„Die Hälfte vom Honig für mich, die andere Hälfte für euch!“, sagt Hatizde zu den Bienen, während sie mit bloßen Fingern auf einem steilen Abhang – ganz ohne Hand- und Gesichtsschutz – tief in einen Bienenstock in der Felswand greift. Die mazedonische Imkerin spricht mit den Bienen, singt und beruhigt die Tiere. Eine Szene, die berührt. Erst recht, wenn man bedenkt, dass Bienen weltweit bedroht sind.
Honeyland im Kino erleben
Nicht nur die Honigbienen haben es schwer. Auch die Bestände der Wildbienen und aller anderer Insekten befinden sich im Sturzflug. Von den ca. 560 Wildbienenarten werden 41 Prozent mittlerweile als bedroht eingestuft. In Deutschland haben wir seit der Jahrtausendwende fast 80 Prozent der Insektenbiomasse verloren. Das große Insektensterben ist also keine Fiktion, sondern bitterer Ernst. Und das mit fatalen Konsequenzen für uns Menschen. Albert Einstein hat wohl einmal gesagt, sterben die Bienen stirbt vier Jahre später auch der Mensch. Und das ist gar nicht so abwegig. Ohne Bienen und Wildbienen blieben die Regale in unseren Supermärkten leer.
Honeyland: Im Land des Honigs
Nun könnte es sein, dass die Biene bei der Oscar-Verleihung am 10. Februar endlich für all ihre Mühe belohnt wird und den begehrtesten Filmpreis der Welt erhält. Na gut, nicht die Biene selbst, aber dafür der wunderschöne und ungewöhnlich, berührende Dokumentarfilm „Land des Honigs“ aus Mazedonien. Ein Film über das Imkern. Über Nachhaltigkeit. Über Menschlichkeit. Ein Portrait über eine Frau, die uns zeigt, wie respektvoll und liebevoll der Umgang mit der Natur sein kann. Ein zartes und zugleich eindringliches Filmerlebnis, wie es selten zu sehen ist.
In spektakulären Bildern zeigt der Film die Protagonistin Hatidze, die sich in einem kleinen mazedonischen Dorf zum einen um die Bienen, aber sich auch um ihre kranke Mutter kümmert. Zudem muss sie sich gegen ihre habgierigen Nachbarn zur Wehr setzen. Der Nachbar, ebenfalls ein Imker, beutet seine Bienen gnadenlos aus. Hatidze jedoch gewinnt ihren Honig im Einklang mit der Natur, mit Respekt und Verantwortung. Wirtschaftlich ist der Nachbar ihr damit jedoch überlegen. Das bringt die Heldin von Honeyland aber nicht von ihrem Weg ab. Stattdessen kämpft sie um ihr Leben als Imkerin und den nachhaltigen Umgang mit den Waben aus ihrem Bienenstock. Dabei muss sie viel Kraft aufbringen, der Gier ihres Nachbarn standzuhalten.
Wie geht nachhaltige Landwirtschaft?
Damit ist Honeyland ein Film über hochaktuelle Themen wie Ausbeutung und Zerstörung. Und über die Fragen: Wie geht nachhaltige Landwirtschaft? Was zeichnet unsere Menschlichkeit im Umgang mit der Natur aus? Was macht jeden einzelnen von uns eigentlich zu einem guten Menschen?
Honeyland ist ein Film, der festhält.
Und das ist von unmessbarem Wert. Denn bald schon könnte uns eine ganz andere Realität ereilen. Die ständig intensivierte Landwirtschaft mit der Überlastung durch Pestizide treiben das Insektensterben weiter voran. In Teilen Japans oder Chinas, wo Bienen bereits ausgestorben sind, müssen Obstbäume von Menschenhand bestäubt werden – mit einem Pinsel, Blüte für Blüte. Es wurden sogar schon Bienen-Roboter entwickelt. In verschiedenen Ländern haben Wissenschaftler Mini-Drohnen hergestellt, die miteinander vernetzt die Arbeit von Honigbienen erledigen können.
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Und wenn wir irgendwann mal nicht mehr vom leisen Summen der Bienen im Sommer geweckt werden, sondern von dem Surren der Drohnenmotoren, werden wir uns vielleicht an Hatidze und ihre Bienen erinnern.
WWF fordert europäische Lösung für Insektenschutz
Darum fordert der WWF ein weitgehendes Verbot vom Einsatz von Pestiziden in FFH-Gebieten, Vogelschutzgebieten und artenreichem Grünland. Insektenschutz kann aber nicht allein auf nationaler Ebene stattfinden. Darum braucht es eine gemeinsame, europäische Lösung.
Um zu erreichen, dass das Thema weiter in das Bewusstsein der Gesellschaft rückt, und weil uns der Film bezaubert hat, wünschen wir Hatidze und ihren Bienen, dass sie bei der berühmten Preisverleihung bejubelt und gefeiert werden. Ob mit oder ohne Oscar!
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