Die Energiewende ist in den USA noch in den Anfängen und von Klimaschutz halten die US-Amerikaner sowieso nichts – sind das alles Vorurteile oder ist da etwas Wahres dran?
Das wollten wir herausfinden. Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner LichtBlick haben wir deshalb eine Veranstaltung in Berlin organisiert: „Energiewende. The American Way“ haben wir sie genannt. Und dazu Menschen eingeladen, die sowohl Deutschland als auch die USA gut kennen.
US-Energiewende: jeder für sich
Zum Beispiel Craig Morris. Er ist gebürtiger US-Amerikaner, lebt aber seit 2002 in Deutschland und bloggt, twittert und publiziert zur deutschen Energiewende. In den USA wird keine einheitliche Energie-Richtung von der Regierung vorgegeben. Die Bundestaaten – oder sogar Counties und einzelne Städte – setzen jeweils ihre eigene Energiewende in Eigenregie um. Wenn die Amerikaner aber von „klimaneutraler Energie“ sprechen, meinen sie auch immer noch nukleare Energie. Das ist in Deutschland ja schon länger nicht mehr so.
Brauchen Erneuerbare Subventionen?
Craig erklärt jedoch auch, dass der Erneuerbare-Markt in den USA sich fast von selbst trägt. Ganz auf Subventionen verzichten, wie LichtBlick-CEO Heiko von Tschischwitz in der Debatte meint, können wir nach Ansicht von Craig Morris in Deutschland zwar noch nicht. Aber die Unternehmen sind beim Ausbau der Erneuerbaren unabhängiger von der Politik geworden – das gilt in den USA in besonderem Maße.
Was Kalifornien von Polen unterscheidet
Miranda Schreurs, die Leiterin des Forschungszentrums für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität Berlin, kennt sich auch gut aus. Sie hat, bevor sie nach Berlin kam, schließlich schon in Japan und in den USA zu Energiepolitik geforscht. Schreurs zieht den Vergleich eher zwischen den USA und der EU. Deutschland und Kalifornien möchten die Vorreiter sein. Polen und West Virginia andererseits sind zwei Staaten, die noch sehr stark auf Kohle setzen. Nach ihrer Meinung gehörten die USA anfangs sogar zu den Initiatoren einer Energiewende. Unter den Republikanern und Ex-Präsident George W. Bush hat dieses Image aber stark gelitten. Wenn die Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr im November von den Demokraten gewonnen werden, dann könnte der von Obama vorangetriebene Klima- und Energieplan noch mehr an Fahrt aufnehmen. „Wenn man auf die USA schaut, kann man nicht sagen, dass sie die Energiewende verschlafen. Sie haben vielmehr ihre eigene Energiewende“, sagt Miranda Schreurs.
Energiewende, ein globales Projekt
Nicholas Wagner von der International Renewable Agency (IRENA) bekräftigte in seinem Kurzvortrag, dass man die Energiewende nicht reduzieren kann auf die USA oder Deutschland und Europa, sondern dass es ein globales Projekt sei. Die USA werden gemeinsam mit China aber in den kommenden 15 Jahren eine große Bedeutung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien einnehmen.
Verschläft Deutschland also gerade die weltweite Energiewende?
Geht das in den USA und in anderen Ecken der Welt nicht viel schneller? Mit diesen Thesen provozierte der WWF-Geschäftsführer Eberhard Brandes die übrigen Diskussionsteilnehmer. Es wurde schnell deutlich: Beides stimmt ein bisschen. Ein klarer Unterschied: In Deutschland erfolgt der Wandel vor allem aus ökologischen Aspekten– in den USA viel mehr als ökonomischen Gründen. Eine Zusammenarbeit der beiden Länder könnte helfen sich gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu lernen und für viele andere Regionen ein Vorbild und Vorreiter bei Klimaschutz und Energiewende zu sein.
Und was kannst Du tun?
Energiewende fängt an Deiner Steckdose an. Du bist natürlich schon Ökostromkunde? Echt nicht? (Wirklich nicht?) Dann jetzt.
Kein Kommentar