Hasen sehen niemals rot. Trotzdem boxen Häsinnen gerne mal einen Verehrer um. Und sie können zweimal gleichzeitig schwanger werden. Was tun, wenn man ein Hasenjunges findet? Erstaunliches und Wichtiges aus der (bedrohten) Welt der Langohren:
Von der Wüste bis zum Gletscher
Hasen gibt es heute auf allen Kontinenten der Erde außer in der Antarktis. Sie wurden vom Menschen auch eingeschleppt, wo sie ursprünglich nicht vorkamen und bewohnen vor allem Grasland, aber auch Halbwüsten, Hochgebirge und tropische Wälder. Es gibt den Wüstenhasen in Zentralasien, den Kap-Hasen in Afrika, Burmesische Hasen in Südostasien und Alaska-Hasen. In Deutschland und Europa sind vor allem Feldhase, Schneehase und Wildkaninchen heimisch.
Kaninchen sind Hasen – und trotzdem ganz anders
Zur biologischen Säugetierfamilie der Hasen gehören auch die Kaninchen: Wildkaninchen und ihre Zuchtform, die Hauskaninchen. Innerhalb der Hasenfamilie gibt es aber die Gattung der Echten Hasen. Diese unterscheiden sich sehr von den Kaninchen.
Echte Hasen haben längere Ohren, längere und kräftigere Hinterläufe, einen dünneren Schädel und sind größer und schlanker als die gedrungenen Kaninchen. Während Kaninchen sich unterirdische Bauten graben, leben Hasen im freien Feld und flachen Mulden, sogenannten Sassen. Neugeborene Hasen sind Nestflüchter, haben bereits Fell und können sehen. Kaninchen kommen blind und nackt als Nesthocker zur Welt. Echte Hasen und Kaninchen können sich nicht paaren.
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Hasen: Schnelle Sprinter, gute Schwimmer
Da sich Echte Hasen nicht in Höhlen verstecken, müssen sie bei Gefahr mit hoher Geschwindigkeit fliehen. Feldhasen — die am weitesten verbreiteten Vertreter in Deutschland — können bis zu 80 km/h schnell werden, drei Meter weit und zwei Meter hoch springen und sehr gut schwimmen. Auf der Flucht schlagen sie ihre typischen Haken, ändern also mehrfach abrupt die Richtung.
Zweimal gleichzeitig schwanger
Die Rammler machen ihrem Namen alle Ehre und bekommen bis zu sechsmal im Jahr Nachwuchs. Häufig paaren sich trächtige Häsinnen schon kurz vor dem Wurftermin erneut und können gleichzeitig noch einmal schwanger werden. Die sogenannte Superfötation oder Doppelträchtigkeit.
Das einsame Leben der Hasenbabys
Gleich nach der Geburt verlässt die Hasenmutter ihre Jungen und kommt nur alle 24 Stunden zum Säugen zurück. Dessen sollte sich bewusst sein, wer einen vermeintlich verwaisten jungen Feldhasen findet und ihn lieber in Ruhe lassen.
Die Hasenmutter vermeidet damit, dass ihr Geruch Feinde wie Füchse, Wildschweine oder Greifvögel anlockt. Ihre Jungen selbst sind fast geruchslos. Die Muttermilch der Häsin muss lange vorhalten und ist besonders nahrhaft, viermal so fett wie Kuhmilch.
Unzähmbar
Feldhasen sind echte Wildtiere und lassen sich nicht zähmen und in Gefangenschaft halten, selbst wenn sie mit der Flasche aufgezogen wurden. Wer tatsächlich ein verwundetes Hasenjunges findet, sollte es in einem Karton mit Luftlöchern zu einer Wildtierstation bringen. Es muss später wieder ausgewildert werden.
Ein Hase frisst alles zweimal
Hasen fressen Gras, Kräuter, Blätter, Blüten, im Winter auch Zweige, Rinde und Wurzeln. Um die schwer verdauliche Nahrung besser verwerten zu können, fressen die Tiere sie zweimal: Sie scheiden die Pflanzenkost als sogenannten Blinddarmkot aus und fressen diesen weichen Kot nochmals.
Hasen sehen niemals Rot
Die Langohren sind kurzsichtig und Bewegungsseher, nehmen also hauptsächlich Dinge wahr, die sich bewegen. Dafür geben ihnen ihre seitlich stehenden Augen einen Rundum-Blick von fast 360 Grad. Und sie sehen die Welt in Grün- und Blautönen, da ihren Augen die Zapfen zur Wahrnehmung der Farbe Rot fehlen.
Powerfrauen
Im Frühjahr zum Höhepunkt der Paarungszeit lassen sich vermehrt kämpfende, miteinander boxende Feldhasen beobachten. Doch es sind keine Männchen, die hier um ein Weibchen buhlen. Sondern meist Häsinnen, die zu aufdringliche Verehrer abwehren!
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Gut versteckt
Feldhasen suchen sich ihre Sasse gerne so, dass sie einen guten Überblick haben. Über absichtliche Umwege und zuletzt mit einem großen Sprung gelangen die Einzelgänger in ihre Mulde, um nicht erschnüffelbar zu sein. Flach liegend und mit ihrer Fellfarbe gut getarnt, harren sie hier aus bis zum letzten Moment, bevor sie fliehen. Im Winter lassen sie sich in ihrer Sasse sogar einschneien.
Beim Spazierengehen sollte man auf den Wegen bleiben, um die scheuen Tiere nicht zu erschrecken. Und zwischen Feldern vor allem von Januar bis April Hunde an die Leine nehmen.
Feldhase folgt Mensch
Die Mümmelmänner ziehen offenes Grasland dicht bewachsenen Regionen und Wäldern vor. Deshalb folgten sie dem Wälder rodenden Mensch jahrhundertelang auf seine bewirtschafteten Flächen. Die heutige intensive Landwirtschaft allerdings lässt ihnen kaum noch Nahrung oder Deckung, vergiftet sie mit Chemie und bedroht Jungtiere durch große Maschinen.
Feldhasen gelten in Deutschland als gefährdet, in einigen Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen-Anhalt als stark gefährdet. Der WWF setzt sich für eine Landwirtschaft im Sinne der Artenvielfalt ein, die zum Beispiel ausreichend Büsche und pflanzenreiche Feldränder stehen lässt.
Wozu die langen Löffel?
Der Hase kann seine Ohren – in der Fachsprache Löffel – wie Schalltrichter in verschiedene Richtungen drehen und sehr gut hören. Je heißer der Lebensraum, desto länger die Löffel. Denn sie dienen auch der Kühlung: Stark durchblutet, transportieren sie Wärme ab.
Die ungewöhnlichsten Hasen der Welt
Sie sehen eher aus wie Meerschweinchen und haben mitnichten lange Löffel, sondern runde, kleine Ohren. Trotzdem gehören sie zur Familie der Hasen und machen ansonsten ihrem Namen alle Ehre: Pfeifhasen warnen und balzen in hohen, pfeifenden Tönen. Sie leben in den Steppen‑, Wald- und Gebirgsregionen Russlands, in Zentral- und Ostasien, im Himalaja und dem Nordwesten Amerikas.
Doch die amerikanischen Pfeifhasen gehören zu den ersten Opfern der Klimakrise. Die kleinen Tiere mit einer Körpertemperatur von über 40 Grad senken bei Hitze ihre Aktivität und brauchen kühle, feuchte Bergregionen. Ihre isolierten Lebensräume in Nordamerika bieten ihnen aber bei steigenden Temperaturen keine Korridore in höher gelegene Regionen.
Hasen sind keine Nagetiere
Hasen haben Nagezähne, nagen und müssen das auch tun. Nach einem Jahr wären ihre Zähne sonst etwa anderthalb Meter lang. Doch die Langohren gehören nicht zur Ordnung der Nagetiere. Sie haben zusätzliche Stiftzähne hinter den Nagezähnen und können nicht mit den Vorderpfoten greifen.
Warum gibt es den Osterhasen?
Zu guter Letzt die alte Frage – auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Eier und Hasen passen als Fruchtbarkeitssymbole zum Frühjahrsfest. Möglicherweise hoppelten die Langohren nach dem Winter zu dieser Jahreszeit vermehrt in Gärten, um Futter zu suchen. Der Brauch soll zuerst im Elsass, der Pfalz und am Oberrhein entstanden sein. Durch das missratene Gebäck eines Osterlamms, das wie ein Hase aussah? Durch Eltern, denen die scheuen und schnellen Tiere ideal erschienen, um ihren Kindern zu erklären, wer nach der Fastenzeit heimlich die Eier versteckt? Heute weiß das niemand mehr so genau.
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