Das­gupta-Bericht: Natur­schutz ist kein Luxus

Was wir gegen die Natur tun kommt uns teuer zu stehen © Ryan McVay/iStock/Getty Images

Im Gegen­teil. Nur auf Basis einer gesun­den Natur kann die Wirt­schaft lang­fris­tig für Wohl­stand sorgen. 

Die Staa­ten der Erde inves­tie­ren rund 400 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich in Natur­zer­stö­rung. Öko­lo­gisch ist die­se Bilanz eine Kata­stro­phe. Und öko­no­misch blan­ker Unsinn. Es sind Sub­ven­tio­nen für die Land­wirt­schaft, für fos­si­le Kraft­stof­fe, für Ener­gie, für die Fische­rei oder für Dün­ge­mit­tel. Dadurch ent­ste­hen öko­lo­gi­sche Fol­ge­kos­ten im Wert von vier bis sechs Bil­lio­nen US-Dol­lar. Es ist para­dox: Die Wirt­schaft zer­stört die Natur, was wie­der­um der Wirt­schaft schadet.

Für den Schutz der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen dage­gen geben wir gera­de mal zwi­schen 60 und 120 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich aus. Das sind 0,1 Pro­zent der glo­ba­len Wirtschaftsleistung.

Das sind die Ergeb­nis­se einer umfang­rei­chen Stu­die des renom­mier­ten Öko­no­men Par­tha Das­gupta im Auf­trag der bri­ti­schen Regie­rung. Sie wur­de gera­de in Lon­don vor­ge­stellt. Der Wert von Natur­schutz ist kei­ne Berech­nung von Naturschützern.

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Die Natur ist auch die Grund­la­ge der Wirtschaft

Wir kön­nen den Das­gupta-Review nur begrü­ßen — und füh­len uns bestä­tigt. Die ein­deu­ti­gen Ergeb­nis­se decken sich mit den Grund­über­zeu­gun­gen des WWF. Die Natur ist die Grund­la­ge unse­rer Wirt­schaft und unse­res Wohl­be­fin­dens. Daher müs­sen wir han­deln, um den Natur­ver­lust umzu­keh­ren. Es kommt uns sonst teu­er zu ste­hen. Und gefähr­det die Zukunft der Menschheit.

Die Wachs­tums- und Ent­wick­lungs­theo­rien, die unse­re Vor­stel­lun­gen über den Fort­schritt und Rück­schritt von Natio­nen geprägt haben, erken­nen die Abhän­gig­keit der Mensch­heit von der Natur nicht an”, schreibt Das­gupta. Natur sei mehr als ein blo­ßes Wirt­schafts­gut. Sie habe nicht nur einen “Gebrauchs­wert”, son­dern auch einen “Eigen­wert”. Ein Wirt­schafts­sys­tem, das auf gren­zen­lo­sem Wachs­tum fußt, wer­de zum öko­lo­gi­schen und kli­ma­ti­schen Kol­laps führen.

Um unse­re Zukunft zu sichern, müs­sen wir auf­hö­ren, die Natur als ent­behr­li­ches Gut zu betrach­ten, son­dern ihre Leis­tun­gen wert­schät­zen. Unse­re Wirt­schafts- und Finanz­sys­te­me müs­sen wir so umge­stal­ten, dass sie auf die Erhal­tung und Wie­der­her­stel­lung der natür­li­chen Welt aus­ge­rich­tet sind.

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Natur muss in allen Ent­schei­dun­gen mit­ge­dacht werden

Wirt­schaft, Umwelt und mensch­li­ches Wohl­erge­hen gehö­ren unab­ding­bar zusam­men. Der Schutz von Natur und Kli­ma muss in allen wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen mit­ge­dacht wer­den. Kon­kret heißt das zum Bei­spiel für den Finanz­sek­tor, dass alle Gel­der so ein­ge­setzt wer­den müs­sen, dass sie der Umwelt nicht scha­den. Der Schutz von Öko­sys­te­men muss Prio­ri­tät haben gegen­über der Rena­tu­rie­rung, die wesent­lich kost­spie­li­ger ist.

Kli­ma- und natur­freund­li­che Zie­le müs­sen im Zen­trum der Ent­schei­dun­gen von Poli­ti­kern und Unter­neh­men ste­hen — ins­be­son­de­re in der Wirt­schafts- und Steu­er­po­li­tik. Auch die Bun­des­re­gie­rung muss den finan­zi­el­len Rah­men für den Schutz der Natur set­zen. Das Brut­to­in­lands­pro­dukt als allei­ni­gen Indi­ka­tor für wirt­schaft­li­chen Erfolg zu begei­fen, hat laut Das­gupta ausgedient.

Kreis­lauf­wirt­schaft kann ein Schlüs­sel sein © andreonegin/iStock/Getty Images

Schlüs­sel Kreislaufwirtschaft

Ein Schlüs­sel für eine zukunfts­fä­hi­ge Wirt­schaft in den pla­ne­ta­ren Gren­zen ist die Kreis­lauf­wirt­schaft. Mit unse­rer linea­ren Wirt­schaft ent­neh­men wir dem Pla­ne­ten Res­sour­cen, ver­brau­chen sie und wer­fen sie dann weg. Dabei ent­steht ein gro­ßer Teil der kli­ma­feind­li­chen Treib­haus­ga­se, arten­rei­che Öko­sys­te­me wie tro­pi­sche Wäl­der wer­den zer­stört, wert­vol­le Roh­stof­fe wer­den mas­sen­haft ver­schwen­det. Für die Trans­for­ma­ti­on zur Kreis­lauf­wirt­schaft for­dern wir eine ganz­heit­li­che Stra­te­gie von der Bun­des­re­gie­rung – mit einer stim­mi­gen Gesamt­vi­si­on, ver­bind­li­chen Zie­len und kon­kre­ten Maßnahmen.

2021: Ein beson­de­res Jahr

2021 wird ein beson­de­res Jahr. Um der welt­wei­ten Zer­stö­rung der Natur Ein­halt zu gebie­ten, wird die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft vor­aus­sicht­lich neue Zie­le für die UN-Kon­ven­ti­on zur bio­lo­gi­schen Viel­falt ver­ab­schie­den – eine Art Pari­ser-Ver­trag für die Bio­di­ver­si­tät. Es braucht kla­re, wis­sen­schaft­lich fun­dier­te Zie­le, um den Natur­ver­lust umzu­keh­ren und eine natur­freund­li­che Welt bis 2030 zu sichern.

Die Bun­des­re­gie­rung soll­te jetzt schon im Vor­feld der Kon­fe­renz vor­an gehen: Mit der Ver­dopp­lung der inter­na­tio­na­len Bio­di­ver­si­täts­fi­nan­zie­rung auf eine Mil­li­ar­de Euro könn­te sie schon jetzt ein wich­ti­ges Zei­chen für den Erhalt der Bio­di­ver­si­tät setzen.

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---Eberhard Brandes hat den WWF inzwischen verlassen---Passionierter Umweltschützer und geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland. Sehe es als großes Glück, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Ich brenne dafür, dass wir Menschen endlich lernen, im Einklang mit der Natur zu leben. Und dabei stetig vorankommen – mal in großen, mal in kleinen Schritten. Mit Stillstand können wir unsere Zukunft nicht mehr retten.
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