Die Deutschen und ihr Essen: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat bei über 1000 Deutschen mal einen Blick auf den Teller gewagt. 99 Prozent wollen, dass Essen schmeckt. Das ist nicht so überraschend. 90 Prozent sind aber der Umfrage zufolge bereit, mehr Geld zu bezahlen, wenn die Tiere besser gehalten werden. Das ist schon überraschender. Vier von fünf Verbrauchern wünschen sich ein staatliches Tierwohllabel.
Die Deutschen zeigen sich überhaupt — in der Umfrage — als kritische Konsumenten. Sie wollen laut der Umfrage umfassende Informationen zu ihren Lebensmitteln. 80 Prozent halten die Angaben der Inhalts- und Zusatzstoffe für wichtig oder sehr wichtig. Sie interessieren sich für die Herkunft der Waren und beachten Warnhinweise.
Regional und Siegel: wichtig!
Mehr als drei Viertel der Verbraucher legen Wert auf Lebensmittel aus ihrer Region. Auch Siegel finden die Leute wichtiger: 2015 waren sie für jeden Dritten ein Kriterium, inzwischen achten 41 Prozent auf die verschiedenen Siegel wie etwa BIO.
#Essen muss gesund sein und lecker! BMEL und forsa stellen 3. #Ernährungsreport über #Ernährungsgewohnheiten, ‑wünsche und ‑trends vor: Deutschland, wie es isst.
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Jetzt heißt es handeln. Für die Politik. Das Tierwohllabel hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) schon länger angekündigt. Wir warten noch immer. Und wir werden uns gedulden müssen. Es heißt wie bei so vielen anderen Themen, die auf den Nägeln brennen: warten auf die neue Regierung. Schmidt hatte das Tierwohl-Label schon im vergangenen Jahr angekündigt, es aber nicht umgesetzt. Tierschutzverbände lehnen die Kriterien ohnehin als zu wenig streng ab.
Was Du beim Thema Essen tun kannst
Aber es gibt ja uns alle: mündige, kritische Verbraucher. Wenn wir das bessere Fleisch, die besseren Lebensmittel haben wollen, es gibt sie. Wir müssen sie nur kaufen! Wir vertreten dabei einfache Faustregeln:
- Wenn ihr Fleisch wollt, kauft weniger, dafür besseres. Was das heißt und wie das geht, erfahrt ihr in unserem Fleischratgeber.
- Bio ist auf jeden Fall besser – gerade beim Thema Tierwohl und eben auch für die Umwelt.
- Kauft wo es geht bio, und zwar regional und saisonal.
Was nicht geht: billiges Fleisch
Wer allerdings ein halbes Hähnchen für zwei Euro haben will braucht nicht das Leid der Hühner zu beklagen. Jeder kann sich dann ziemlich genau ausmalen wie das Tier gelebt hat.
Wenn du mit Haltungsbedingungen, die das Wohlbefinden der Tiere und das Ausleben ihrer Bedürfnisse erheblich beeinträchtigen, nichts zu tun haben möchtest, solltest du einfach etwas mehr für dein Essen ausgeben. Dass wir Deutschen davon arm werden, wenn wir etwas mehr ausgeben, ist übrigens nicht zu befürchten: Im internationalen Vergleich sind die Deutschen beim Essen geizig. Exakt 10,3 Prozent des Einkommens lassen sich die Deutschen ihre Lebensmittel kosten. Es ist die neuntniedrigste Quote der Welt. Noch knausriger speisen reiche Nationen wie Australien, Singapur, Großbritannien, die Schweiz – und die USA.
Es gibt viele Gründe, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. Bist Du dazu bereit? Schreib uns!
ich bin auf jeden Fall bereit, mehr für ein Stück Fleisch zu bezahlen, wenn es zum Wohl der Tiere ist.
Auch eine Kennzeichnungspflicht über die genaue Zusammensetzung der Lebensmittel halte ich für dringend erforderlich.
Da ich mich öfters in Italien aufhalte, stelle ich regelmäßig fest, dass das Angebot aller Lebensmittel, vor allem Fleisch, obst und Gemüse dort qualitätsmäßig eindeutig besser ist als bei uns in Deutschland. Wir werden hier wie es aussieht mit schlechter Qualität versorgt.
Tierwohl-Label sollen nur das Gewissen der Konsumenten beruhigen, den Tieren bringt das gar nichts. Wer wirklich für mehr Tierwohl ist, verzichtet einfach auf tierische Produkte. Es gibt keine Alternative, jede “Nutz”-Tierhaltung beeinträchtigt das Ausleben der Bedürfnisse der Tieres erheblich und ganz besonders ihr Wohl. Denn immer, auch bei der allerbesten Bilderbuchhaltung (die es eh so gut wie nicht gibt), beendet ein viel zu früher und vor allem gewaltsamer Tod das Leben des Individuums.