Die Presseschau startet mit einem erschöpften Blick auf die erschöpfte Welt. Am 13. August war „Welterschöpfungstag“. Damit sind seit Donnerstag alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde 2015 regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Die Folge: Bis Jahresende leben wir auf Pump. Und das schon zum dreißigsten Mal in Folge. Bereits 2014 habe ich die Mitteilung zum Welterschöpfungstag geschrieben. Damals haben die Ressourcen allerdings immerhin noch bis zum 19. August gereicht. Wenn das so weitergeht, muss ich die Meldung bald in der ersten Jahreshälfte versenden.
Der Himmel Chemtrails über Berlin
Anstatt sich über das Schuldenkonto der Menschheit sinnstiftende Gedanken zu machen, erfreuen sich immer mehr Menschen an immer kruderen Verschwörungstheorien. Ich habe an dieser Stelle bereits über die bösartige Alien-Mutter aller Verschwörungen – die Chemtrails – berichtet. Der WWF hilft demnach der Regierung, Giftwolken zu versprühen, um die Menschheit zu schädigen. Das ist natürlich nur eine gaaaaaanz grobe Zusammenfassung des Phänomens, mit dem sich bequem eine Jahresproduktion an Leibniz-Ordnern füllen ließe. Allein was zu Chemtrails in Online-Foren gepostet wird, sprengt das Datenvolumen einer durchschnittlichen google-Cloud. Für DIE ZEIT haben Marco Brost, Daniel Erk und Tina Hildebrandt einen lesenswerten Essay verfasst. Die ominösen Giftwolken sind nur der Ausgangspunkt einer umfassenden, verschwörerischen Zeitgeist-Analyse. Es geht um den ewigen Konflikt zwischen Wissen und Glauben und um nicht weniger als eine gesamtgesellschaftliche Vertrauensfrage.
Von Aliens und weltraumreisenden Bärtierchen
Ich persönlich glaube, Verschwörungstheorien sind für manch einen zum Religionsersatz geworden: Chemtrails statt Weihrauch, Aliens statt göttliche Heerscharen, Akte X statt Paulus-Briefe. Wissenschaftlich, mit einem Hauch kindlicher Neugier, beschäftigt sich hingegen Ben Moore, Direktor für Theoretische Physik an der Uni Zürich, mit dem Weltraum und der Möglichkeit außerirdischen Lebens. Für das ZEITMAGAZIN unterhielt sich Moore mit Wissenschaftsautor Stefan Klein. Herausgekommen ist ein unterhaltsames, fast schon launiges Gespräch über Bärtierchen, die im Vakuum überdauern können, Außerirdische und die Herkunft irdischen Lebens.
Veganer Unsinn?!
Wer weder mit Chemtrails, Gott oder Aliens etwas anfangen kann, dem kann als quasi-religiöse Ersatzdoktrin der vegane Lebensstil dienen. Zumindest laut Klaus Alfs. Der Autor dürfte mit dem Buch „Don’t go Veggie!“ der Darth Vader der veganen Community geworden sein. In einem Gastbeitrag für die BERLINER ZEITUNG, der im Juli veröffentlicht wurde, über den ich aber erst jetzt gestolpert bin, lautet sein vernichtendes Fazit: „Es gibt nicht nur keine zu 100 Prozent vegane Lebensweise. Die vegane Lebensweise ist als solche hundertprozentig ein Phantom.“ Alfs Argumente muss man nicht teilen, um den Unterhaltungswert des Textes anzuerkennen — und sich über so manch einen Erkenntnisgewinn zu freuen. So war mir gänzlich unbekannt (und veganen Smartphone-Besitzern wahrscheinlich auch), dass Kupferverbindungen in elektronischen Geräten mit Knochenleim aus Schlachtabfällen eingebaut werden.
Kuh der Woche: Schwulsein dient der Arterhaltung
Der Kuh der Woche kommt von Christiane Kostarellos (PSYCHOLOGIE AKTUELL). In der HUFFINGTON POST stellt Kastarellos klar: Homosexualität dient der Arterhaltung. Puuh! Nochmal Glück gehabt! Endlich habe auch ich einen evolutionären Sinn. Wie weit verbreitet Homosexualität im Tierreich ist, war mir bereits seit der Lektüre des überaus amüsanten Buches „Das bizarre Sexualleben der Tiere“ klar. Kostarellos erklärt nun, dass laut einem Artikel in der Zeitschrift NATURE Homosexualität auch evolutionär Sinn mache. Demnach klappt es mit der Arterhaltung deutlich besser, wenn ein einstelliger Prozentsatz der Population homosexuell veranlagt ist. Da die Nachwuchspflege extrem viele Kapazitäten binde und so Rudel, Brutkolonien oder Herden leichter angreifbar und insgesamt instabiler werden, müsse es immer Individuen ohne Nachwuchs geben, die eine Population insgesamt unterstützen. Kostarellos schlussfolgert: Homosexuelle sind die „Backup und Support Einheiten” der Natur. Mit dem Gedanken, ein Backup-System zu sein, kann ich mich anfreunden. Bleibt zu hoffen, dass ich meine Support-Funktion besser erfülle, als eine durchschnittliche Kunden-Telefonhotline.
Wald- statt Weltrevolution
Die Randnotiz der Woche: Karl Marx schadet dem Wald. Oder, um Karlchen nichts Böses zu unterstellen, der real-existierende Sozialismus schadet dem Wald. Laut einem kurzen Absatz in der TAZ hat man an der University of Maryland osteuropäische Satellitendaten der vergangenen 27 Jahre analysiert. Das Ergebnis: Die Waldfläche hat seit 1989 zugenommen. Zwar trauert (laut Selbstauskunft) der stalinistische TAZ-Flügel der Sowjetunion bis heute hinterher, die fundamentalistischen Öko-Brigaden der TAZ dürfte diese Nachricht trotzdem freuen. In diesem Sinne: Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
Kein Kommentar