Mit großem Aufwand wurden gerade sechs gelbe Bojen im Südostatlantik vor der Küste Westafrikas verankert — sie tragen zu Schutz des größten Meeresschutzgebietes des Senegal bei. Hier können nun viele Fische in Ruhe laichen und aufwachsen, die wichtig für die biologische Vielfalt und die lokalen Fischer sind.

Weil der Termin für die Ausbringung der Bojen mehrfach verschoben wurde, konnte ich leider nicht dabei sein, als es endlich so weit war. Wirklich schade, denn für mich ist dieser Schritt ein großer Erfolg – nach jahrelanger Vorarbeit. Aber wie können Bojen das Meer und seine Bewohner schützen?
Beginnen wir von vorn
Das Ganze nahm seinen Anfang 2012: Damals diskutierte ich mit meinen WWF Kollegen im Senegal, was wir tun könnten, damit das größte Meeresschutzgebiet des Senegal – St. Louis — nicht nur auf dem Papier existiert, sondern tatsächlich die Meeresnatur schützt und zugleich den ansässigen Fischern nützt.
Die Situation war verfahren
Die Fischbestände vor Westafrika gingen immer weiter zurück. Immer mehr große und kleine Fischerboote wetteiferten um immer weniger Fisch und niemand schien diese Abwärtsspirale stoppen zu können. Am meisten litten die ärmsten Fischer, die mit ihren kleinen Booten nicht in ertragreichere Gebiete ausweichen konnten. Dieses Dilemma konnte natürlich auch der WWF nicht sofort lösen. Aber das vorhandene Schutzgebiet bot zumindest die Möglichkeit, die konkrete Situation vor Ort zu verbessern. Denn in einem Schutzgebiet können Regeln aufgestellt werden, die sonst nicht möglich sind. Nur so können sich die Fischbestände irgendwann erholen. Dies würde immerhin den 1300 lokalen Fischern zugutekommen, die überwiegend auf die Fischerei im Schutzgebiet angewiesen sind.
Fish for Life: Für Menschen und Meeresnatur
Wir fragten uns, wie die Fischerei im Schutzgebiet aussehen müsste, damit die lokalen Fischer dauerhaft davon leben können und auch die Meeresnatur sich erholen kann. Wir kamen schnell zu dem Ergebnis, dass wir diese Frage nicht allein beantworten konnten, sondern die Fischer und andere Betroffene einbezogen werden müssten. Dies war die Geburtsstunde des Projekts „Fish for Life“.

Meeresschutz funktioniert nur gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung
Zusammen mit der lokalen NGO „APTE“ gingen wir ans Werk. Wir organisierten Versammlungen der Fischer, bildeten Arbeitsgruppen, diskutierten mit Fachleuten und Behörden und am Ende kam ein Plan heraus, mit dem alle einverstanden waren. Das Schutzgebiet sollte in drei Zonen eingeteilt werden: In den Laichgebieten sollte gar nicht mehr gefischt werden, damit die Jungfische dort ungestört aufwachsen können, eine weitere Zone sollte den lokalen Kleinfischern vorbehalten sein und in der dritten Zone sollten umweltzerstörende Fangmethoden verboten sein.
Was haben gelbe Bojen damit zu tun?
Die Fischer aus St. Louis im Senegal kennen ihr Meer seit Generationen. Sie wissen, wann ein Sturm aufzieht und zu welchen Zeiten sie mit ihren kleinen Booten am besten den Wellen trotzen können. Was sie in den Weiten des Ozeans mit bloßem Auge aber nicht erkennen können, sind die Grenzen eines Schutzgebiets. Sie fahren mit einfachster Ausrüstung, ohne GPS, Radar oder Seekarten. Damit jeder Fischer auf See die Fischverbotszone erkennen kann, wurden jetzt die gelben Markierungsbojen ausgebracht und die Fischer haben ein Managementkomitee gegründet, das über die Einhaltung der neuen Regeln wacht.

Was wir noch tun
Die Fische, die auf dem afrikanischen Markt verkauft werden, werden direkt am Strand gekocht, gesalzen und getrocknet. Dies übernehmen traditionell die Frauen. Dabei sind ihre Arbeitsbedingungen aber teilweise katastrophal. Es gibt keinen Schatten, die Arbeit ist hart und die Hygiene mehr als mangelhaft. Im Rahmen des Projekts haben wir gemeinsam mit den Frauen begonnen, den Fischverarbeitungsplatz neu zu gestalten. Hierüber werde ich später einmal ausführlicher berichten.
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