Jeder von uns braucht Wasser. Wasser ist Leben. Und wir brauchen auch Wasser für unser Essen. Sehr viel Wasser. Aber welche Lebensmittel benötigen besonders viel Wasser? Und wo werden die angebaut? An diesen Fragen haben wir im zweiten Bericht unserer Reihe „So schmeckt Zukunft — der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde“ gearbeitet. Und wir haben erstmals untersucht, welches Risiko der Wasserknappheit vor Ort entsteht — also wo unsere Ernährung anderswo Mensch und Natur buchstäblich das Wasser abgräbt.
Warum wir uns um das Wasser in unseren Lebensmitteln kümmern müssen
Rund 70 Prozent allen genutzten Süßwassers wird durch die Landwirtschaft verbraucht. Alleine das belastet schon die globalen Süßwasserreserven. Hinzu kommen die Auswirkungen der Klimakrise mit häufigeren Dürren und Hochwassern. Als Resultat wird weltweit das Süßwasser knapper. Wasserknappheit ist eine der größten Gefahren für Mensch und Natur.
Die Tomaten aus Spanien: Wir verbrauchen viel zu viel Wasser in den trockenen Regionen
Unsere Ernährungsgewohnheiten spielen dabei eine erhebliche Rolle. Unser Bericht zeigt deutlich, dass unsere Lebensmittel die Konflikte um Wasser in vielen Regionen verschärfen. Insgesamt werden 2,4 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Bewässerung durch unsere Nachfrage nach Lebensmitteln verbraucht. So viel wie der Chiemsee hat. Der Großteil davon wird außerhalb Deutschlands vergossen. Insbesondere Obst, Gemüse oder Nüsse aus trockenen Regionen wie Spanien, der Mittelmeerküste oder Kalifornien benötigen viel Bewässerung.
Wir alle wissen, dass wir weniger Fleisch essen müssen. Wir müssen aber auch eindeutig sagen: Für eine mehr pflanzenbasierte Ernährung ist Deutschland nicht vorbereitet. Bei gleichbleibenden Produktionsbedingungen erhöht sich bei einer pflanzenbasierten Ernährung der Wasserverbrauch — und damit die Wasserknappheit in bereits jetzt gefährdeten Regionen.
Wir brauchen den Wandel in der Landwirtschaft
Damit wir uns in Deutschland zukünftig gesund und nachhaltig ernähren, ohne das Wasserrisiko in anderen Regionen zu erhöhen, braucht es einen grundsätzlichen Wandel der Politik. Denn bislang liegt der Fokus auf dem Anbau von Futtermitteln und der Tierhaltung. Wir sind in großen Anteilen abhängig von Importen für Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte oder Nüssen. Dies muss sich ändern.
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Es gibt zwar eine Eiweißpflanzenstrategie, die darauf ausgerichtet ist, den Anbau und Vermarktung von eiweißhaltigen Futtermitteln für Schweine, Geflügel und Co zu verbessern. Ausgeklammert ist bisher die Proteinfrage für den Menschen. Dabei werden Erbsen, Bohnen und Co als alternative Proteinquelle durch den boomenden Markt der Fleischersatzprodukte stark nachgefragt. Das Angebot kommt nicht hinterher. Und es gibt noch eine starke Schieflage beim Preis: Pflanzliche Lebensmittel, insbesondere Fleischersatzprodukte, sind im Schnitt noch doppelt so teuer, wie Billigfleisch, wie unsere Rabattanalyse gezeigt hat.
Ohne Ernährungswende gibt es keinen wirksamen Klimaschutz
Wir brauchen aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen eine Ernährungswende. Mit dieser Forderung bin ich nicht alleine, das ist Konsens. Das steht etwa im Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft, dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates für Ernährung oder auch in den Empfehlungen des Bürgerrates.
Die kommende Bundesregierung muss
- Eine ressortübergreifende Ernährungsstrategie etablieren, die sich an den planetaren Belastungsgrenzen orientiert
- die Ausweitung des heimischen Anbaus von Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten umfassend unterstützen
- ein Lieferkettengesetz verabschieden, das die gesamte Lieferkette betrachtet und auch die Umwelt, und damit auch Wasserrisiken, als eigenständiges Schutzgut adressiert
- eine Lenkungsabgabe auf tierische Lebensmittel mittelfristig eine Nachhaltigkeitssteuer einsetzen
- ein verpflichtendes Nachhaltigkeitslabel für Lebensmittel einführen, das über den Klimafußabdruck hinausgeht und beispielsweise Wasserrisiken und Biodiversitätsverlust umschließt
Ziel muss zukünftig sein, dass die einfache Wahl auch die gesunde und nachhaltige Wahl ist. Auch für einkommensschwachen Haushalte. Ob beim Einkauf, im Restaurant oder in der Schule: eine planetarisch-kulinarische Ernährung muss für jeden zur Verfügung stehen. Frei von Beigeschmack.
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