Aus­bau klei­ner Was­ser­kraft? Kön­nen wir uns sparen!

Kleinwasserwerke sind ökologisch schädlich und ökonomisch Unsinn © Andreas Volz

Der Scha­den ist groß, der Nut­zen gering. Den Aus­bau klei­ner Was­ser­kraft kön­nen wir uns spa­ren. Im EEG 2023 hat er nichts zu suchen.

Lach­se, Aale, Stö­re, Stin­te: Die gro­ßen Wan­de­run­gen der Fische in ihre Laich­ge­bie­te, viel­fach von den Mee­ren in die Flüs­se, sind ein Phä­no­men, das es in bun­tes­ter Viel­falt fast auf der gan­zen Welt zu bewun­dern gibt. Oder es zumin­dest zu bewun­dern gab: Das Ver­schwin­den der Wan­der­fi­sche ist ja gera­de­zu ein Inbe­griff der Bio­di­ver­si­täts­kri­se. Den­noch haben sie in vie­len Kul­tu­ren einen fes­ten Platz, in man­chen haben die aus dem Oze­an wie­der­keh­ren­den Fische sogar eine reli­giö­se Bedeu­tung. So wie auch die Flüs­se selbst.

Mit­te Mai wur­de der Welt­tag der Wan­der­fi­sche gefei­ert, der World Fish Migra­ti­on Day 2022. Wir waren Mit­ver­an­stal­ter eines Film­abends in Ber­lin unter dem Titel „Wild­flüs­se oder Was­ser­kraft“. In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­ons­run­de ging es um die Was­ser­kraft in Deutsch­land und um das Gesetz zum Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien, das EEG. Es regelt die künf­ti­ge För­de­rung für Strom aus Was­ser­kraft. Das EEG ist Teil des Oster­pa­kets, über das der Bun­des­tag der­zeit berät. Und wie­der ein­mal tobt um die För­de­rung der soge­nann­ten klei­nen Was­ser­kraft ein gro­ßer Streit. Hier ist unse­re Kom­men­tie­rung dazu.

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An unse­rer Dis­kus­si­on nahm ein befreun­de­ter Fisch­öko­lo­ge teil. Er hat sei­ne Dok­tor­ar­beit zu einem bedrü­cken­den The­ma geschrie­ben, näm­lich zur Mor­ta­li­tät von Fischen an Was­ser­kraft­wer­ken. Drei Jah­re For­schung über Ster­be­ra­ten und ‑risi­ken, dar­über, wie Tie­re auf ihren Wan­de­run­gen in Tur­bi­nen zer­teilt wer­den, an Rechen­an­la­gen gequetscht ver­en­den oder spä­ter an den Fol­gen ihrer Ver­let­zun­gen zugrun­de gehen. Oder am Baro­trau­ma, ver­ur­sacht durch die gro­ßen Druck­un­ter­schie­de bei der Pas­sa­ge durch die Tur­bi­ne. Das Risi­ko ist groß: Einer von fünf Fischen stirbt, wenn er auf sei­ner Wan­de­rung durch ein Was­ser­kraft­werk schwim­men muss. Wer über­lebt, darf zum nächs­ten Kraft­werk wei­ter­wan­dern. Bei einer Ket­te von Kraft­wer­ken ergibt sich also für Wan­der­fi­sche ein kumu­la­ti­ver Effekt mit dra­ma­ti­schen Folgen.

Der Aal ist inzwi­schen eine vom Aus­ster­ben bedroh­te Tier­art. Auf der Wan­de­rung fluss­ab­wärts Rich­tung Meer kom­men vie­le Aale in Was­ser­kraft­wer­ken um © Timon Polli

Klei­ne Was­ser­kraft rich­tet gro­ßen Scha­den an

Die gute Nach­richt aber lau­tet: Wir kön­nen uns das spa­ren! Zumin­dest den Neu­bau von klei­nen Was­ser­kraft­wer­ken. Die rich­ten über­pro­por­tio­nal gro­ßen Scha­den an. Die klei­ne Was­ser­kraft trägt weni­ger als ein hal­bes Pro­zent zur Strom­erzeu­gung in Deutsch­land bei. Das Aus­bau­po­ten­zi­al für neue Anla­gen ist win­zig. Es liegt bei weni­ger als einem Pro­mil­le. Kön­nen wir uns ein Pro­mil­le Strom nicht spa­ren, zuguns­ten leben­di­ger Flüs­se und wan­dern­der Fische? Der Gesetz­ent­wurf sieht das tat­säch­lich vor: Ab 2023 soll es kei­ne EEG-För­de­rung für neue klei­ne Was­ser­kraft­wer­ke mehr geben, kon­kret sol­che mit einer Leis­tung klei­ner als 500 kW. Auch der Bun­des­rat hat sich gera­de dafür aus­ge­spro­chen. Hof­fen wir, dass die­se gute Neu­re­ge­lung auch im Bun­des­tag eine Mehr­heit findet.

Das Poten­zi­al der Klei­nen Was­ser­kraft muss man mit der Lupe suchen. Ihre För­de­rung hat im EEG 2023 nichts zu suchen © WWF

Hier noch ein Zah­len­bei­spiel aus Bran­den­burg. Sicher, Bran­den­burg ist kein Was­ser­kraft­land. Es gibt hier kaum Gefäl­le und nur sehr wenig Nie­der­schlag. Aber umwelt­schäd­li­che Sub­ven­tio­nen einer fal­schen För­der­po­li­tik kön­nen auch da noch vie­le Gewäs­ser und ihre Fisch­be­stän­de zer­stö­ren, wo sich Was­ser­kraft­wer­ke wirk­lich nicht loh­nen. Inso­fern ist Bran­den­burg ein gutes Bei­spiel. Außer­dem ist Bran­den­burg mit den gro­ßen Strö­men Elbe und Oder für Wan­der­fi­sche nicht unin­ter­es­sant. Kein Hin­der­nis bis zur Ost­see und nur ein ein­zi­ges Wehr bis zu Nordsee!

Für eine Hand­voll Windräder

Aber es gibt auch in Bran­den­burg Strom aus Was­ser­kraft, aus­schließ­lich aus klei­nen Kraft­wer­ken. Die instal­lier­te Leis­tung aller Was­ser­kraft­wer­ke in Bran­den­burg zusam­men beträgt 5 MW. Das ent­spricht etwa andert­halb moder­nen Wind­rä­dern. Neh­men wir mal völ­lig unrea­lis­tisch an, die­se Leis­tung lie­ße sich durch Aus­bau aller Was­ser­kraft­po­ten­zia­le im Land um ver­dop­peln: Dann kämen andert­halb Wind­rä­der dazu. Im Nach­bar­land Meck­len­burg-Vor­pom­mern und in Schles­wig-Hol­stein sieht es ähn­lich aus, dort käme auch allen­falls eines dazu.

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Ich habe nun mei­nen Bekann­ten, den Fisch­öko­lo­gen, gefragt, wie hoch eigent­lich die Mor­ta­li­tät von Fischen an Wind­kraft­an­la­gen ist. Er hat mir erläu­tert, dass die zwar noch nicht erforscht ist, sie dürf­te nach sei­ner Ein­schät­zung aber Rich­tung null gehen.

Mein Fazit lau­tet: Den Aus­bau der klei­nen Was­ser­kraft kön­nen wir uns spa­ren. Oder durch sehr weni­ge Wind­rä­der ersetzen.

Fische wür­den Wind­kraft kaufen.

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Kommentare (1)

  • Hallo, ich bin kein Freund von getöteten Fischen , aber wird hier nicht wieder mal das „Problem „ nur von einer Seite beleuchtet? Ein paar Beispiele: Durch die Schaffung der Durchgängigkeit schaffen wir Autobahnen für nicht endemische Arten , die die Einheimischen Lebewesen überproportional dezimieren( Wollkrabbe, amerikanischer Flusskrebs etc) Kleine WKA‘s können idR leicht durchgängig gestaltet werden. Die Wasserkraft ist bodenlastfähig und schwarzstartfähig. Selbst 1000 Winfkrafträder schaffen das nicht und nein wie haben ja kein Energieproblem oder etwa doch? Wer hindert zB. chinesische Fischer Millionen von Glasaalen ( junge Aale) in ihren Brutgebieten abzufischen? Wo ist da der Einsatz von WWF und Co.? Warum wird im Osterpaket der Artenschutz für Windkraft und Solar erheblich aufgeweicht, bei Wasserkraft spielt das keine Rolle? Über aussagekräftige Antworten würde ich mich freuen.

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