Ein Wai­sen­haus für Luch­se — weil jedes ein­zel­ne Tier zählt

Verwaiste Jungtiere können jetzt aufgepäppelt - und dann ausgewildert werden © IMAGO / imagebroker

Jetzt ist es end­lich soweit, wir kön­nen heu­te in Maß­wei­ler ein neu­es Luchs­ge­he­ge ein­wei­hen. Ein Luchs­wai­sen­haus, wie man es nen­nen könn­te. Und das ist mir ganz per­sön­lich in den letz­ten Jah­ren eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit geworden. 

Hier im Pfäl­zer­wald ist ein art­ge­rech­tes Gehe­ge zur fach­ge­rech­ten Pfle­ge und Ver­sor­gung von Luch­sen ent­stan­den. Die abge­schie­de­ne Lage der Auf­fang­sta­ti­on und der sehr gerin­ge Kon­takt zu Men­schen (kei­ne Besu­cher) bie­ten idea­le Vor­aus­set­zun­gen, die Wild­tie­re mög­lichst stress­frei zu pfle­gen — und zum geeig­ne­ten Zeit­punkt wie­der in die Natur zu ent­las­sen. Und hier in der frei­en Natur des Pfäl­zer­walds zählt jeder ein­zel­ne Luchs.

War­um jeder Luchs zählt

Der Pfäl­zer­wald nimmt bei die­ser Ver­net­zung von ein­zel­nen Teil­vor­kom­men zu einer euro­päi­schen ver­netz­ten Meta­po­pu­la­ti­on eine wich­ti­ge Rol­le ein. Vor 50 Jah­ren began­nen die ers­ten Wie­der­an­sied­lungs­ver­su­che und heu­te strei­fen nicht viel mehr als 200 Luch­se durch Deutsch­lands Wäl­der. Der Luchs brei­tet sich eben nur sehr lang­sam aus. Jedes Tier zählt also, damit die Pin­sel­oh­ren wie­der dau­er­haft eine Hei­mat hier­zu­lan­de finden.

Hier kön­nen die ver­wais­ten Luch­se ein­zie­hen © VIER PFOTEN WWF | Flo­ri­an Eiserlo

Um so mehr, weil nur etwa die Hälf­te von Luch­sen das ers­te Lebens­jahr über­lebt. Und von den Über­le­ben­den über­steht wie­der nur die Hälf­te das zwei­te Lebens­jahr. Und jun­ge Luch­se, die ihre Mut­ter ver­lie­ren, haben in der frei­en Natur kaum eine Über­le­bens­chan­ce. Eine Chan­ce, die sich jetzt aber durch die neue Auf­fang­sta­ti­on bietet.

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Des­halb ist das neue Gehe­ge so wich­tig. Denn erst dadurch gibt es die Mög­lich­keit, Luchs­wai­sen, die ohne den Schutz ihrer Mut­ter ange­trof­fen wer­den, adäquat zu betreu­en. Bis sie bereit sind für ein eigen­stän­di­ges Leben im Pfäl­zer­wald. Natür­lich wäre es mir am liebs­ten, wenn das Gehe­ge so schnell gar nicht für die Pfle­ge von Wai­sen­luch­sen gebraucht wird. Denn jeder Wai­sen­luchs bedeu­tet ja auch, dass eine Luchs­mut­ter krank, ver­letzt oder tot ist und nicht mehr selbst auf ihren Nach­wuchs auf­pas­sen kann.

Aber mit der Anzahl der Luch­se im Pfäl­zer­wald steigt ganz ein­fach auch die Wahr­schein­lich­keit, dass Luchs­wai­sen gefun­den wer­den. Umso wich­ti­ger ist es, dafür vor­be­rei­tet zu sein.

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Ich möch­te an die­ser Stel­le unse­ren WWF-Luchs­pa­ten dan­ken, die mit ihren zahl­rei­chen Ein­zel­spen­den dazu bei­getra­gen haben, dass wir heu­te das Gehe­ge ein­wei­hen kön­nen. Außer­dem möch­te ich der Post­code Lot­te­rie, SANTE Natur­kos­me­tik und dem Inge­nieur­bü­ro für Gesund­heits­we­sen Leip­zig dan­ken, die die Finan­zie­rung des Gehe­ges groß­zü­gig unter­stützt haben. Und schließ­lich möch­te ich TIERART für ihr tol­les Enga­ge­ment dan­ken. Sie alle machen es mög­lich, dass die Tie­re hier auf die­sem Gelän­de leben dürfen.

Der Luchs ist zurück

Ganz Ohr © Juli­us Kra­mer / fokusnatur.de

Der WWF setzt sich für die Rück­kehr des Luch­ses nach Deutsch­land ein, ins­be­son­de­re im Baye­ri­schen Wald und in Baden-Würt­tem­berg und eben auch als Part­ner im Rah­men des LIFE Luchs Pfäl­zer­wald Pro­jekts, wel­ches kürz­lich erfolg­reich been­det wur­de. Mit der Wie­der­an­sied­lung von 20 Luch­sen in Deutsch­lands größ­tem Wald­ge­biet wur­de ein wich­ti­ger Mei­len­stein gelegt, um der Visi­on, die alle Luchs­schüt­zer tei­len, etwas näherzukommen.

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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.
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