Grü­ne Wel­le – wie der WWF natio­na­le Kli­ma­bei­trä­ge bewertet

Noch gibt es viel zu viel rot und gelb © Cooperr007 iStock/GettyImages

Sie sind euch bestimmt an der ein oder ande­ren Stel­le schon begeg­net: Die NDCs sind das Herz­stück des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens. Die­se “Natio­nal­ly Deter­mi­ned Con­tri­bu­ti­ons” sind die natio­na­len Bei­trä­ge von Staa­ten zur Umset­zung des Pari­ser Abkom­mens: Jedes Land legt sei­ne Emis­si­ons­zie­le und Kli­ma­plä­ne fest und reicht sie beim Kli­ma­se­kre­ta­ri­at der Ver­ein­ten Natio­nen ein. Um in der Sum­me der Kli­ma­bei­trä­ge die Zie­le des Pari­ser Abkom­mens errei­chen zu kön­nen, sol­len die­se alle fünf Jah­re über­prüft und nach­ge­bes­sert wer­den. 2020 war die ers­te Über­ar­bei­tung der Kli­ma­bei­trä­ge vor­ge­se­hen, aller­dings wur­de die Kli­ma­kon­fe­renz auf­grund der COVID-19 Pan­de­mie ver­scho­ben und damit haben die Staa­ten noch etwas Auf­schub für ihre über­ar­bei­te­ten NDCs bekommen.

Erst vor kur­zem hat­ten wir euch berich­tet, dass die bis­her ein­ge­reich­ten Zie­le nicht annäh­rend aus­rei­chen um das Ziel die Erd­er­hit­zung auf 2- (geschwei­ge denn das 1,5-) °C  zu begren­zen und dass die EU ihr NDC nicht im aus­rei­chen­den Maß nach­ge­bes­sert hat.

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Mitt­ler­wei­le gibt es Anlass zur Hoff­nung: Nach dem Amts­ein­tritt Joe Bidens sind die USA wie­der in das Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men ein­ge­tre­ten. Das könn­te der Beginn einer neu­en Dyna­mik sein und dazu füh­ren, dass mehr Staa­ten ihre Kli­ma­schutz-Ambi­tio­nen erhö­hen und ver­bes­ser­te NDCs einreichen.

Doch wie geht man mit die­sen neu­en Vor­schlä­gen am bes­ten um?

Es ist gar nicht so leicht die NDCs der ver­schie­de­nen Län­der zu ver­glei­chen und zu bewer­ten. Bei den Emis­si­ons­zie­len bei­spiels­wei­se neh­men vie­le Län­der unter­schied­li­che Basis­jah­re. Wäh­rend die EU ihre geplan­te Emis­si­ons­min­de­rung im Ver­gleich zum Jahr 1990 angibt, geben die USA sie im Ver­gleich zu 2005 an. Das erschwert natür­lich die Ver­gleich­bar­keit. Ganz all­ge­mein ist es gar nicht so ein­fach nach­zu­voll­zie­hen: Was ist ein ambi­tio­nier­tes, gutes Ziel und hilft uns das die 1,5‑Grad-Grenze ein­zu­hal­ten – und was ist defi­ni­tiv zu wenig?

Was ist ein gutes Ziel? Eine neue Methodik

Des­we­gen hat der WWF ein Werk­zeug zur Bewer­tung der NDCs ent­wi­ckelt: Die Check­lis­te #NDCs­We­Want, mit der die neu ein­ge­reich­ten natio­na­len Kli­ma­bei­trä­ge im Ver­gleich zu den ursprüng­li­chen NDCs sys­te­ma­tisch beur­teilt wer­den können.

Die Lis­te beinhal­tet zwan­zig ver­schie­de­ne Fak­to­ren zur Mes­sung des Fort­schritts bei den Kli­ma­zie­len in fünf Bereichen:

  1. Ambi­tio­nen der NDCs
  2. För­de­rung des Systemwandels
  3. Ein­be­zie­hung und Mitwirkung
  4. Bei­trag zur nach­hal­ti­gen Entwicklung
  5. Ver­fol­gen des Fortschritts

Eine Welt­kar­te vol­ler Ampeln

Das Ergeb­nis die­ser Lis­te seht ihr hier: Eine Welt­kar­te mit allen Län­dern, die schon ein neu­es NDC ein­ge­reicht haben, mit einem Ampel­sys­tem, das zeigt wo das jewei­li­ge Land steht. Lei­der ist die­se Kar­te (noch) vol­ler roter, oran­ge­far­be­ner und gel­ber Ampel­far­ben. Das sind die NDCs „we don’t want“, die zu wenig ambi­tio­niert sind und zu wenig zu einer nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung bei­tra­gen. Auch die EU bei­spiels­wei­se hat wegen ihrer zu gerin­gen Emis­si­ons­re­duk­tio­nen nur ein gel­bes Ampelzeichen.

Fall­bei­spiel Latein­ame­ri­ka und Karibik

Auch für eine regio­na­le Über­sicht bie­tet die Check­lis­te eine gute Grund­la­ge. Wir haben einen neu­en Bericht mit einer regio­na­len Ein­ord­nung der NDCs und ihrer Bewer­tun­gen von 15 Län­dern Latein­ame­ri­kas und der Kari­bik vor­ge­legt.  Latein­ame­ri­kas und Kari­bik umfas­sen eine Viel­zahl von Öko­sys­te­men, dar­un­ter natür­lich auch der bedeut­sa­me Regen­wald. Hier gibt es zuneh­mend extre­me Wett­ereig­nis­se infol­ge der glo­ba­len Erd­er­hit­zung. In Kon­se­quenz haben fast alle Län­der in der Regi­on ihre NDCs ver­bes­sert. Fünf Län­der haben in der NDC-Bewer­tung bereits eine grü­ne Ampel erhal­ten: Kolum­bi­en, Suri­na­me, Pana­ma, Cos­ta Rica und die Domi­ni­ka­ni­sche Repu­blik haben sich sol­che NDCs gesetzt, wie wir sie uns wünschen.

Eini­ge Staa­ten in der Kari­bik ste­hen bei den Kli­ma­zie­len auf Grün © Valio84sl / iStock/GettyImages

Weni­ger erfreu­lich sind jedoch die Ent­wick­lun­gen in den größ­ten Volks­wirt­schaf­ten, Bra­si­li­en und Mexi­ko. Statt ihre NDCs ambi­tio­nier­ter zu gestal­ten, glän­zen sie mit Rechen­tricks. Sogar mit stei­gen­den Emis­sio­nen kön­nen sie ihre gesetz­ten Zie­le errei­chen. Das ist natür­lich Augen­wi­sche­rei und schlicht ent­täu­schend, noch mehr wegen einer beson­de­re Vor­bild­funk­ti­on in der Regi­on. Ins­ge­samt reichen aber – wie im Rest der Welt – die Kli­ma­zie­le nicht aus, um die glo­ba­le Tem­pe­ra­tur­er­hö­hung auf 1,5 Grad zu begren­zen.

NDCs als Chance

Noch ist ein Zeit­fens­ter bis zur inter­na­tio­na­len Kli­ma­kon­fe­renz in Schott­land im Novem­ber. Mit unse­rer Bewer­tung der NDCs rufen wir alle Staats­ober­häup­ter dazu auf ihre natio­na­len Bei­trä­ge zum Kli­ma­schutz noch­mal zu über­den­ken. Wir glau­ben, dass die NDCs eine Chan­ce sind, natio­na­le Ambi­tio­nen zu ver­stär­ken, zu einer nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung bei­zu­tra­gen und Fort­schrit­te im Kli­ma­schutz mess­bar zu machen.

Mit gro­ßen Ambi­tio­nen für den Schutz von Mensch und Natur und der Begren­zung der Erd­er­hit­zung auf 1,5‑Grad, sind die NDCs das rich­ti­ge Werk­zeug um am Ende vor einer Welt­kar­te vol­ler grü­ner Ampeln zu ste­hen. Dafür brau­chen wir jetzt schnel­les und effek­ti­ves Han­deln von allen Ländern.

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Vertritt die Generation Y als Werkstudentin im Team Klimaschutz und Energiepolitik. Arbeitet und lebt in Hamburg, ist aber immer wieder gerne auf Stippvisite in der Hauptstadt. Ansonsten ab und zu auf Demos für einen grünen Wandel unterwegs, Ultimate Frisbee-spielend im Park oder anbadend im See.

Kommentare (1)

  • Klimabeitrag, Umweltschutz?!
    Wir haben eine Photovoltaikanlage auf unserem Dach weil wir mit Strom heizen (müssen).
    Leider dürfen wir unsere eigene Anlage nur zu 70% nützen(EEG Verordnung).
    Unsere Anfragen beim Bürgermeister, Kommunal-Landes-Bundespolitiker werden nicht beantwortet.
    Wieso macht es keiner Public?
    Was verstehen Sie unter Umwelt-Klimaschutz?!
    P.S
    Wir machen oft Urlaub in GR. Jeden Abend laufen wir den Strand ab und sammeln den Müll auf.
    Als Dank wird man als Spinner bezeichnet...
    Wir tun dies alles wegen unserer Kinder ohne Schau.
    Schade, dass in den Medien nur Effekthascherei herrscht.

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