Die Inselwelt der Lofoten, Vesterålen und Senja in Nordnorwegen ist eine weitgehend intakte Schatzkiste der Natur: Direkt von der Küste aus lassen sich Zwerg‑, Schweins‑, Schwert‑, Pott- und Buckelwale beobachten. Papageitaucher besiedeln viele Klippen, nicht nur auf der berühmten Vogelinsel Røst im Süden der Lofoten. Und wer gerne nördlich vom Polarkreis aufs Surfbrett steigen möchte, findet sogar weiße Sandstrände mit kristallklarem Wasser.

Dieses Naturparadies ist jedoch in höchster Gefahr. Unter dem Meeresboden werden große Mengen Öl und Gas vermutet und die Offshore-Industrie steht in den Startlöchern, um diese zu erkunden.
Schwarzes Gold oder Fisch?
Jedes Jahr ab Februar wandert der Kabeljau (Skrei) aus der Barentssee zu den Lofoten, um zu laichen: Grundlage für die historische Lofotenfischerei und reichlich Stock- und Klippfisch, der weltweit exportiert und zum Beispiel als Bacalhau in Portugal serviert wird. Vor der Inselkette wurde außerdem im Jahr 2002 in 350 m Tiefe das größte Kaltwasserkorallenriff der Welt entdeckt, das Røst-Riff. Es umfasst 130 Quadratkilometer. Und hier soll nun nach Öl gebohrt werden?
Lasst das Öl liegen!
“La olja ligge!” Lasst das Öl liegen, fordert die Umweltbewegung, aber auch die Mehrheit der einheimischen Bevölkerung. Das Risiko eines Ölunfalls, Unterwasserlärm, der die Wale vertreibt, Schadstoffe im Kabeljau, Papageitaucher mit Öl im Gefieder, die Veränderung der Küstengemeinden und kleinen Häfen, der Rückgang des Tourismus… das sind nur einige der Argumente und Sorgen. Zu Recht, wie ich meine. Hier geht’s zu den Internetseiten der regionalen Bürgerinitiative und des WWF Norwegen (norwegisch). Wer die Karte des norwegischen Festlandsockels mit den erkundeten und lizensierten Öl- und Gasfeldern betrachtet, erkennt sofort, dass der Abschnitt zwischen Polarkreis und Barentssee der einzige von dieser industriellen Nutzung noch unberührte Bereich ist.

Lofoten: Faszinierende Inseln
Ich habe selbst eine Weile in Nordnorwegen gewohnt und diese faszinierenden Inseln mehrfach bereist, zum Wandern, Paddeln, Angeln und Beobachten der Natur oder der Polarlichter. Vor der Insel Andenes konnte ich Zwerg- und Pottwale beobachten. Ich kenne Menschen, die gerade diesen Winter nach Senja fuhren, um mit Orcas und Buckelwalen zu tauchen. Und Skrei aus dem Westfjord kaufe ich jetzt zur Fangsaison auch hier in Deutschland, weil ich weiß, dass er im Gegensatz zum Nordseekabeljau nachhaltig gefangen wird. Keiner von uns kann sich vorstellen, vor der Küste der Lofoten einmal auf Bohrplattformen schauen zu müssen.

Das Ölmoratorium — ein Etappensieg…
Bevor im Oktober 2013 die derzeitige norwegische Regierung aus Konservativen (H) und der rechtspopulistischen Fortschrittspartei (FrP) ins Amt kam, nutzten die norwegischen WWF-Kollegen und andere Umweltorganisationen die Chance, einen Stopp der Öl- und Gaserkundung für die Lofoten, Vesterålen und Senja für die Dauer ihrer Amtszeit zu fordern. Der Trick: Es handelt sich um eine Minderheitsregierung, die zwei kleineren Fraktionen Zugeständnisse machen musste. Im Vertrag stand am Ende unter anderem dank unserer gezielten Lobbyarbeit ein Moratorium für Öl- und Gas in der Region. Wir vom WWF berichteten auch in Deutschland darüber.

… Doch leider nicht das letzte Wort
Ende vergangenen Jahres ging dann plötzlich ein Sturm der Entrüstung durch Norwegen. Nicht nur Umweltschützer protestierten, auch Fischer und Bewohner der Region #LoVeSe, wie sie inzwischen als Hashtag heißt. Hatte doch Öl- und Energieminister Tord Lien die Industrie aufgefordert, Sektoren des norwegischen Sockels vor den Inseln zu benennen, in denen sie gerne anfangen würde, zu explorieren.
Schließlich musste seine Chefin, Ministerpräsidentin Erna Solberg, ihn zurück pfeifen und eingestehen, dass man die Klausel im Duldungsvertrag vergessen hatte. Ein Treppenwitz der norwegischen Politik, oberpeinlich! Aber ein Symbol für die politische Großwetterlage, das zeigt, woher der Wind in naher Zukunft bald wehen könnte. Und Neuwahlen stehen auch in Norwegen im Herbst 2017 ins Haus.
Und jetzt?
Damit leider noch nicht genug, der Wahlkampf wirft seine Schatten schon voraus: Vor ein paar Wochen profilierte sich aus der Opposition heraus die Arbeiterpartei (AP, Sozialdemokraten) mit einem neuen Vorschlag für Ölsektoren vor den Lofoten (Karte links unten). Angeblich im Einklang mit der Natur, weil er auch einen Nationalpark Lofoten vorsieht. Jedoch werden der Industrie damit genau die Flächen angeboten, die sie haben will. Auch Teile der Gewerkschaften trommeln mit dem Argument neuer Arbeitsplätze im Norden. Die Debatte ist wieder voll entbrannt und die norwegischen WWF-Kollegen mittendrin. Bis zum AP- Parteitag im April wollen sie der Partei ihre für Natur und Umwelt schädlichen Flausen austreiben.
Hätte Norwegen unseren Preis dann noch verdient?
Gleich nach Entdeckung des Røst-Riffs vor 14 Jahren hatte der WWF vorgeschlagen, dieses unter Schutz zu stellen. Als die norwegische Regierung das Gebiet daraufhin für Bodenschleppnetze sperrte, zeichneten wir sie bereits 2003 mit unserem Prädikat “Gift to the Earth” (Geschenk für die Erde) aus. Sollte eine nächste Regierung des Landes auf die Idee kommen, in seiner Nähe Ölplattformen aufzustellen und Pipelines und Kabel zu verlegen, müssten wir diesen Preis eigentlich wieder aberkennen.
Oder was meint ihr?

Das öl ist über kurz oder lang mal alle. Was bleibt dann für unsere Kinder? Wie wollen wir es unseren nachkommenden Generationen erklären was wir mit unserer schönen Welt angerichtet haben?
Bitte, dieses wunderbare Paradies muss so erhalten bleiben mit seiner herrlichen Pflanzen-und Tierwelt.
Die Menschheit macht weiter alles kaputt …
Könnte man nicht mehr Geld verdienen wenn wir in 10 Jahren alle anderen Ökosysteme zerstört haben den Besuch der Lofoten als teures von verwöhnten Touristen besuchte noch als einzigste intakte Paradies zu verkaufen!?
Schützenswert auf jeden Fall gegen die Öl Industrie wehren.
Die Lösung ist, die Plage Mensch zurückhalten.
2 Milliarden sind genug.
Ich hatte zwei Mal das Glück, die wunderbare und natürliche Inselgruppe der Lofoten erleben zu dürfen. Seit die Norweger zu den wenigen [im Übrigen besonders reichen] Nationen dieser Welt gehören die meinen, ohne den kommerziellen Walfang nicht sein zu können, besuche ich das Land nicht mehr. Nicht zu fassen, dass diese Nation — trotz ihres unvergleichlichen Reichtums! — den Hals nicht voll bekommt und nun auch noch ihre Naturreservate verschandeln möchte. Hoffentlich wachen ihre sonst meistens kritischen Bürger rechtzeitig auf.