Indus­trie: Kli­ma­schutz durch CCU und CCS?


Die EU-Komission hat ihre neue Industriestrategie vorgestellt. © Jürgen Lösel / dpa
Die EU-Komission hat ihre neue Industriestrategie vorgestellt. © Jürgen Lösel / dpa

Ges­tern wur­de in Brüs­sel die neue Indus­trie­stra­te­gie der EU vor­ge­stellt. Die EU-Kom­mis­si­on hat dar­in das Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät for­mu­liert– auch für ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trien. Die Stra­te­gie soll den Rah­men bil­den, um in neue kli­ma­neu­tra­le und res­sour­cen­scho­nen­de Pro­zes­se zu inves­tie­ren. Das Ziel wird ein­hel­lig begrüßt, bei der Umset­zung gibt es zum Teil stark unter­schied­li­che Meinungen. 

Bei Ener­gie­ef­fi­zi­enz und Kreis­lauf­wirt­schaft sind sich alle schnell einig, dass die­se Maß­nah­men das Kli­ma schüt­zen und ins­ge­samt gut für die Umwelt sind. In Bezug auf neue Tech­no­lo­gien und damit ver­bun­de­ne neue Infra­struk­tu­ren wird jedoch gestrit­ten. Wie beim The­ma CCS und CCU.

Was bedeu­tet CCS und CCU?

Das soge­nann­te CCS (Car­bon Cap­tu­re and Sto­rage) ist ein Ver­fah­ren, das Koh­len­di­oxid aus Indus­trie­ab­ga­sen auf­fängt und spei­chert. CCU (Car­bon Cap­tu­re and Uti­liz­a­ti­on) geht noch einen Schritt wei­ter und ver­wen­det das auf­ge­fan­ge­ne CO2 für wei­te­re Indus­trie­pro­zes­se. Die Mei­nun­gen gehen bei CCS und CCU weit auseinander.

Die Kohlenstoffspeicherung CCS hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. © Ralf Hirschberger / dpa
Die Koh­len­stoff­spei­che­rung CCS hat zu Unrecht einen schlech­ten Ruf. © Ralf Hirsch­ber­ger / dpa

CCS: Schlech­ter Ruf Dank Kohlelobby

Ursprüng­lich hat­te sich die Koh­le­indus­trie stark für die CCS ein­ge­setzt. Die Tech­no­lo­gie soll­te dabei hel­fen, Lauf­zeit­ver­län­ge­run­gen für Koh­le­kraft­wer­ke zu erwir­ken. Koh­len­stoff ein­sam­meln und spei­chern klingt ja erst­mal gut. Aber bei einem Koh­le­kraft­werk wäre eine sol­che Anwen­dung eher ein Fei­gen­blatt auf der Emis­si­ons­bi­lanz als ein ernst­haf­ter Ver­such, kli­ma­freund­lich zu pro­du­zie­ren. Wei­ter­hin wur­de behaup­tet, CCS wür­de Koh­le­kraft­wer­ke in die Kli­ma­neu­tra­li­tät füh­ren. CCS als fau­le Aus­re­de für Leu­te, die kei­ne Lust auf den Aus­bau der Erneu­er­ba­ren hat­ten. Kein Wun­der also, dass CCS in Deutsch­land einen schlech­ten Ruf bekam.

CCU hin­ge­gen wirkt äußerst sym­pa­thisch. Ein­ge­sam­mel­tes und sogar wie­der­ver­wen­de­tes CO2 klingt nach Recy­cling. Doch die­ser Ein­druck trügt, denn die­ses Ver­fah­ren benö­tigt sehr viel Strom. Mit dem heu­ti­gen deut­schen Strom­mix betrie­be­nes CCU wür­de mehr Emis­sio­nen frei­set­zen als mit kon­ven­tio­nel­ler Her­stel­lung auf Basis von Koh­le, Erd­öl und Erd­gas. Erst bei Ver­wen­dung von 100 Pro­zent erneu­er­ba­rem Strom wür­den über­haupt Emis­sio­nen eingespart.

Nor­we­gen: CCS in Salzkavernen

Ein zwei­ter Blick auf CCS hin­ge­gen zeigt ein deut­lich ande­res Bild als zu Koh­le-Zei­ten. Seit 1996 lau­fen Pro­jek­te in Nor­we­gen, die Emis­sio­nen aus einem Zement­werk und aus einer Müll­ver­bren­nungs­an­la­ge abschei­den und unter der Nord­see in Salz­ka­ver­nen depo­nie­ren. Erfah­run­gen mit der Spei­che­rung sind also inzwi­schen gege­ben und sie sind durch­aus positiv.

Die bisher gemachten Erfahrungen mit CCS sind durchaus positiv. © Ralf Hirschberger / dpa / ZB
Die bis­her gemach­ten Erfah­run­gen mit CCS sind durch­aus posi­tiv. © Ralf Hirsch­ber­ger / dpa / ZB

Gebraucht wer­den die­se neu­en Ver­fah­ren für die beson­ders ener­gie­in­ten­si­ven Indus­trie­pro­zes­se (u.a Bau­stof­fe, Che­mie, Glas oder Metal­le), die selbst bei Umstel­lung auf 100 Pro­zent erneu­er­ba­re Ener­gie­ver­sor­gung immer noch kli­ma­schäd­li­che Emis­sio­nen ver­ur­sa­chen. Ins­be­son­de­re die Zement­in­dus­trie wird trotz Ein­satz erneu­er­ba­rer Ener­gien maxi­mal 40 Pro­zent ihrer CO2-Emis­sio­nen ein­spa­ren. Die grö­ße­re Hälf­te ver­bleibt und belas­tet das Kli­ma immer wei­ter, außer sie kann ein­ge­fan­gen und depo­niert (CCS) oder zu ande­ren Pro­duk­ten (CCU) ver­ar­bei­tet werden.

CCU nur für lang­le­bi­ge Pro­duk­te nutzen

Wenn CCU für die Her­stel­lung von Treib­stof­fen für den Ver­kehr oder für die Her­stel­lung von Heiz­gas für Gebäu­de ein­ge­setzt wird, ent­ste­hen wei­ter­hin Emis­sio­nen im Motor oder in der Hei­zung. Um CCU auf den Pfad zu Null-Emis­sio­nen zu füh­ren, muss sicher­ge­stellt wer­den, dass nur lang­le­bi­ge Mate­ria­li­en (z.B. Kunst­stof­fe) aus CO2 her­ge­stellt werden.

Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en für CCS und CCU benötigt

Wir vom WWF gehen davon aus, dass der Bedarf an Zement sin­ken wird. In Zukunft wer­den wir immer mehr emis­si­ons­ar­me, moder­ne Mate­ria­li­en ver­bau­en. Für einen Teil der Zemen­temis­sio­nen brau­chen wir CCS und CCU. Für bei­de Ver­fah­ren benö­ti­gen wir jedoch klar defi­nier­te Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en. Es muss fest­ge­legt wer­den, dass nur die Pro­zes­se und Anwen­dun­gen Zugang zu CCU/CCS bekom­men, die kei­ne ande­ren Ver­mei­dungs­op­tio­nen haben. Und es muss klar gere­gelt sein, dass CCU/CCS nur für die Anwen­dun­gen vor­ge­se­hen wer­den, die tat­säch­lich Emis­sio­nen ein­spa­ren werden.

Auch ande­re Län­der in Euro­pa ste­hen dem The­ma CCS inzwi­schen posi­tiv gegen­über, zum Bei­spiel Groß­bri­tan­ni­en oder die Nie­der­lan­de. Glo­bal gibt es inzwi­schen kein Kli­ma­schutz­sze­na­rio, das ohne CCS aus­kommt.

Wir unter­stüt­zen CCU:

  • bei der Her­stel­lung von lang­le­bi­gen Mate­ria­li­en, zum Bei­spiel Kunststoffen
  • bei der Her­stel­lung von Flugbenzin
  • bei der Her­stel­lung von Heiz­ma­te­ri­al für Hoch­tem­pe­ra­tur­pro­zes­se in der Industrie
  • Lang­fris­tig als Spei­cher­op­ti­on in einem 100 Pro­zent erneu­er­ba­ren Energiesystem

Wir leh­nen CCU ab:

  • bei Kraft­stof­fen für PKW und bei der Heiz­gas­her­stel­lung für nor­ma­le Raumwärme

Wir unter­stüt­zen CCS: 

  • bei ander­wei­tig nicht ver­meid­ba­ren Pro­zess­emis­sio­nen aus der Industrie
wwf.de: Kli­ma­schutz in der Industrie 

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