Kamt­schat­ka: War­um es kein Ölun­fall gewe­sen sein kann

Die Tiere kommen aus allen Tiefen und allen Gattungen © imago images / ITAR-TASS

26.06.2023 Update: WWF Russ­land ver­lässt inter­na­tio­na­les WWF-Netzwerk

Die rus­si­sche Gene­ral­staats­an­walt­schaft hat am 21. Juni 2023 die Akti­vi­tä­ten des World Wide Fund for Natu­re (WWF) in Russ­land für „uner­wünscht“ erklärt. Die­se Ent­schei­dung folgt auf eine bereits im März bekannt gege­be­nen Ver­laut­ba­rung, in wel­cher der WWF als «aus­län­di­scher Agent» ein­ge­stuft wurde.

Der WWF Deutsch­land und das gesam­te, welt­wei­te WWF-Netz­werk sind erschüt­tert dar­über, dass unse­re gemein­sa­me Natur­schutz­ar­beit als „auf dem Ter­ri­to­ri­um der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on uner­wünscht“ ein­ge­stuft wird. Infol­ge­des­sen und mit sofor­ti­ger Wir­kung hat der WWF Russ­land die schwie­ri­ge Ent­schei­dung getrof­fen, nicht län­ger Teil des WWF-Netz­werks zu sein.

Noch ist es ein Rät­sel, was die Mee­res­ka­ta­stro­phe vor Kamt­schat­ka ver­ur­sacht. Aber Öl war es nicht.

Der gan­ze Strand liegt vol­ler toter Tie­re. Es sind schlim­me Bil­der, die uns von der Was­ser­ver­schmut­zung in den Buch­ten Mala­ya Lager­na­ya und Sred­n­ya­ya Lager­na­ya an der Küs­te Kamt­schat­kas errei­chen. Es ste­hen noch die che­mi­schen Ana­ly­sen aus, was das Ster­ben ver­ur­sacht hat, aber wir kön­nen anhand der Bil­der schon eini­ge Ursa­chen ausschließen.

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Wir sehen in Kamt­schat­ka tote Muscheln, Kreb­se, Kra­ken, See­igel und aber auch Säu­ge­tie­re. Das heißt, es sind Tie­re und Pflan­zen aller mög­li­chen Mee­res­tie­fen und Arten­grup­pen betrof­fen. Sol­che Aus­wir­kun­gen kön­nen offen­sicht­lich nicht das Ergeb­nis eines Sturms oder einer Was­ser­ver­schmut­zung mit Öl sein. Die­se wür­de vor allem die Tie­re der Ober­flä­chen betref­fen. Eine natür­li­che Ursa­che ist bei dem sehr kal­ten und sau­er­stoff­rei­chen Was­sers des Pazi­fiks sehr unwahr­schein­lich. Die Wahr­schein­lich­keit einer toxi­schen Kon­ta­mi­na­ti­on mit einer vom Men­schen her­ge­stell­ten hoch­lös­li­chen Sub­stanz ist dage­gen groß, da mas­sen­haft grund­le­ben­de Pflan­zen- und Tier­ar­ten ange­spült werden.

Ange­schwemm­te See­ster­ne und See­igel © ima­go images / ITAR-TASS

Für genaue­re Erkennt­nis­se müs­sen uns zunächst die Ergeb­nis­se der Was­ser­pro­ben und der Unter­su­chung toter Mee­res­tie­re vor­lie­gen. Erst danach wird es mög­lich sein, die Fol­gen und das Aus­maß der Ver­schmut­zung in Kamt­schat­ka zu beur­tei­len. Die Pro­ben wur­den zur Unter­su­chung in ein Labor nach Mos­kau gebracht.

Es ist ein gesamt­rus­si­sches Problem

Die aktu­el­le Situa­ti­on in Kamt­schat­ka offen­bart aber ein Pro­blem von gesamt­rus­si­schem Aus­maß: das Feh­len eines prä­ven­ti­ven Umwelt­kon­troll­sys­tems. Unzu­sam­men­hän­gen­de föde­ra­le und loka­le Regu­lie­rungs­be­hör­den sind zwar bereit, Umwelt­ver­stö­ße mit Geld­bu­ßen zu bestra­fen, aber die Auf­de­ckung liegt oft bei der Bevöl­ke­rung, bei Anwoh­nern und Umweltaktivisten.

Russ­land steht vor enor­men Her­aus­for­de­run­gen im Umwelt­be­reich, durch die Kli­ma­kri­se, aber auch durch Ver­schmut­zun­gen der immer wei­ter ver­rot­ten­den Anla­gen aus sowje­ti­scher Zeit. Das hat zuletzt die ver­hee­ren­de Ölka­ta­stro­phe von Norilsk gezeigt. Es ist not­wen­dig, in Russ­land über­all ein Sys­tem der stän­di­gen Umwelt­über­wa­chung zu ent­wi­ckeln, bei der die zustän­di­gen Behör­den auf föde­ra­ler und loka­ler Ebe­ne eng zusam­men­ar­bei­ten müs­sen. Der WWF Russ­land hat Hil­fe bei der Schaf­fung eines sol­chen Sys­tems angeboten.

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Diplom-Forstwirt, Westphale mit langjährige Auslandserfahrung in den Tropen (und Berlin). Seit 1998 arbeitet er für den WWF Deutschland, inzwischen vor allem in Asien unterwegs.

Kommentare (2)

  • Ich bin erschüttert von disem schrecklichen Ereignis im Meer vor Kamtschatka! Hoffentlich wird bald gefunden, was der Grund für dieses große Sterben der Meerestiere sein könnte? Vielleicht wurden wieder mal irgend welche Versuche mit Atom oder anderen starken Giften unter Wasser gemacht? Was da in Russland geschieht, können wir ja gar nicht wissen. Solche schrecklichen Ereignisse würde sie ja bestimmt am liebsten geheim halten.
    Möge Gott uns helfen, die schöne Welt zu erhalten!

    • Ich bin erschüttert wie wenig darüber berichtet wird. Anscheinend sind es Chemikalien aus lokalen Fabriken, aber die offizielle Begründung wiedermal eine Farce.
      Ohne das Internet würden Details überhaupt nicht bekannt werden oder in vielen Fällen Missstände allgemein. Wenn Putin auch noch das Internet in Russland kontrolliert, dann gute Nacht.

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