Ökosystem, aber auch für die Qualität des Produkts, dass sich das immer weiter durchsetzen wird, da bin ich mir sicher.
Viele Grüße,
Maximilian