Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung: Der Preis fürs Essen retten


Vegetables Heart © iStock/getty images
Ein Herz für Lebensmittel © iStock/getty images

313 Kilo­gramm genieß­ba­re Lebens­mit­tel lan­den in Deutsch­land pro Sekun­de in der Ton­ne – viel zu viel. Vor eini­gen Wochen über­ga­ben wir Land­wirt­schafts­mi­nis­ter Chris­ti­an Schmidt eine Peti­ti­on, die ein Ende der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung for­der­te. Über 52.000 Men­schen haben die Peti­ti­on unter­schrie­ben. Nun for­der­te der Bun­des­mi­nis­ter bei sei­ner Eröff­nungs­re­de der ANUGA (All­ge­mei­nen Nah­rungs- und Genuss­mit­tel-Aus­stel­lung) eine Ende der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung und dass zukünf­tig dabei auch die Wirt­schaft in die Pflicht genom­men werde.

Und wir waren ehr­lich gesagt ziem­lich stolz.

Auf der ANUGA sind in Köln 7000 Anbie­ter aus 108 Län­dern ver­tre­ten. Mit dabei: Die Initia­ti­ve „Genießt uns!“, die der WWF mit ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen ins Leben geru­fen hat. Einen Tag lang konn­ten wir das The­ma aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven beleuch­ten. Eine gute Gele­gen­heit, um unse­re die Stu­die „Das gro­ße Weg­schmei­ßen“  dort vorzustellen.

Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung muss nicht sein

Das Gute am Pro­blem der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung: Es kann sich ändern. Wis­sen­schaft­ler gehen von einem sehr hohen Ver­mei­dungs­po­ten­zi­al aus. Hier möch­te der WWF zusam­men mit den Part­nern aus der Initia­ti­ve „Genießt uns!“ so viel wie mög­lich anschie­ben. Unter ande­rem mit Ideen von Unter­neh­men, die sich bereits enga­gie­ren. Drei davon wur­den am 13. Okto­ber auf einer gro­ßen Ver­an­stal­tung von Welt­hun­ger­hil­fe, Bun­des­ver­band der Tafeln, United Against Was­te, Foodsha­ring, der Ver­brau­cher­zen­tra­le NRW und uns mit dem „Genießt uns!–Award gekürt.

Die Ent­schei­dung war den drei Jury­mit­glie­dern, dem TV-Koch Chris­ti­an Rach, der Food­trend­for­sche­rin Han­ni Rütz­ler und Gui­do Rit­ter von der Fach­hoch­schu­le Müns­ter, wahr­lich nicht leicht gefal­len. Denn von allen 16 Nomi­nier­ten kön­nen sich ande­re Unter­neh­men meh­re­re Schei­ben abschnei­den. Bau­ern, Bäcker, Kli­ni­ken, Restau­rants oder der Han­del – es gibt sie, die posi­ti­ven Bei­spie­le mit außer­or­dent­li­chen Enga­ge­ment für höhe­re Wert­schät­zung von Lebensmitteln.

Gekürt wur­den aber schließ­lich die­se drei:

Münch­ner Tra­di­ti­ons­gast­hof Wei­ßes Bräuhaus 

Das Stamm­haus der Fami­li­en­braue­rei G. Schnei­der & Sohn mit Platz für 660 Gäs­te bezieht sei­ne Lebens­mit­tel von regio­na­len Part­nern. Das Bräu­haus pflegt auch die tradi­tionelle Münch­ner Küche mit Inne­rei­en. Die in der Küche und auf den Tel­lern anfal­len­den Abfäl­le wer­den regel­mä­ßig erfasst. Die Spei­se­kar­te wur­de an die Wün­sche der Gäs­te ange­passt. Die Haxe kann hal­biert, Salat und Bei­la­gen ent­kop­pelt vom Haupt­ge­richt bestellt wer­den – so bleibt deut­lich weni­ger auf den Tel­lern zurück.. Die Küchen­pro­duk­ti­on wur­de umge­stellt und eine Reste­verwertung einge­führt. Es lohnt sich: Die Ent­sor­gungs­kos­ten für Lebens­mit­tel­res­te konn­te das Bräu­haus seit 2008 um 60 Pro­zent redu­zie­ren, der Rest­müll ging um 20 Pro­zent zurück.

Die Spitzen­gastro­nomie war immer Vor­rei­ter in Qua­li­tät und Nach­hal­tig­keit, aber die Ver­mei­dung von Lebens­mit­tel­müll stand nie im Fokus. Da muss ein bay­ri­sches Brau­haus kom­men und allen zei­gen wie’s geht!”, sag­te dazu Jury­mit­glied Chris­ti­an Rach. „Das soll­te und muss Schu­le machen“.

Die preisträger © David Klammer / Welthungerhilfe
Geniesst uns! Award 2015:
Von links Otmar Mut­zen­bach Weis­ses Bräu­haus Mün­chen, Rike Kapp­ler Ciba­ria Bio­bä­cke­rei Müns­ter, Peter Zens Ger­tru­den­hof Bau­ern­hof Hürth © David Klam­mer / Welthungerhilfe

Ger­tru­den­hof

Seit mehr als 50 Jah­ren bewirt­schaf­tet die Fami­lie Zens den Ger­tru­den­hof in Hürth, nahe Köln. Auf 130 Hekt­ar wer­den etwa Wei­zen, Gers­te, Zucker­rü­ben, Kar­tof­feln oder Kür­bis­se ange­baut. Im Hof­la­den wird nicht norm­ge­rech­tes Gemü­se, das vom Groß­han­del wegen Form und Optik nicht akzep­tiert wird, ange­bo­ten. In einer „Schlem­mer­sta­ti­on“ wer­den Über­schüs­se ver­ar­bei­tet und der Milch­lie­fe­rant des Hofs nimmt nicht ver­kauf­te Ware zurück, die spä­ter zu Käse wird. Der Schul­bau­ern­hof schafft es, in sei­ner Bil­dungs­ar­beit „eine neue Kul­tur der Wert­schät­zung von Lebens­mit­teln“ zu schaf­fen, befand die Jury.

Mir war es wich­tig, dass auch ein land­wirt­schaft­li­cher Betrieb aus­ge­zeich­net wird. Die Land­wirt­schaft steht am Anfang der Pro­duk­ti­ons­ket­te, hier kom­men unse­re Lebens­mit­tel her“, begrün­det Jury­mit­glied Gui­do Rit­ter, Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­ler der Fach­hoch­schu­le Müns­ter die Aus­zeich­nung. „Lei­der wird beim The­ma Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung die Land­wirt­schaft oft aus­ge­spart. Dabei besteht gera­de hier die Mög­lich­keit die Wert­schät­zung für unse­re Lebens­mit­tel dem Ver­brau­cher ohne Umwe­ge vor Augen zu führen“.

ciba­ria — öko­lo­gisch-bio­lo­gi­sche Vollkornbäckerei

Die 1990 von Rike Kapp­ler in Müns­ter gegrün­de­te Bio-Bäcke­rei ciba­ria hat rund 50 Beschäf­tig­te. Die Back­wa­ren wer­den im Stamm­haus sowie in Bio­lä­den und auf Märk­ten ange­bo­ten. Außer­dem belie­fert ciba­ria Cafes und Kan­ti­nen. Der Betrieb hat nicht ver­kauf­te Ware als wich­tigs­te Stell­schrau­be zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung in der Pro­duk­ti­on iden­ti­fi­ziert. Retou­ren wer­den erfasst, die Beleg­schaft rege­mä­ßig geschult. Nicht ver­kauf­te Bro­te und Bröt­chen wer­den zu Panier­mehl ver­ar­bei­tet und mit­tels über­ar­bei­te­ter Rezep­tu­ren wie­der in Back­wa­ren ein­ge­ar­bei­tet. Was hier kei­nen Ein­satz fin­det, geht als Spen­de an Bahn­hofs­mis­sio­nen oder an die Ver­sor­gung der Nachtschicht.

Seit Jahr­tau­sen­den ist Brot wohl das bedeu­tends­te Lebens­mit­tel über­haupt und ein sym­bol­träch­ti­ges Lebens­mit­tel, das für phy­si­sche und geis­ti­ge Nah­rung steht. Zugleich zäh­len Back­wa­ren zu den Lebens­mit­teln, die an ers­ter Stel­le beim Abfall ste­hen“, erläu­tert Jury­mit­glied Han­ni Rütz­ler. „Eine Bäcke­rei aus­zu­zeich­nen, die sich gezielt der Ver­mei­dung von Ver­lus­ten ver­pflich­tet fühlt, ist ein Zei­chen für die gesam­te Branche“.

Ban­kett aus “Müll”

Dem Mot­to des Abends fol­gend lud die Fir­ma Sodexo zum „Essens­ret­ter­ban­kett“. Aus ver­meint­li­chem Abfall ent­stand ein Buf­fet aus Lebens­mit­tel, die für die Mes­se gekauft wur­den, die aber am letz­ten Mes­se­tag kei­ne Ver­wer­tung mehr gefun­den hät­ten. Ser­viert wur­den etwa Süpp­chen aus über­rei­fen Toma­ten, Pes­to aus wel­ken Kräu­tern und Häpp­chen aus Fallobst.

Wie nicht anders zu erwar­ten: Es war köstlich.

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2 Kommentare

  1. Duden
    16. Oktober 2015
    Antworten

    …bit­te auch die deut­sche Recht­schrei­bung ret­ten und “fürs” in der Über­schrift rich­tig schreiben 😉

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