War­um Hun­de schlecht fürs Kli­ma sind

Es kommt drauf an was rein kommt © Chalabala/iStock/Getty Images

Unser liebs­tes Haus­tier ist ein Umwelt­sün­der, das ist lei­der ein­deu­tig. Aber man kann auch beim Hund auf einen nach­hal­ti­gen Lebens­stil ach­ten, um die Umwelt­fol­gen in Gren­zen zu halten.

Ok, ich oute mich bes­ser gleich am Anfang: Ich mag Hun­de nicht beson­ders. Das liegt zum einen an trau­ma­ti­schen Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Ich wur­de gebis­sen. Und zum ande­ren liegt das an den ekli­gen Hin­ter­las­sen­schaf­ten in der Groß­stadt. Als Mut­ter pule ich regel­mä­ßig die Kacke aus den Schuh­soh­len mei­ner Kin­der. Das geht mir mäch­tig auf die Nerven.

Aber es gibt noch wei­te­re Aspek­te, die für mich gegen einen Hund als Haus­tier spre­chen: Die Vier­bei­ner sind ech­te Umwelt­sün­der. Und ja, mir ist klar, dass wir Men­schen für die Kli­ma­kri­se ver­ant­wort­lich sind (und nicht der Hund). Dass wir Men­schen die Erde mit viel schlim­me­ren zumül­len als unse­re Hun­de. Und ich weiß, dass ich dafür ver­ba­le Klop­pe kas­sie­re und die Kom­men­tar­spal­te heiß lau­fen wird. Aber trotz­dem: Schau­en wir uns doch mal die Umwelt­bi­lanz unse­rer bes­ten Freun­de an.

Wis­sen­schaft­li­che Stu­die: Ein Hund ver­braucht rund ein Drit­tel des CO2-Budgets

Let’s face it: Ein durch­schnitt­li­cher Haus­hund stößt in sei­nem Leben 8,2 Ton­nen CO2 aus, das sind 630 Kilo­gramm CO2 pro Jahr. Das ent­spricht in etwa den Treib­haus­gas­emis­sio­nen von 72.800 Kilo­me­ter Auto fah­ren. Oder 13 Flü­gen von Ber­lin nach Bar­ce­lo­na, hin und zurück. Das haben Umweltingenieur:innen der TU Ber­lin für eine Stu­die errech­net. In der Berech­nung wur­de der gesam­te Hun­de-Lebens­weg berück­sich­tigt – von den Res­sour­cen und Roh­stof­fen des Fut­ters, des­sen Ver­pa­ckung sowie Trans­port bis hin zu den Umwelt­aus­wir­kun­gen der Exkremente.

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Anders aus­ge­drückt: „Setzt man die­se 630 Kilo­gramm CO2 ins Ver­hält­nis zu den zwei Ton­nen, die jeder Mensch pro Jahr emit­tie­ren kann, weil sie laut Welt­kli­ma­rat für das Kli­ma noch erträg­lich sind, dann muss sich jeder Hun­de­be­sit­zer vor Augen füh­ren, dass nahe­zu ein Drit­tel sei­nes CO2-Bud­gets bereits vom Hund ver­braucht wird“, erläu­ter­te der Stu­di­en­lei­ter und Pro­fes­sor für Sus­tainab­le Engi­nee­ring an der TU, Mat­thi­as Fink­bei­ner.

Es gibt sogar Poli­ti­ker, die gro­ße Hun­de ganz abschaf­fen wol­len, weil sie genau­so kli­ma­schäd­lich sind wie SUVs. Da kann man noch so viel mit dem Fahr­rad fah­ren oder vegan essen – der Hund ver­saut die eige­ne Öko­bi­lanz. In Deutsch­land gibt es mehr als zehn Mil­lio­nen Hun­de. Und noch deut­lich mehr Kat­zen. Aber die Umwelt­schä­den durch Kat­zen sind ein ande­res The­ma.

Beson­ders umwelt­schäd­lich: das Fleisch

Mit 90 Pro­zent macht das Fut­ter den weit­aus größ­ten Anteil der Umwelt­be­las­tun­gen aus. Ein 15 Kilo­gramm schwe­rer Hund nimmt rund 500 Gramm Fut­ter am Tag zu sich. Und das stammt meis­tens nicht vom Bio­hof, son­dern aus der Mas­sen­tier­hal­tung. Mit den bekann­ten Konsequenzen.

Nied­lich und mit gehö­ri­gem Pfo­ten­ab­druck © Clau­di Nir / WWF

Selbst über­zeug­te Vegetarier:innen ernäh­ren ihre Hun­de sel­ten rein pflanz­lich. Aber schon die Reduk­ti­on des Fleisch­an­teils in der täg­li­chen Rati­on um ein Vier­tel und die ver­mehr­te Ver­wen­dung von tie­ri­schen Abfall­pro­duk­ten, wie Inne­rei­en anstel­le von Mus­kel­fleisch, redu­ziert die Co2-Emis­sio­nen um etwa die Hälf­te. Auch zu emp­feh­len: Es gibt immer häu­fi­ger Hun­de­fut­ter auf Basis von Insek­ten­pro­te­in. Deut­lich bes­ser für‘s Kli­ma. Und ja, es ist durch­aus mög­lich, einen Hund vege­ta­risch zu ernäh­ren. Dafür soll­te man sich aber gut infor­mie­ren, um die rich­ti­ge Aus­wahl an pflanz­li­chen Zuta­ten und Pro­te­inen zu finden.

Kacka, Pip­pi und der Boden

Was vor­ne rein­kommt, muss hin­ten auch wie­der raus. Ein Hund schei­det in sei­nem Leben rund eine Ton­ne Kot und fast 2000 Liter Urin aus. Mit erheb­li­chen Fol­gen für die Umwelt. Phos­phor, Stick­stoff und die Schwer­me­tal­le ver­gif­ten und tra­gen zur Über­dün­gung von Böden und Gewäs­ser bei. Dabei rich­ten sie laut wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen sogar einen grö­ße­ren Scha­den an als Glyphosat.

Bes­ser Hun­de­kot­beu­tel als Über­dün­gung. Noch bes­ser: plas­tik­freie Beutel

Das Inter­es­san­te: Die Ent­sor­gung des gro­ßen Geschäfts lohnt sich, wie die For­scher fest­stel­len. Die zusätz­li­che Umwelt­be­las­tung, die durch die Her­stel­lung des Plas­tik­säck­chens für den Kot ent­steht, ist deut­lich gerin­ger als der Scha­den, der ent­steht, wenn der Kot direkt in die Umwelt ein­ge­tra­gen wird. Also lie­be Hunde:freundinnen: Bit­te immer schön weg machen.

Aber auch für die­ses Plas­tik­pro­blem gibt es nach­hal­ti­ge Alter­na­ti­ven, wie zum Bei­spiel kom­pos­tier­ba­re, plas­tik­freie Hundekotbeutel.

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Bes­ser ein Dackel als eine Dogge

Men­schen und Hun­de leben jetzt schon tau­sen­de Jah­re zusam­men. Das wird sich nicht ändern, auch nicht aus Umwelt­grün­den, schon klar. Auch in unse­rer Umwelt-NGO gibt es vie­le Kolleg:innen, die über­zeug­te Hun­de-Fans sind. Bei uns sind Hun­de sogar im Büro erlaubt. Gibt ja auch gute Grün­de, wie ich schon oft gele­sen habe. Die Psy­che, der Stress, das Team — alles bes­ser mit Hund im Büro.

Aber Herr­chen und Frau­chen kön­nen die Öko­bi­lanz ihres Vier­bei­ners immer­hin ein biss­chen ver­bes­sern, indem sie Hun­de­fut­ter in Bio­qua­li­tät kau­fen und die Ernäh­rung etwas pflan­zen­ba­sier­ter gestal­ten. Und wie beim Auto gilt auch bei Hun­den: Klei­ner ist kli­ma- und umwelt­scho­nen­der als grö­ßer. Also bes­ser einen Dackel als eine Dog­ge. Oder bes­ser gleich einen Pflan­zen­fres­ser anschaf­fen. Hams­ter, Kanin­chen oder Wel­len­sit­ti­che sind doch eigent­lich auch ein ganz süß, oder?

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Als Digitalmanagerin bin ich für die Social Media Kommunikation und digitale Projekte beim WWF zuständig. Ich hoffe, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu stärken und auch für die nächste Generation eine lebenswerte Erde zu erhalten.Privat bin ich Mutter zweier Jungs und gern draußen in der Natur.

Kommentare (10)

  • Viele valide Punkte. Nur in einem Punkt liegt die Autorin falsch. Fleisch vom Biohof hat einen dramatisch schlechteren CO2 Fußabdruck wie Fleisch aus konventioneller Haltung. Wenn der Hund Fleisch frisst, dann bitte Schlachtabfälle oder Fleisch aus konventioneller Haltung! Fleisch vom Biohof ist nicht Nachhaltig! Wenn wir uns in einer Tierwohl-, und nicht Klima-Krise befinden würden, dann wäre das eine Überlegung. Aber nur dann.

    • Danke dir für das Feedback! Es stimmt, dass Bio-Lebensmittel pro Kilo oder Tonne oft mehr CO2 verbrauchen, als konventionell hergestellte, weil der Ertrag pro Fläche geringer ist.
      Bio-Produktion ist dennoch besser fürs Klima, weil Böden der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher sind (nur Ozeane speichern mehr). Das funktioniert aber nur, wenn die Bodenlebewesen intakt sind. Durch Pestizide und Dünger im konventionellen Landbau werden die Bodenlebewesen stark in Mitleidenschaft gezogen, folglich speichern die Böden weniger Kohlenstoff als bei Bio. Die indirekten Klimaschäden sind also viel größer.
      Dünger ist zusätzlich extrem klimaschädlich, weil aus Mineralöl in einem energieaufwändigen Verfahren (Haber-Bosch) hergestellt. Bei Bio kommt er nicht zum Einsatz.
      Auch wenn man „nur“ die Schlachtabfälle von konventionellen Fleisch kauft – man unterstützt dennoch ein System, das nicht in die Belastungsgrenzen unseres Planeten passt.

  • Also mit einem anklagenden Artikel trägt man meines Erachtens eher weniger für die Stärkung des Umweltbewusstseins in der Gesellschaft bei. Eher erreicht man das Gegenteil bei Menschen, die ihre Vierbeiner als Familienmitglied ansehen. Sicher ist es richtig und wichtig auf Einsparpotenzial hinzuweisen (in welchen Bereichen auch immer). Statt jedoch neutral aufzuklären, was Hundehalterinnen und Hundehalter tun können, um nachhaltiger mit ihrem Tier zu leben, stellt der Artikel diese an den Pranger und suggeriert, dass es besser sei, wenn keiner mehr einen Hund haben würde. Als wenn dies das Problem lösen würde, dass es einfach zu viele Menschen auf diesem Planeten gibt, die sich verhalten, wie sie sich nun mal verhalten.

    • Es war nicht unsere Absicht, Hundehalter:innen an den Pranger zu stellen. Wie eingangs geschrieben, der größte Klimasünder ist und bleibt der Mensch. Trotzdem lohnt sich bei über 10 Millionen Hunden in Deutschland darauf hinzuweisen, dass auch Hunde (und andere Haustiere) einen Umwelteinfluss haben und ein Hundeleben nachhaltiger gestaltet werden kann. Dies haben wir relativ faktenbasiert und wertneutral geschrieben. Falls sich Hundefreund:innen dadurch gekränkt fühlen, so war das nicht unsere Absicht.

      • Puh, seit Jahrzenten spende ich dem WWF monatlich eine feste Summe. Zum Dank und als Anerkennung wurde ich vor nicht allzu langer Zeit deswegen angerufen, einfach um DANKE zu sagen. Wirklich toll! Mit dem heutigem Tag und diesem Artikel, der auch aus professionellen Gesichtspunkten - ich bin studierte Journalistin - wirklich ‚Autsch!‘ schreit, könnte diese Ära für mich tatsächlich zu Ende gehen.

        Ich werde das jetzt in Ruhe überdenken, aber tun sie das in Bezug auf derartig unprofessionelle ‚Meinungsstücke‘ doch bitte auch.

        • Das sehe ich genauso wie Sie, Frau Sprachlos. Nie wieder eine Spende an den WWF! Für mich zeigt dieser Artikel, wie verblendet ein Mensch wirklich sein kann. Da lerne ich lieber von meiner Dogge, mit der ich auch gerne draußen in der Natur bin, falls das jemanden interessiert. "Kaka, Pipi und der Boden." Wenn ich sonst keine Probleme mehr habe bin ich an einer Dekadenz angelangt, die der spätrömischen gleicht. Wenn "Kaka, Pipi und der Boden" meine Stimmung beeinflussen, sollte ich zum Psychiater gehen und meine Zeit nicht damit verschwenden unsinnigen Mist(Kaka) zu schreiben.

  • Danke für diesen schönen Artikel. Ich hoffe, dass sich auf Grund dessen wenigstens ein paar Menschen gegen die Anschaffung eines Hundes entscheiden. Einen Hund halten sollte nur derjenige, der dem Hund auch eine echte Aufgabe bieten kann und keine künstlich konstruierte oder gar keine, nur weil man einen Kinderersatz braucht. Hunde dienen der Jagd, dem Hüten, dem Apportieren oder in Therapie und/oder Schutz. Auf wen das nicht zutrifft, sollte keinen Hund halten dürfen. Das würde die Anzahl deutlich senken und hoffentlich auch solche tierquälenden Zuchten wie Mopse verhindern.

  • Interessanter Artikel.
    Ich besuche zu der Thematik aktuell ein Seminar an der Uni und muss eine Hausarbeit schreiben. Können Sie mir Literatur empfehlen ?

  • Hmmm, interessante Logik! Mir stellt sich die Frage, inwiefern "Kacka, Pippi" von Hunden sich von dem von wildlebenden (wofür steht nochmal WWF?) Tieren wie Wölfen, Füchsen usw. unterscheiden? Mit *diesem* Argument müsste man sich ja über die Ausrottung von Tieren freuen, weil so die CO2- und Boden-Belastung verringert wird ...

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