Eingeschweißte Gurken. Tomaten in Plastikschalen. Shampoo in Kunststoff-Flaschen. Und einzeln verpackte Bonbons in der Tüte: Nach jedem Supermarkt-Einkauf kann ich einen Sack für die Gelbe Tonne füllen. Und wenn man nicht gerade im Unverpackt-Laden oder auf dem Wochenmarkt einkauft, ist es fast unmöglich, der Plastik-Seuche zu entkommen. Oder?
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Fakt ist: Weltweit steigt der Kunststoffverbrauch immer noch rasant. Die Welt wird mehr und mehr zur Müllkippe. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich der Verbrauch von Plastik in den Haushalten verdoppelt. Pro Kopf fallen mittlerweile rund 40 Kilogramm an. Und das ach so grüne Deutschland liegt dabei ganz weit vorn. Jede Minute erreicht eine Lkw-Ladung Plastikmüll die Ozeane, was einen Eintrag von etwa zehn Millionen Tonnen pro Jahr bedeutet. Tendenz steigend!
Die Pandemie befeuert die Plastik-Krise!
Durch die Corona-Pandemie schwillt der Kunststoff-Berg noch drastischer an. Weltweit werden massenhaft Gesichtsschutzschilder, Schutzkittel, Handschuhe und ähnliches produziert. Auch viele Mund-Nasen-Masken bestehen zumindest teilweise aus Kunststoff. Mal abgesehen davon ernähren sich momentan viele Menschen (inklusive mir) von To-Go-Essen aus Bergen an Styropor-Behältern. Und da ich das Café um die Ecke unterstützen will, hole ich mir auch noch schnell einen Coffee to go im Einwegbecher, da viele Gastronomen aufgrund der Hygienevorschriften meinen Mehrwegbecher nicht akzeptieren.
Arrgg, ich gelobe Besserung!
Wo steckt Plastik drin? Überall!
Bei Verpackungen kann man Plastik mit normalem Menschenverstand identifizieren: PET-Flaschen, Folie oder Tüte – ganz eindeutig Plastik. Weniger offensichtlich ist Mikroplastik. Die kleinen Kunststoffteilchen sind einfach überall. Wo Forscher suchten, wurden sie fündig: Im arktischen Meereis, in der Tiefsee und zuletzt sogar in der menschlichen Plazenta. Auch im Trinkwasser, in Honig, Fisch und in Muscheln wurde kürzlich Mikroplastik nachgewiesen.
Wir können quasi nicht verhindern, dass wir selbst Mikroplastik aufnehmen. Es ist überall.
Woher kommt Mikroplastik?
Zu den Quellen für Mikroplastik zählen u.a. der Abrieb von Reifen, der Verschleiß größerer Plastikteile (z.B. durch in der Natur weggeworfene Verpackung) oder auch der Abrieb von Straßen, Kunstrasen oder Spielplätzen. Über Flüsse, Abwasser oder städtische Abflüsse werden die kleinen Kunststoffteile ins Meer gespült. Auch über die Luft kann Mikroplastik verweht werden und ins Meer gelangen. In den Boden gelangt Mikroplastik z.B. über Klärschlamm, der auf Äckern ausgetragen wird.
Mikroplastik entsteht auch beim Tragen und Waschen von synthetischer Kleidung (v.a. wegen der Reibung und Abnutzung). Und wenn Kleidung gewaschen wird, dann gelangen die kleinen Partikel in die Kläranlage und werden nicht immer alle herausgefiltert. 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer stammt vom Faserabrieb bei der Textilwäsche.
Besonders Fleece-Textilien und synthetische Kleidung sind hierfür verantwortlich.
Wer mehr hierüber erfahren möchte, kann sich einen Kurzfilm zu unserem Projekt „TextileMission“ anschauen.
Eine Übersicht, wo die Kunststoffteilchen noch versteckt sind, gibt s hier: https://itsinourhands.com/herausforderung/verstecktes-plastik-im-alltag
Einmal Plastik, immer Plastik
Das Problem an Mikroplastik: Sind die kleinen Partikel einmal in der Umwelt, lassen sie sich kaum mehr entfernen. Einige Forscher schätzen die Abbauzeit von Kunststoff auf bis zu 2000 Jahre. In dieser Zeit können die Kunststoffteilchen viel Schaden anrichten und ganze Ökosysteme zerstören. Erste Studien zeigen, dass sich durch Mikroplastik das Wachstum von Organismen drastisch verschlechterte und die Sterblichkeit erhöhte.
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Was wir gegen die Plastikschwemme fordern?
Wir beim WWF fordern politische Lösungen für das Plastik-Problem, da die Verantwortung nicht allein auf den Verbraucher abgewälzt werden darf. Immerhin haben die Bundesregierung und die EU kürzlich schon einige Maßnahmen ergriffen, wie das Verbot von Einweg-Plastik-Geschirr. Zudem legte das Bundesumweltministerium einen Fünf-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling vor.
Da das Plastikproblem aber nur global gelöst werden kann, fordern wir, dass Abfallvermeidung, Sammlung und Recycling verbessert werden. Wir setzen uns für ein UN-Abkommen gegen den Eintrag von Plastikmüll in die Weltmeere ein und fordern Gesetze für eine „Erweiterte Produzentenverantwortung“. Das bedeutet, dass sich die Wirtschaft als Verursacher mit an den Kosten für Abfallsysteme und Entsorgungskosten beteiligen muss.
Meine Anti-Plastik-Maßnahmen für dieses Jahr
Ok, nur der Politik den Ball zuzuschieben, ist vielleicht aber auch zu einfach. Jeder von uns kann etwas tun. Hier sind meine Plastik-Vermeidungs-Vorsätze:
- Ich nehme mir vor, weniger verpackte Lebensmittel einzukaufen und stattdessen öfter auf den Markt zu gehen, um frisches, regionales Obst und Gemüse zu kaufen. Wichtig: Auch hier auf die Papiertüten zu verzichten, die einem sofort gegeben werden, wenn man ein Pfund Tomaten kauft. Es lebe der Jutebeutel! Wer keinen Markt in der Nähe hat, kann aber auch den Unverpackt-Versand testen.
- Mehr selbst kochen statt To-Go-Essen. Die Gastronomie unterstütze ich nur noch, wenn ich das Essen in mitgebrachte Behältnisse füllen lassen darf. Im Zweifel: Darauf ansprechen und Überzeugungsarbeit leisten! Und ansonsten wird selbst gekocht – zur Not schon am Vortag (neudeutsch nennt man das meal prepping). Klar, dass ich den To-Go-Becher immer bei mir trage. Am besten immer nach dem Abspülen sofort wieder in die Tasche packen, damit er nicht vergessen werden kann.
- Mehrweg statt Einweg. Gilt für fast alles, außer Kondome vielleicht (aber da gibt’s Einhorn als nachhaltige Alternative 😉). Zum Glück hat Sohnemann Spaß an Upcycling-Projekten und verwertet die Verpackungsreste und anderes Ausrangiertes zum Schluss als Kunstwerk.
- Festes Shampoo und Duschbad sowie mehr Naturkosmetik. Gerade in Kosmetik versteckt sich Mikroplastik, daher schaue ich ab sofort genauer auf die Inhaltstoffe. Apps wie Code Check helfen dabei, die Übeltäter zu identifizieren. Und auch wenn es kleinlich klingt: Wenn man die Zahnpastatube aufschneidet, kann man sich noch eine Woche länger davon die Zähne putzen. Das Gleiche gilt für Shampoo-Flaschen. Hierfür gibt es übrigens inzwischen auch feste Alternativen (Duschbad und Shampoo als Seifenstück) sowie Nachfüllstationen in Drogerien.
- Weniger online bestellen und generell weniger konsumieren. Ich komme seit Monaten mit ein paar Jogginghosen und wenigen Zoom-tauglichen Oberteilen aus, daher fällt mir der Verzicht aufs Onlineshoppen nicht so schwer. Und wenn ich doch mal etwas Neues brauche, kaufe ich bei nachhaltigen Shops (z.B. Avocadostore) und versuche das Verpackungsmaterial wiederzuverwerten. Ausrangierte Kleidung werfe ich in offzielle Sammelbehälter oder gebe sie später im Second Hand Shop (z.B. Oxfam) ab.
- Life-Hacks beim Waschen: Seltener Waschen und die Wäsche lieber mal zum Auslüften raushängen. Kleine Flecken können auch mit der Handwäsche rausgerubbelt werden. Wenn die Wäschetruhe dann doch überquillt: Die Waschmaschine richtig voll beladen. Das verbessert nicht nur die Energiebilanz, sondern vermindert auch den Abrieb von Kunststofffasern.
- Müll noch sorgsamer trennen. Ok, ich gebe zu, dass ich ein Müll-Trenn-Muffel bin, aber gelobe Besserung. Also öfter mal Verpackungen auseinandernehmen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen und in Gelbe Tonne und Restmüll trennen. Beim Joghurtbecher kann man zum Beispiel oft noch die Banderole abziehen und in den Papiermüll schmeißen. Und noch ein Tipp: Auch Verpackungen, die als biologisch abbaubar oder kompostierbar bezeichnet werden, nicht in den Bio-Müll schmeißen (sondern in den Restmüll/schwarze Tonne!)!
Beenden wir die Plastikflut! Wenn ihr uns unterstützen wollt, unterschreibt unsere Petition gegen Plastikmüll in den Meeren!
Ihr kennt noch mehr Vermeidungsstrategien gegen Plastik? Dann schreibt mir gern eure Tipps in die Kommentare!
Plastiktüten sind umweltunfreundlich und kosten jedes Mal Geld, wo Geld oft so knapp ist. Jeder sollte eine stoffeinkaufstasche haben, die man waschen kann und man kann sie öfter benutzen. Zigarettenkippen so in die Umwelt zu schmeißen muss verboten und bestraft werden. Wenn jeder ein wenig auf die Umwelt achtet und mal nachdenkt würde sich vieles verbessern. Viele Tropfen gibt ein ganzes Meer.
Können Pfand auf sämtliche Verpackungen und Systeme wie trash to cash in Kombination mit Müllvermeidung Anreize auf dem Weg zum komplett nachhaltigen Umbau der Gesellschaft schaffen oder ist das eine zu indirekte Prozedur? Das neue Verpackungsgesetz ermöglicht leider immer noch zu viel Müll. #breakfreefromplastic #verpackungsfrei #degrowth #zerowaste #unverpackt https://sensiblochamaeleon.blogspot.com/2021/07/pfand-auf-alle-flaschen-dosen-und.html