Die ultimativ-subjektive Presseschau zur elften Kalenderwoche startet mit einer Geschmacksfrage: DER FEINSCHMECKER hat in der aktuellen Printausgabe deutsche Städte einem Genuss-Test unterzogen. Dafür wurden Kriterien wie Einkaufsangebot, Trinkkultur, Länderküchen und Spitzenlokale sowie die Verbreitung von Fast Food untersucht. Auch Sicherheit, Kultur, Verkehr, Umwelt und (natürlich) das Wetter flossen in die Bewertung mit ein. Platz eins belegt (ebenso natürlich) Berlin. Gefolgt von München, Hamburg und (was mich besonders freut) Frankfurt. Ich persönlich hätte den Umwelt-Faktor höher gewichtet. Schließlich muss der Natur-Genuss, wie die #iamnature-Tweets zum Frühlingsanfang verdeutlichen, auch nicht erst teuer erkauft werden.
Gigantische Weltverschwörung
Der Kuh der Woche kommt diesmal von WELT-Autorin Céline Lauer die sich in die Abgründe einer gigantischen Weltverschwörung begeben hat. Von der Theorie der BRD Gmbh über 9/11 bis nach Bielefeld spannt sie den Bogen. Was die kruden Thesen so verführerisch mache, sei das simple, binäre Grundprinzip aus Gut und Böse. Wer diesen Code einmal dechiffriert hat, der wird plötzlich zum Sehenden in einer Welt voller Blinder. „Früher galten solche Menschen schnell als versprengte Spinner. Heute vernetzen sie sich im Internet“, so Lauer. Spinner sind die meisten trotzdem noch.
Der Himmel fällt uns auf den Kopf
Ähnlich äußerte sich auch Wetterfrosch Jörg Kachelmann in einem Interview zu Chemtrails: „Auch vor dem Internet gab es in jedem Dorf einen Deppen, manchmal auch zwei. Durch das Internet können sich nun die Dorfdeppen untereinander austauschen und organisieren.” Für alle Unwissenden: Chemtrails sind die ultimativste aller Weltverschwörungen und wurden vor einiger Zeit von SPON-Autor Axel Bojanowski einer sehr treffenden Analyse unterzogen. Natürlich hat auch der WWF bei Chemtrails seine Finger im Spiel (einfach mal googeln). Ich glaube, die Anhänger dieser Theorie sind Nachfahren von Asterix und Obelix. Die fürchten bekanntlich auch nur eines: Dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Überhaupt könnte solch ein Unsinn ungemein amüsant sein, würden Verschwörungstheoretiker nicht glauben, sich alles leisten zu dürfen, da sie zu den wenigen „Sehenden“ gehören. Anders lassen sich Beschimpfungen und Diffamierungen in den Kommentarspalten und Foren nicht erklären.
Hate Poetry
Bei DER WELT werden wütende Leserkommentare mit viel Witz, Ironie und Charme gekontert. Eine tolle Sammlung findet sich auf STORYFILTER. Und SPIEGEL-Journalist Hasnain Kazim setzt gemeinsam mit Kollegen fremdenfeindlichen Leserbriefen humoristische Hate Poetry entgegen. Seit inzwischen drei Jahren präsentieren sie die absurdesten Hass-Tiraden im Berliner Theater „Hebbel am Ufer“ .
Trolle und Tröllchen
Was Journalisten dürfen, darf die Bundesregierung noch lange nicht? Zumindest werfen Vera Kämper und Fabian Reinbold diese Frage in einem SPON-Artikel über die neue Facebook-Seite der Bundesregierung und deren Anti-Troll-Strategie auf. Zweifellos ist der Social Media-Auftritt der Regierung noch flacher als die mittelalterliche Erd-Scheibe, trotzdem darf — meiner Meinung nach — auch das Facebook-Team der Kanzlerin spöttisch antworten. Ich könnte das dumpfe Heer der Trolle und Tröllchen, die den WWF als Sperrspitze des Öko-Faschismus und Global-Warming-Verschwörer beschimpfen, auch nicht ohne Ironie ertragen.
Neue X‑Akten
Ja, richtig gehört, der Klimawandel ist ein Hirngespinst! Immer noch nicht genug von Verschwörungstheorien? Dann kommt jetzt die ultimative Meldung aus dem Showbizz (Achtung OBER-MEGA-SPOILER!!!): Die X‑Akten sollen wieder geöffnet werden! Angeblich wird an einem Comeback der Kult-TV-Show „Akte X“ aus den Neunzigern gearbeitet. Egal ob die FBI-Agenden Mulder und Scully im Kino oder im Fernsehen wieder Aliens jagen, sie werden ganz sicher auch bald die Chemtrails bekämpfen. Ich ruf gleich meinen Agenden in Hollywood an und bewerbe mich für eine entsprechende Rolle. — Als Bösewicht natürlich. Die sehen meistens sowieso besser aus.
Wo die Wölfe heulen
Während das Comeback von Mulder und Scully noch unsicher scheint, ist die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland bereits weiter fortgeschritten. Wie an dieser Stelle berichtet, gab es in den vergangen Wochen Meldungen von verhaltensauffälligen Wölfen. Da die Tiere leider nicht mit Ritalin ruhig gestellt werden können, greifen die Managementpläne der Bundesländer. Doch dieser Plan ist ausgerechnet in Niedersachsen nicht mit den notwendigen, professionellen Strukturen hinterlegt. Deutschland ist, so die Kritik von WWF-Kollege Janosch Arnold, mit „wilden Tieren überfordert“. Die Rückkehr des Wolfes bleibt also weiterhin nicht nur ein großer Erfolg sondern auch eine Herausforderung für alle Beteiligten. — Und das ziemlich genau 15 Jahren nachdem in Sachsen die ersten deutschen Wolfswelpen zur Welt kamen. Ein Geburtstag, den der NABU vergangene Woche feierte.
Zahl der Woche: 76,5
Die Zahl der Woche kommt diesmal von der APOTHEKEN UMSCHAU. Laut einer von dem Magzin in Auftrag gegebenen, repräsentativen Umfrage sind nämlich 76,5 Prozent der Frauen und Männer der Meinung, dass die deutsche Politik bei Themen wie ökologische Lebensmittelproduktion und artgerechte Nutztierhaltung noch deutlich zu wenig unternimmt. In diesem Sinne: Muuh!
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