Gute Vor­sät­ze: Plas­tik vermeiden!

Wir produzieren einfach zu viel Müll! © happy lark/iStock/Getty Images

Ein­ge­schweiß­te Gur­ken. Toma­ten in Plas­tik­scha­len. Sham­poo in Kunst­stoff-Fla­schen. Und ein­zeln ver­pack­te Bon­bons in der Tüte: Nach jedem Super­markt-Ein­kauf kann ich einen Sack für die Gel­be Ton­ne fül­len. Und wenn man nicht gera­de im Unver­packt-Laden oder auf dem Wochen­markt ein­kauft, ist es fast unmög­lich, der Plas­tik-Seu­che zu ent­kom­men. Oder?

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Fakt ist: Welt­weit steigt der Kunst­stoff­ver­brauch immer noch rasant. Die Welt wird mehr und mehr zur Müll­kip­pe. In den letz­ten bei­den Jahr­zehn­ten hat sich der Ver­brauch von Plas­tik in den Haus­hal­ten ver­dop­pelt. Pro Kopf fal­len mitt­ler­wei­le rund 40 Kilo­gramm an. Und das ach so grü­ne Deutsch­land liegt dabei ganz weit vorn.  Jede Minu­te erreicht eine Lkw-Ladung Plas­tik­müll die Ozea­ne, was einen Ein­trag von etwa zehn Mil­lio­nen Ton­nen pro Jahr bedeu­tet. Ten­denz steigend!

Die Pan­de­mie befeu­ert die Plastik-Krise!

Durch die Coro­na-Pan­de­mie schwillt der Kunst­stoff-Berg noch dras­ti­scher an. Welt­weit wer­den mas­sen­haft Gesichts­schutz­schil­der, Schutz­kit­tel, Hand­schu­he und ähn­li­ches pro­du­ziert. Auch vie­le Mund-Nasen-Mas­ken bestehen zumin­dest teil­wei­se aus Kunst­stoff. Mal abge­se­hen davon ernäh­ren sich momen­tan vie­le Men­schen (inklu­si­ve mir) von To-Go-Essen aus Ber­gen an Sty­ro­por-Behäl­tern. Und da ich das Café um die Ecke unter­stüt­zen will, hole ich mir auch noch schnell einen Cof­fee to go im Ein­weg­be­cher, da vie­le Gas­tro­no­men auf­grund der Hygie­ne­vor­schrif­ten mei­nen Mehr­weg­be­cher nicht akzeptieren.

Arrgg, ich gelo­be Besserung!

Wo steckt Plas­tik drin? Überall! 

Bei Ver­pa­ckun­gen kann man Plas­tik mit nor­ma­lem Men­schen­ver­stand iden­ti­fi­zie­ren: PET-Fla­schen, Folie oder Tüte – ganz ein­deu­tig Plas­tik. Weni­ger offen­sicht­lich ist Mikro­plas­tik. Die klei­nen Kunst­stoff­teil­chen sind ein­fach über­all. Wo For­scher such­ten, wur­den sie fün­dig: Im ark­ti­schen Meer­eis, in der Tief­see und zuletzt sogar in der mensch­li­chen Pla­zen­ta. Auch im Trink­was­ser, in Honig, Fisch und in Muscheln wur­de kürz­lich Mikro­plas­tik nachgewiesen.

Wir kön­nen qua­si nicht ver­hin­dern, dass wir selbst Mikro­plas­tik auf­neh­men. Es ist überall.

Woher kommt Mikroplastik?

Zu den Quel­len für Mikro­plas­tik zäh­len u.a. der Abrieb von Rei­fen, der Ver­schleiß grö­ße­rer Plas­tik­tei­le (z.B. durch in der Natur weg­ge­wor­fe­ne Ver­pa­ckung) oder auch der Abrieb von Stra­ßen, Kunst­ra­sen oder Spiel­plät­zen. Über Flüs­se, Abwas­ser oder städ­ti­sche Abflüs­se wer­den die klei­nen Kunst­stoff­tei­le ins Meer gespült. Auch über die Luft kann Mikro­plas­tik ver­weht wer­den und ins Meer gelan­gen. In den Boden gelangt Mikro­plas­tik z.B. über Klär­schlamm, der auf Äckern aus­ge­tra­gen wird.

Mikro­plas­tik ent­steht auch beim Tra­gen und Waschen von syn­the­ti­scher Klei­dung (v.a. wegen der Rei­bung und Abnut­zung). Und wenn Klei­dung gewa­schen wird, dann gelan­gen die klei­nen Par­ti­kel in die Klär­an­la­ge und wer­den nicht immer alle her­aus­ge­fil­tert. 35 Pro­zent des Mikro­plas­tiks im Meer stammt vom Faser­ab­rieb bei der Textilwäsche.

Beson­ders Fleece-Tex­ti­li­en und syn­the­ti­sche Klei­dung sind hier­für ver­ant­wort­lich.

Wer mehr hier­über erfah­ren möch­te, kann sich einen Kurz­film zu unse­rem Pro­jekt „Tex­til­eMis­si­on“ anschauen.

Eine Über­sicht, wo die Kunst­stoff­teil­chen noch ver­steckt sind, gibt s hier: https://itsinourhands.com/herausforderung/verstecktes-plastik-im-alltag

Ein­mal Plas­tik, immer Plastik

Das Pro­blem an Mikro­plas­tik: Sind die klei­nen Par­ti­kel ein­mal in der Umwelt, las­sen sie sich kaum mehr ent­fer­nen. Eini­ge For­scher schät­zen die Abbau­zeit von Kunst­stoff auf bis zu 2000 Jah­re. In die­ser Zeit kön­nen die Kunst­stoff­teil­chen viel Scha­den anrich­ten und gan­ze Öko­sys­te­me zer­stö­ren. Ers­te Stu­di­en zei­gen, dass sich durch Mikro­plas­tik das Wachs­tum von Orga­nis­men dras­tisch ver­schlech­ter­te und die Sterb­lich­keit erhöhte.

Woher kommt das Mikro­plas­tik? © WWF Deutschland

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Was wir gegen die Plas­tik­schwem­me fordern? 

Wir beim WWF for­dern poli­ti­sche Lösun­gen für das Plas­tik-Pro­blem, da die Ver­ant­wor­tung nicht allein auf den Ver­brau­cher abge­wälzt wer­den darf. Immer­hin haben die Bun­des­re­gie­rung und die EU kürz­lich schon eini­ge Maß­nah­men ergrif­fen, wie das Ver­bot von Ein­weg-Plas­tik-Geschirr. Zudem leg­te das Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um einen Fünf-Punk­te-Plan für weni­ger Plas­tik und mehr Recy­cling vor.

Da das Plas­tik­pro­blem aber nur glo­bal gelöst wer­den kann, for­dern wir, dass Abfall­ver­mei­dung, Samm­lung und Recy­cling ver­bes­sert wer­den. Wir set­zen uns für ein UN-Abkom­men gegen den Ein­trag von Plas­tik­müll in die Welt­mee­re ein und for­dern Geset­ze für eine „Erwei­ter­te Pro­du­zen­ten­ver­ant­wor­tung“. Das bedeu­tet, dass sich die Wirt­schaft als Ver­ur­sa­cher mit an den Kos­ten für Abfall­sys­te­me und Ent­sor­gungs­kos­ten betei­li­gen muss.

Die­se Plas­tik­tei­le wur­den am Strand gefun­den © Fraun­ho­fer UMSICHT / Lean­dra Hamann

Mei­ne Anti-Plas­tik-Maß­nah­men für die­ses Jahr

Ok, nur der Poli­tik den Ball zuzu­schie­ben, ist viel­leicht aber auch zu ein­fach. Jeder von uns kann etwas tun. Hier sind mei­ne Plastik-Vermeidungs-Vorsätze:

  • Ich neh­me mir vor, weni­ger ver­pack­te Lebens­mit­tel ein­zu­kau­fen und statt­des­sen öfter auf den Markt zu gehen, um fri­sches, regio­na­les Obst und Gemü­se zu kau­fen. Wich­tig: Auch hier auf die Papier­tü­ten zu ver­zich­ten, die einem sofort gege­ben wer­den, wenn man ein Pfund Toma­ten kauft. Es lebe der Jute­beu­tel! Wer kei­nen Markt in der Nähe hat, kann aber auch den Unver­packt-Ver­sand testen.
  • Mehr selbst kochen statt To-Go-Essen. Die Gas­tro­no­mie unter­stüt­ze ich nur noch, wenn ich das Essen in mit­ge­brach­te Behält­nis­se fül­len las­sen darf. Im Zwei­fel: Dar­auf anspre­chen und Über­zeu­gungs­ar­beit leis­ten! Und ansons­ten wird selbst gekocht – zur Not schon am Vor­tag (neu­deutsch nennt man das meal prep­ping). Klar, dass ich den To-Go-Becher immer bei mir tra­ge. Am bes­ten immer nach dem Abspü­len sofort wie­der in die Tasche packen, damit er nicht ver­ges­sen wer­den kann.
  • Mehr­weg statt Ein­weg. Gilt für fast alles, außer Kon­do­me viel­leicht (aber da gibt’s Ein­horn als nach­hal­ti­ge Alter­na­ti­ve 😉). Zum Glück hat Soh­ne­mann Spaß an Upcy­cling-Pro­jek­ten und ver­wer­tet die Ver­pa­ckungs­res­te und ande­res Aus­ran­gier­tes zum Schluss als Kunstwerk.
  • Fes­tes Sham­poo und Dusch­bad sowie mehr Natur­kos­me­tik. Gera­de in Kos­me­tik ver­steckt sich Mikro­plas­tik, daher schaue ich ab sofort genau­er auf die Inhalt­stof­fe. Apps wie Code Check hel­fen dabei, die Übel­tä­ter zu iden­ti­fi­zie­ren. Und auch wenn es klein­lich klingt: Wenn man die Zahn­pas­ta­tu­be auf­schnei­det, kann man sich noch eine Woche län­ger davon die Zäh­ne put­zen. Das Glei­che gilt für Sham­poo-Fla­schen. Hier­für gibt es übri­gens inzwi­schen auch fes­te Alter­na­ti­ven (Dusch­bad und Sham­poo als Sei­fen­stück) sowie Nach­füll­sta­tio­nen in Drogerien.
  • Weni­ger online bestel­len und gene­rell weni­ger kon­su­mie­ren. Ich kom­me seit Mona­ten mit ein paar Jog­ging­ho­sen und weni­gen Zoom-taug­li­chen Ober­tei­len aus, daher fällt mir der Ver­zicht aufs Online­shop­pen nicht so schwer. Und wenn ich doch mal etwas Neu­es brau­che, kau­fe ich bei nach­hal­ti­gen Shops (z.B. Avo­ca­do­s­to­re) und ver­su­che das Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al wie­der­zu­ver­wer­ten. Aus­ran­gier­te Klei­dung wer­fe ich in off­zi­el­le Sam­mel­be­häl­ter oder gebe sie spä­ter im Second Hand Shop (z.B. Oxfam) ab.
  • Life-Hacks beim Waschen: Sel­te­ner Waschen und die Wäsche lie­ber mal zum Aus­lüf­ten raus­hän­gen. Klei­ne Fle­cken kön­nen auch mit der Hand­wä­sche raus­ge­rub­belt wer­den. Wenn die Wäsche­tru­he dann doch über­quillt: Die Wasch­ma­schi­ne rich­tig voll bela­den. Das ver­bes­sert nicht nur die Ener­gie­bi­lanz, son­dern ver­min­dert auch den Abrieb von Kunststofffasern.
  • Müll noch sorg­sa­mer tren­nen. Ok, ich gebe zu, dass ich ein Müll-Trenn-Muf­fel bin, aber gelo­be Bes­se­rung. Also öfter mal Ver­pa­ckun­gen aus­ein­an­der­neh­men, die aus unter­schied­li­chen Mate­ria­li­en bestehen und in Gel­be Ton­ne und Rest­müll tren­nen. Beim Joghurt­be­cher kann man zum Bei­spiel oft noch die Ban­de­ro­le abzie­hen und in den Papier­müll schmei­ßen. Und noch ein Tipp: Auch Ver­pa­ckun­gen, die als bio­lo­gisch abbau­bar oder kom­pos­tier­bar bezeich­net wer­den, nicht in den Bio-Müll schmei­ßen (son­dern in den Restmüll/schwarze Tonne!)!

Been­den wir die Plas­tik­flut! Wenn ihr uns unter­stüt­zen wollt, unter­schreibt unse­re Peti­ti­on gegen Plas­tik­müll in den Mee­ren!

Ihr kennt noch mehr Ver­mei­dungs­stra­te­gien gegen Plas­tik? Dann schreibt mir gern eure Tipps in die Kommentare!

Fol­ge uns in Social Media:
Als Digitalmanagerin bin ich für die Social Media Kommunikation und digitale Projekte beim WWF zuständig. Ich hoffe, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu stärken und auch für die nächste Generation eine lebenswerte Erde zu erhalten. Privat bin ich Mutter zweier Jungs und gern draußen in der Natur.

Kommentare (2)

  • Plastiktüten sind umweltunfreundlich und kosten jedes Mal Geld, wo Geld oft so knapp ist. Jeder sollte eine stoffeinkaufstasche haben, die man waschen kann und man kann sie öfter benutzen. Zigarettenkippen so in die Umwelt zu schmeißen muss verboten und bestraft werden. Wenn jeder ein wenig auf die Umwelt achtet und mal nachdenkt würde sich vieles verbessern. Viele Tropfen gibt ein ganzes Meer.

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