Koh­le­aus­stieg: Her­ku­les­auf­ga­be Struk­tur­wan­del in Bulgarien


Kohleausstieg und Strukturwandel. Hund vor stillgelegtem Minengebäude
Nur der Hund scheint sich noch dafür zu interessieren: Mine in Pernik, Bulgarien

Den Weg aus der Koh­le sucht Deutsch­land in einem sozi­al­ver­träg­li­chen Pro­zess. Hier in Bul­ga­ri­en ent­schei­det ein Olig­arch über den Kohleaustieg.

Strukturwandel Kohleaussteig Bulgarien: Mine und Gefängnis in Bobov Dol
Gelb und unüber­seh­bar: das Gefäng­nis neben der Mine. © Lea Vra­ni­car / WWF

Das Gefäng­nis in Bobov Dol ist eines der am moderns­ten wir­ken­den Gebäu­de. Hier blät­tert kein Putz von den Wän­den, feh­len kei­ne Fens­ter, lau­fen kei­ne Ris­se vom Boden bis hin zum Dach. Damit sticht das Gefäng­nis her­vor gegen­über den vie­len halb oder ganz ver­fal­le­nen Häu­sern der bul­ga­ri­schen Stadt, rund 1,5 Stun­den süd­west­lich Sofi­as. Und, weil es direkt neben der Koh­le­mi­ne liegt. Denn hier, in den Pro­vin­zen Per­nik und Kjus­ten­dil, wird Braun­koh­le gefördert.

Wenn der Olig­arch über Struk­tur­wan­del entscheidet

Die Koh­le­för­de­rung und die Nähe zur Haupt­stadt sind aber fast schon wie­der alles, was die­se Regi­on mit ihrem deut­schen Coun­ter­part, der Lau­sitz, ver­gleich­bar machen. Denn auch, wenn die Lau­sitz eben­falls einen Struk­tur­wan­del weg von der Koh­le durch­lebt – die bul­ga­ri­sche Ver­si­on gestal­tet sich anders. Und kei­nes­falls nach­ah­mens­wert. Wäh­rend man den Weg aus der Koh­le in Deutsch­land in einem gesamt­ge­sell­schaft­li­chen und sozi­al­ver­träg­li­chen Pro­zess sucht, ent­schei­det in Bul­ga­ri­en ein Oligarch.

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Ihm gehö­ren alle Minen, Tage­baue, Kraft­wer­ke des Lan­des. Das weiß jeder, auch wenn es nicht rich­tig offi­zi­ell ist. Und er hat im ver­gan­ge­nen Jahr von heu­te auf mor­gen, eine Mine in Bobov Dol still­ge­legt. Von heu­te auf mor­gen, erzählt man hier. Für die Beschäf­tig­ten gab es noch eine Kom­pen­sa­ti­on in Höhe einer Monats­zah­lung. Dann war Schluss. Kei­ne Über­gangs­re­ge­lung, kein vor­zei­ti­ger Ruhe­stand. „Die Regie­rung hat gesagt, das ist die Rea­li­tät, wir brau­chen euch nicht mehr – und das war’s“, berich­ten die frü­he­ren Berg­leu­te Ivay­lo Anto­nov und Kiril Minev den Teil­neh­mern einer Pro­jekt­rei­se aus Grie­chen­land, Polen und Deutsch­land, die im Juni in Bobov Dol zu Gast waren.

Her­ku­les­auf­ga­be Kohleausstieg

Das Pro­jekt, das von den WWF-Büros der vier Staa­ten ins Leben geru­fen wur­de und vom Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um geför­dert wird, unter­sucht in den Koh­le­re­gio­nen der teil­neh­men­den Län­der, wie ein umwelt- und sozi­al­ver­träg­li­cher Wan­del aus­se­hen kann. In Bul­ga­ri­en, so scheint es, ist das ver­gli­chen mit Deutsch­land eine Her­ku­les­auf­ga­be. Das liegt zu einem gro­ßen Teil an der wirt­schaft­li­chen Lage Bul­ga­ri­ens, dem ärms­ten Land der EU. Und es liegt sicher auch an dem hohen Grad an Korruption.

Der­zeit kommt die Pri­mär­ener­gie noch etwa zur Hälf­te aus der Koh­le. Dabei hat das Land gute Vor­aus­set­zun­gen für Wind und Son­ne. Und der Beruf des Berg­ar­bei­ters hat zwar einen guten Ruf, viel mehr als der Rest der Bevöl­ke­rung ver­dient man als Berg­mann aber nicht. Anto­nov und Minev beka­men gera­de ein­mal rund 350 Euro im Monat.

Kohleausstieg Bulgarien: Kraftwerk Bobov Dol.
Kann Tou­ris­mus hier eine der Lösun­gen im Struk­tur­wan­del sein?

Aus­weg Tourismus?

Die Koh­le­re­gi­on süd­west­lich von Sofia hät­te auch viel Poten­zi­al für Tou­ris­mus. Wan­der­we­ge füh­ren durch Natio­nal­parks mit schnee­be­deck­ten Ber­gen, hei­ße Ther­mal­quel­len haben ein paar Resorts ange­zo­gen. Doch noch kom­men nicht genug Tou­ris­ten, um die Regi­on wirt­schaft­lich auf die Bei­ne zu stel­len. Die Koh­le­indus­trie aller­dings tut das auch schon lan­ge nicht mehr.

Ein Pro­blem, das jeden­falls war ein Fazit von den Teil­neh­mern der Pro­jekt­rei­se, scheint auch die pas­si­ve Hal­tung kom­mu­na­ler und regio­na­ler Ver­wal­tung zu sein. Statt selbst aktiv zu wer­den, war­tet man hier. Auf den nächs­ten gro­ßen Inves­tor, der alles ändert. Dass damit neue Abhän­gig­kei­ten geschaf­fen wer­den, wird erst ein­mal ausgeblendet.

Was es statt­des­sen bräuch­te, wäre eine Viel­falt aus Initia­ti­ven für eine nach­hal­ti­ge und sta­bi­le Regio­nal­wirt­schaft. Zumin­dest im Klei­nen fängt Bobov Dol damit an: In der tech­ni­schen Ober­schu­le, in der frü­her das Berg­bau-Hand­werk gelehrt wur­de, steht seit eini­gen Mona­ten eine Solar­an­la­ge auf dem Dach. Nun wer­den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler dar­in aus­ge­bil­det, Pho­to­vol­ta­ik zu instal­lie­ren und warten.

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