Die novembergraue Presseschau startet mit einer kleinen Schweinerei: Ein israelisches Start-up will Fleisch verkaufen, das ohne tote Tiere auskommt. Die Zellkulturen sollen bequem zu Hause herangezüchtet werden, rund 90 Prozent weniger Treibhausgase freisetzen und etwa im selben Umfang weniger Land und Wasser brauchen, als Fleisch aus der konventionellen Tiermast. Also, Schwein gehabt? Ganz so einfach ist es laut der Philosophin Arianna Ferrari vom Karlsruher Institut für Technologie leider nicht. „Die Bioreaktoren für die Fleischproduktion brauchen viel Strom. Es kommt auch darauf an, mit welcher Art von Fleisch man es vergleicht – Massenproduktion oder Ökofleisch“, wird sie in der TAZ zitiert.
Kuh der Woche: Umwelt Medienpreis
Der Kuh der Woche kommt diesmal von der Deutschen Umwelthilfe. Der Verein hat am Mittwoch auf einer tollen Veranstaltung im Meistersaal seinen Umwelt Medienpreis verliehen. Ausgezeichnet wurden wieder herausragende journalistische Leistungen zu den Themen Energiewende, Umwelt‑, Natur- und Verbraucherschutz. Der Preisträger in der Kategorie Printmedien war Peter Wohlleben. Der Förster hat mit seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ einen (internationalen) Bestseller gelandet hat. Ein Exemplar liegt bereits auf meinem Nachttisch. Beeindruckt haben mich auch die spannenden und atmosphärisch dichten Hörfunkreportagen von Anne Preger, die dem Ruß auf der Spur war, die Folgen des Klimawandels beleuchtete und eine Erdmännchen-Familie porträtierte (Wie süß!!!).
Es ist zum Heulen
Die umweltpolitischen Sprecher der Fraktionen von CDU und CSU im Bund und den Ländern haben zum Thema Wolf eine “Dresdner Resolution” veröffentlicht. Klingt hochtrabend und bedeutungsschwanger, geht aber leider am Thema vorbei – und an der Lösung wirklicher Probleme. Damit befinden sich die Unionspolitiker diese Woche in guter Gesellschaft. Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern schwadronierte über eine Obergrenze für Wölfe. Die Niedersächsische Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) verstieg sich gar zu der Behauptung, Weidehaltung gehe nur ohne Wölfe und damit gekonnt ignorierte, dass in Ländern, in denen der Wolf nie weg war, es die Weidehaltung trotzdem noch gibt.
Wölfischer Populismus
Alle drei Wortäußerungen in dieser Woche bewerte ich mal als populistisch. Auf jeden Fall sah sich der WWF zu einer klaren Stellungnahme genötigt: Die extensive Weidetierhaltung in Deutschland ist eine zukunftsweisende Form der Landwirtschaft und zugleich für den Arten- und Umweltschutz von großer Bedeutung. Wer allerdings jetzt nach Abschüssen und Wolfs-Obergrenzen schreit — für die es keine gesetzliche Grundlage gibt — lenkt nur von den eigentlichen, strukturellen Problemen ab, mit denen etwa Schafhalter zu kämpfen haben und für die es Lösung braucht. Angesichts der Scheingefechte um den Wolf drängt sich ein trauriger Verdacht auf: Der Beitrag extensiver Weidehaltung für ökologisch sinnvolle Landschaftspflege hat auch innerhalb der Agrarlobby und der Politik einen viel zu geringen Stellenwert.
Eigenlob stinkt nicht
Zum Schluss noch ein bisschen Eigenlob (sowas geht bei mir immer runter wie PalmÖl): Die ABSATZWIRTSCHAFT listet angesichts der nahenden Spendensaison die beliebtesten Organisationen unter den Millennials auf. Der WWF landet auf dem dritten Platz. Auffallend bei dem Ranking ist, Naturschutzorganisationen schneiden in der Gunst der Deutschen schwächer ab. An dieser Stelle seufzte der erschöpfte Kommunikationsmensch schwer und denkt sich: Nun ja, es gibt eben immer was zu tun…
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