Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung: kei­ne Res­te mehr

Gesetz soll Lebensmittelverschwendung stoppen © imago images/Countrypixel

Zum zwei­ten Mal jährt sich der inter­na­tio­na­le Tag gegen die Ver­schwen­dung von Lebens­mit­teln. Doch statt sorg­sa­mer mit Lebens­mit­teln umzu­ge­hen, wächst die Ver­schwen­dung wei­ter. Welt­weit wer­den auf vier­ein­halb Mil­lio­nen Qua­drat­ki­lo­me­tern, also der Flä­che der gesam­ten Euro­päi­schen Uni­on, Lebens­mit­tel her­ge­stellt, die nicht auf dem Tel­ler lan­den. Ins­ge­samt sind dies etwa 40 Pro­zent der welt­weit erzeug­ten Lebensmittel.

Der Bun­des­rat will Verbindliches

Die vor drei Jah­ren von der Bun­des­re­gie­rung auf den Weg gebrach­te „Natio­na­le Stra­te­gie zur Redu­zie­rung der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung“ setzt auf frei­wil­li­ge Ver­ein­ba­run­gen. Den Bun­des­län­dern ist dies aber nicht mehr genug. Im letz­ten Beschluss des Bun­des­ra­tes in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode wird fest­ge­stellt, dass die „auf Frei­wil­lig­keit basie­ren­den Konzepte…nicht aus­rei­chend Wir­kung zur Redu­zie­rung der Lebens­mit­tel­ab­fäl­le entfalten.“

Fol­ge uns in Social Media

Der Bun­des­rat will jetzt eine gesetz­lich ver­an­ker­te Pflicht zur Redu­zie­rung von Lebens­mit­tel­ab­fäl­len und dies für alle Wirt­schafts­be­tei­lig­te auf allen Her­stel­lungs- und Ver­triebs­ebe­nen. Eine mas­si­ve Redu­zie­rung der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung ist letzt­lich auch ein wirk­sa­mer Bei­trag zu mehr Kli­ma­schutz. 38 Mil­lio­nen Ton­nen schäd­li­che Kli­ma­ga­se könn­ten allein in Deutsch­land ein­ge­spart wer­den, wenn wir das gesetz­te poli­ti­sche Ziel errei­chen, die Lebens­mit­tel­ab­fäl­le bis zum Jahr 2030 um die Hälf­te zu redu­zie­ren. Das ist mehr als die Hälf­te der gesam­ten Treib­haus­gas­emis­sio­nen aus der deut­schen Land­wirt­schaft im Jahr 2020. Das wir mehr Biss im Kampf gegen die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung ent­wi­ckeln soll­ten, zei­gen auch aktu­el­le Erhe­bun­gen in Bay­ern, die zei­gen, dass die Lebens­mit­tel­ab­fäl­le bis­lang kaum redu­ziert wer­den konn­ten, son­dern sich im Gegen­teil zum Teil erhöht haben.

Die Regie­rung muss nun handeln

Mit dem Beschluss der Bun­des­län­der ist ein kla­rer Auf­trag an die neue Bun­des­re­gie­rung erteilt wor­den. Es heißt also: Die Wirk­sam­keit der bis­he­ri­gen Natio­na­len Stra­te­gie und der frei­wil­li­gen Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen zu eva­lu­ie­ren und gleich­zei­tig die vom Bun­des­rat gefor­der­te gesetz­li­che ver­an­ker­te Plicht zu über­prü­fen und kon­kre­te Umset­zungs­vor­schlä­ge zu erar­bei­ten. Im Ergeb­nis braucht es viel­leicht bei­des: einen gesetz­li­chen Rah­men, an dem sich alle Unter­neh­men ori­en­tie­ren kön­nen, und Bran­chen­ver­ein­ba­run­gen, in deren Rah­men die Unter­neh­men eine umfas­sen­de Bera­tung und Unter­stüt­zung erhalten.

Mit dem WWF-News­let­ter nichts mehr verpassen!

Es sind nur noch neun Jah­re bis 2030. Umso dring­li­cher ist die For­de­rung des Bun­des­ra­tes, die Daten­la­ge end­lich zu ver­bes­sern, um die Wirk­sam­keit der Maß­nah­men zu eva­lu­ie­ren. Gefor­dert wer­den auch regel­mä­ßi­ge Berich­te über den Stand der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung. Eine For­de­rung, die wir vom WWF seit über zehn Jah­ren stellen.

Ich fin­de es auch gut, dass der Bun­des­rat mehr Wert­schät­zung von Lebens­mit­teln in der Bil­dung for­dert. Und dass in öffent­li­chen Aus­schrei­bun­gen für Kan­ti­nen und Co die Ver­mei­dung von Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung Ein­gang fin­det. Das ist über­fäl­lig und schon lan­ge machbar.

Poli­tisch kommt der Beschluss zur rech­ten Zeit

Nächs­tes Jahr muss die neue Bun­des­re­gie­rung die Wirk­sam­keit lau­fen­der Maß­nah­men und neue Ansät­ze prü­fen. Im Rah­men der Abfall­rah­men­richt­li­nie müs­sen die Mit­glied­staa­ten jähr­lich über das Aus­maß von Lebens­mit­tel­ab­fäl­len an die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on berich­ten. Bis 2023 prüft die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on die über­mit­tel­ten Berich­te. Sie behält sich aber aus­drück­lich vor, einen Gesetz­vor­schlag für EU-wei­te Zie­le auf den Weg brin­gen. Gemäß der Abfall­rah­men­richt­li­nie sol­len die Lebens­mit­tel­ab­fäl­le der EU-Mit­glied­staa­ten bis 2025 um 30 Pro­zent — und bis 2030 um die Hälf­te sinken.

Fol­ge uns in Social Media:
Ernährung. Landwirtschaft. Artenvielfalt. Alles Themen, die mich umtreiben. Mich beruflich und privat beschäftigen. Die Spaß machen. Seit 2005 für den WWF. Seit 2007 als lang angelegter Versuch in unserer vierköpfigen Familie – als Fischkopf aus dem Norden kommend, die zweite Hälfte vom Äquator. Woher kommt unser Essen? Auch bei uns ein ganz private Frage. Und ein Dazulernen ohne Ende.- Tanja hat den WWF inzwischen verlassen -

Kommentare (1)

  • Danke für diesen interessanten und niveauvollen Artikel. Die Geschichte ist sehr spannend und das Thema Lebensmittelverschwendung ist wirklich wichtig und im Zeitalter der globalen Klimakrise ernstzunehmen.

    Macht weiter so und informiert die Menschen über dieses aktuelle Umweltthema, das uns alle etwas angeht.

Auch interessant
[Sassy_Social_Share]