Finan­zen: Was Ban­ken gegen Ent­wal­dung tun können

Banken können Entwaldung vorantreiben - oder das Gegenteil tun © Shutterstock / Rich Carey / WWF-Sweden

Mein Kol­le­ge aus einem WWF Büro in Asi­en hat mich mit die­ser Fra­ge echt zum Nach­den­ken ange­regt: „Hät­test Du vor­her von der Pan­de­mie gewusst, hät­test Du dich anders vor­be­rei­tet?” Und wie wäre die Ant­wort, wenn wir die Fra­ge in Bezug auf die Kli­ma­kri­se oder das Arten­ster­ben stel­len? Die­se Fra­ge wer­den wir dem­nächst mal ein paar Bän­kern bei einem Work­shop stellen.

Bän­ker und der WWF? Sind Bän­ker nicht die Bad Boys on the Block, die aus rei­nem Pro­fit­den­ken Koh­le­kraft­wer­ke oder Palm­öl-Plan­ta­gen finan­zie­ren? Haben Umwelt­the­men über­haupt Ein­fluss auf sie? Kön­nen sie sogar Posi­ti­ves bei­tra­gen? Ich ver­su­che mal zu erklären.

War­um ste­hen eigent­lich Ban­ken so im Fokus?

Klar, der Finanz­sek­tor ist groß und wich­tig. Ban­ken ver­ge­ben Kre­di­te. Ver­si­che­rer hel­fen, die Risi­ken zu mana­gen. Das Finanz­sys­tem treibt die wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten an, die unse­ren Pla­ne­ten beein­flus­sen. Es ermög­licht Ölfir­men, in der Ark­tis zu boh­ren, oder Agrar­un­ter­neh­men Wäl­der abzu­hol­zen. Aber Ban­ken sind auch der Schlüs­sel, um unse­re Häu­ser ener­gie­ef­fi­zi­ent zu gestal­ten, Land­schaf­ten wie­der­her­zu­stel­len oder Klein­bau­ern zu hel­fen, ihre Erträ­ge nach­hal­tig zu stei­gern. Finan­zie­rungs­ent­schei­dun­gen steu­ern, was in der Wirt­schaft heu­te pas­siert. Und mor­gen pas­sie­ren wird. Ohne Moos ist nun mal nichts los. Im Guten wie im Schlechten.

War­um arbei­tet der WWF zu die­sem Thema?

Genau das ist auch der Grund, wes­we­gen wir ver­stärkt mit der Finanz­welt zusam­men­ar­bei­ten. Die Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals (SDGs) und das Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men sind die Zie­le, die wir Men­schen in den nächs­ten Jah­ren errei­chen müs­sen, um Teil die­ses Pla­ne­ten zu blei­ben. Den meis­ten von uns ist klar: Fos­si­le Brenn­stof­fe müs­sen erneu­er­ba­ren wei­chen. Kreis­lauf-Kon­zep­te wer­den das Pro­du­zie­ren-Nut­zen-Weg­schmei­ßen erset­zen. Und Bio­di­ver­si­tät braucht ihren fes­ten Platz in Form von unbe­rühr­ten Öko­sys­te­men wie auch auf unse­ren Nutz­flä­chen. Die­se Trans­for­ma­ti­on ver­langt auch eine Trans­for­ma­ti­on des Finanz­sek­tors.

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Neue nach­hal­ti­ge und inno­va­ti­ve Lösun­gen benö­ti­gen immense Sum­men. Für umwelt­freund­li­che Tech­no­lo­gien, Ener­gie- und Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz, länd­li­che Ent­wick­lung, grün pro­du­zier­te Lebens­mit­tel, nach­hal­ti­ges Manage­ment unse­rer Öko­sys­te­me und vie­les mehr. Die­ses Geld haben wir längst nicht zusam­men. Die UN schätzt das „Finan­cing Gap“ zur Errei­chung der SDGs auf 2,2 Bil­lio­nen Euro jähr­lich. Zum Ver­gleich: Das Brut­to­in­lands­pro­dukt Deutsch­lands lag 2018 bei 3,4 Bil­lio­nen Euro.

Unnach­hal­tig bedeu­tet Risiko

Der Finanz­sek­tor muss sich schon aus eige­nem Inter­es­se mit Nach­hal­tig­keit beschäf­ti­gen. Gewis­se wirt­schaft­li­che Akti­vi­tä­ten sind eben ein Risi­ko für den Pro­fit. Die Abhol­zung der Tro­pen­wäl­der ver­ur­sacht bei­spiels­wei­se mehr Emis­sio­nen als die gesam­te EU, schätzt das World Rese­arch Insti­tut. Und kos­tet damit lang­fris­tig sehr viel Geld. Ein gesun­der Pla­net und ein gesun­des Kli­ma sind eben auch ent­schei­dend für eine gesun­de Wirtschaft.

Nach­hal­ti­ge Inves­ti­tio­nen wer­den immer wich­ti­ger, um ech­ten Fort­schritt für Umwelt- und Kli­ma­schutz zu errei­chen. Hier­zu müs­sen Unter­neh­men und der Finanz­sek­tor ers­tens nach­hal­tig wirt­schaf­ten und dies zwei­tens trans­pa­rent und ein­schätz­bar gestal­ten. Kon­su­men­ten, Pri­vat­an­le­ger und insti­tu­tio­nel­le Inves­to­ren kön­nen nur so fun­dier­te Ent­schei­dun­gen treffen.

Was wir von Ban­ken fordern

Kon­kret for­dern wir von Ban­ken bei­spiels­wei­se, dass sie Richt­li­ni­en zur Ver­mei­dung von Ent­wal­dung in ihre Kre­dit­ver­ga­be auf­neh­men und dies öffent­lich kom­mu­ni­zie­ren. Für Kun­den, die im Bereich von (entwaldungs-)kritischen Roh­stof­fen wie Palm­öl, Kau­tschuk, Holz oder Soja arbei­ten, sol­len Ban­ken Vor­ga­ben und Pro­zes­se defi­nie­ren, die Kun­den und Pro­jek­te nicht nur auf ihre Wirt­schaft­lich­keit, son­dern auch auf Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en prü­fen. Hier­für kön­nen sie sich auch auf inter­na­tio­nal aner­kann­te Stan­dards bezie­hen, die schon Umwelt- und Sozi­al­kri­te­ri­en beinhal­ten. FSC für Holz, RSPO für Palm­öl oder RTRS für Soja. Fast wie ein Bio-Sie­gel auf den Lebensmitteln.

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In Süd­ost­asi­en arbei­ten wir ver­stärkt mit Ban­ken zusam­men, um wich­ti­ge Lebens­räu­me vor Abhol­zung zu schüt­zen. Durch das Ein­be­zie­hen von Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en in ihre Finan­zie­rungs­ent­schei­dun­gen in ent­wal­dungs­kri­ti­schen Sek­to­ren stel­len sich Ban­ken immer mehr als wich­ti­ge Part­ner her­aus, um der Ent­wal­dung vor­zu­beu­gen. Mitt­ler­wei­le wur­de erreicht, dass drei Ban­ken in der Regi­on Richt­li­ni­en zur Ver­mei­dung von Ent­wal­dung in ihre Kre­dit­ver­ga­be auf­ge­nom­men haben.

Bis das The­ma Ent­wal­dung auf Port­fo­lio-Ebe­ne gema­na­ged wird oder „grü­ne“ Finanz­pro­duk­te ent­wi­ckelt wer­den, die unter ande­rem gezielt nach­hal­ti­ge Land- und Forst­wirt­schaft unter­stüt­zen, ist es aller­dings in den meis­ten Finanz­in­sti­tu­tio­nen oft noch ein län­ge­rer Weg. Und das bei­lei­be nicht nur in Asien.

Hat also der Finanz­sek­tor etwas mit Nach­hal­tig­keit am Hut?

Ja, auf jeden Fall. Im Moment ist es vor allem das The­ma Kli­ma, das die Finanz­welt beschäf­tigt. Risi­ken und Chan­cen lie­gen jedoch in noch weit mehr Umwelt­the­men. Denn die Fra­ge ist nicht, ob eine Trans­for­ma­ti­on hin zu mehr Nach­hal­tig­keit kom­men wird, son­dern wann.

Wenn du ger­ne mehr erfah­ren möch­test, gibt es hier noch mehr zum Thema.

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„Naturliebhaber, Urban-Gardener und Freiluftsportler. Schon als kleiner Junge war mein Traumberuf Nationalpark-Ranger. Jetzt setze ich mich beim WWF für ein nachhaltigeres und entwaldungsfreies Bankensystem ein und sehe den Finanzsektor als einen der wichtigsten Hebel für einen effektiveren Naturschutz.“

Kommentare (2)

  • Bitte unbedingt an dem Thema dranbleiben! Geld regiert (leider) nach wie vor die Welt, und nur wenn das große Geld aus umwelt- und klimaschädlichen Investments abgezogen wird und stattdessen in ökologisch sinnvolle Investments gelenkt wird, wird sich etwas ändern

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