Brea­king Boun­da­ries auf Net­flix: har­te Fak­ten und ein biss­chen Hoffnung

Welche Grenzen haben wir schon überschritten? © Netflix

Bereits zu Anfang ist klar: Es geht für uns und unse­re Kin­der ums Über­le­ben. Im gera­de ver­öf­fent­lich­ten Net­flix-Film „Brea­king Boun­da­ries” zei­gen der Sys­tem-Öko­lo­ge Johan Rock­ström und David Atten­bo­rough was die Welt in Balan­ce hält. Wel­che natur­ge­setz­li­chen Gren­zen wir hal­ten müs­sen. Und zieht die Schluss­fol­ge­run­gen für unser Han­deln und Wirtschaften.

Es ist ein düs­te­res Bild, das „Brea­king Boun­da­ries“ zeich­net. Sehr düs­ter. Hoff­nung? Nun ja. Wir müs­sen rasend schnell han­deln, um den frei­en Fall zu stop­pen. In der Hoff­nung, dass kei­ne fina­len Kipp­punk­te ein­tre­ten. Wir ver­ste­hen, war­um wir die­se nie errei­chen dür­fen. Sonst droht eine Umwelt wie bei dem apo­ka­lyp­ti­schen Klas­si­ker „Mad Max“.

Kipp­punk­te und Grenzen

Kipp­punk­te sind Schwel­len, bei denen die Domi­no-Stei­nen rei­hen­wei­se fal­len. Etwa bei der Eis­schmel­ze der Pole. Schmilzt der vie­le Kilo­me­ter dicke Eis­schild bis hin­un­ter in tie­fe­re Lagen, dann sind die Tem­pe­ra­tu­ren dort so hoch, dass das Eis immer noch schnel­ler schmel­zen wird. Es ent­steht ein Teufelskreis.

Die pla­ne­ta­ren Grenzen

Pla­ne­ta­re Gren­zen sind Kli­ma und Tem­pe­ra­tur, die Ver­tei­lung der Öko­sys­te­me auf unse­rer Erde. Es ist die Arten­viel­falt, die Was­ser­kreis­läu­fe; die Nähr­stoff­kreis­läu­fe wie die der Phos­pha­te und der Nitra­te; und schließ­lich der Säu­re­ge­halt unse­rer Mee­re. Bei drei von sechs Gren­zen sind wir bereits im Hoch­ri­si­ko­be­reich. Wir befin­den uns im frei­en Fall. Der Fall gleicht der Ursa­che, dem stän­di­gen Wachs­tum: grö­ßer, immer schnel­ler und weiter.

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Wo wir Gren­zen über­schrei­ten — und wo (noch) nicht

Der hoch ange­se­he­ne Wis­sen­schaft­ler Rock­ström, Lei­ter des Pots­dam-Insti­tut für Kli­ma­fol­gen­for­schung (PIK) und der all­seits ver­ehr­te David Atten­bo­rough haben viel zu zei­gen und zu erklä­ren. Zuviel Phos­phat und Nitrat über­dün­gen (gelb) und zer­stö­ren die Boden­frucht­bar­keit, aber auch die Gesund­heit von Seen, Flüs­sen und Mee­ren. Den­ken wir bei­spiels­wei­se an die „Toten Zonen“, wie jetzt gera­de beim “Mee­res­rotz” im Mar­ma­ra-Meer oder in der Ost­see.

Wie die Ampeln stehen

Was­ser­kreis­läu­fe sind glo­bal noch grün – somit intakt und inner­halb der glo­ba­len Gren­zen. In Risi­ko­ge­bie­ten sind aber auch sie bereits weit im gel­ben Bereich. Mit Trink­was­ser­knapp­heit und Dür­ren inklu­si­ve der Aus­brei­tung von ari­den Zonen und Wüsten.

Für die Kli­ma­er­hit­zung haben wir gelb über­fah­ren und sind teil­wei­se bereits auch schon Rot. Wir sind in Hoch­ri­si­ko­be­rei­che ein­ge­tre­ten, in denen wir immer näher an Kipp­punk­te herankommen.

Gelb-Rot“ gilt eben­so für die Zer­stö­rung von Öko­sys­te­men. Ob der (Ama­zo­nas-) Regen­wald über­le­ben wird, ist nicht mehr sicher. Er wird immer schnel­ler abge­holzt für Vieh­wei­den und Vieh­fut­ter für den glo­ba­len Fleisch­ver­zehr. Wird das Ama­zo­nas­ge­biet in Zukunft zur Savan­ne, weil der Wald zu klein und seg­men­tiert ist? Die Koral­len­rif­fe sind mas­siv vor­ge­schä­digt und bei einer Kli­ma­er­hit­zung von zwei Grad mit größ­ter Wahr­schein­lich­keit voll­stän­dig verloren.

Wir ver­nich­ten Arten in unge­ahn­ter Geschwin­dig­keit © Netflix

Arten ver­nich­ten wir in einer Geschwin­dig­keit, ver­gleich­bar mit den gro­ßen Aus­ster­be­wel­len, indu­ziert etwa durch über­re­gio­nal und glo­bal wirk­sa­me Vul­kan­aus­brü­che oder Meteo­ri­ten­ein­schlä­ge. Wir befin­den uns im blut­ro­ten Bereich. Unter ande­rem wegen des absur­den Argu­men­tes nur mit Inten­siv-Land­wirt­schaft und Mono­kul­tu­ren die Ernäh­rungs­si­cher­heit für die Mensch­heit zu erhal­ten. Das Gegen­teil ist rich­tig, denn durch den Arten­schwund steht heu­te die Ernäh­rungs­si­cher­heit in Gefahr!

Nicht ver­ges­sen dür­fen wir zudem die men­schen­ge­mach­ten, lebens­be­dro­hen­den Schad­stof­fe unse­res linea­ren, res­sour­cen­in­ten­si­ven Wirt­schaf­tens wie Atom­müll, Schwer­me­tal­le, (Mikro-)Plastik und auch die Luft­schad­stof­fe. Johan Rock­ström ist sich nicht sicher, ob die­se Schad­stoff­be­las­tun­gen nicht auch als pla­ne­ta­re Gren­ze gel­ten müsste.

Was wir für die Hoff­nung tun müssen

Eigent­lich weiß ja auch der Gedan­ken­lo­ses­te, was wir tun und las­sen müs­sen, damit wir „sta­bil“ und gesund blei­ben. Ener­gie spa­ren und gewin­nen aus Son­ne und Wind, über­all und dezen­tral. Nie wie­der Wär­me oder Ener­gie aus fos­si­len Brenn­stof­fen. Wäl­der erhal­ten, Feucht­ge­bie­te, allen vor­an Moo­re wie­der­vernäs­sen. Bäu­me pflan­zen, um in vie­len Jahr­zehn­ten alte sta­bi­le Wäl­der zu haben. Es sind gute und güns­ti­ge Koh­len­stoff­spei­cher, auch noch für unse­re Kin­der und Kindeskinder.

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Die­se hoch­wirk­sa­men Anstren­gun­gen zah­len auf meh­re­re der pla­ne­ta­ren Gren­zen ein. Wir kön­nen mit der Mobi­li­sie­rung jeder/s Ein­zel­nen hin zur Selbst­wirk­sam­keit viel erreichen.

Hoff­nung Ozonschicht

Mit einem letz­ten Bei­spiel gelingt es David und Johan gro­ße Hoff­nung zu schaf­fen. Bei der Ozon­schicht waren wir mal im tief roten Bereich. Hier hat es die Mensch­heit in weni­gen Jah­ren durch glo­bal wirk­sa­me Ent­schei­dun­gen und Anstren­gun­gen — inklu­si­ve kon­se­quen­ter Ver­bo­te der Schad­stof­fe — geschafft, die für uns über­le­bens­wich­ti­ge Ozon­schicht zu ret­ten. Heu­te sind wir hier im grü­nen Bereich.

Wir haben noch die­ses Jahr­zehnt, um im bes­ten Sin­ne ego­is­tisch unser Leben und Wirt­schaf­ten in die pla­ne­ta­ren Gren­zen ein­zu­pas­sen. Damit wir der gan­zen Mensch­heit ein Über­le­ben, ja ein „Gutes Leben“ ermög­li­chen. Und, wie Johan Rock­ström und David Atten­bo­rough zei­gen, unse­ren Pla­ne­ten als unser „per­fekt home“ erhalten.

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Im Studium der Biologie und Neurophysiologie und im Aufbaustudium Umweltschutztechnik suchte ich Antworten auf die Fragen „Wieso, weshalb, warum?“ und „Was kann ich tun?“. So ist das immer noch. Warum fliegt ein Vogel, wie taucht ein Fisch, was erzählt die Vegetation über die Landschaftsgeschichte und warum fällt es dem Menschen so schwer, sich anzupassen und positiv zu ändern? Reicht es, technisch effizienter zu arbeiten oder sind wir schlicht auf einem falschen Pfad? Welche Wege wären besser? Was ist zu tun, um unsere Lebensräume und unsere Mitwelt zu erhalten und was ist „nachhaltiges Wirtschaften“ und „Gutes Leben für alle“? All diesen Fragen gehe ich auf den Grund und entwickle mit Kolleg:innen und Partner:innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Unternehmen Transformationspfade und suche nach guten Beispielen für eine Zukunft in positiver Resonanz mit Mitwelt und Mitmenschen. Erfahrungen gesammelt habe ich in einem eigenen Start-Up, in der Naturschutz-Verwaltung, mit der EU in Lettland direkt nach der politischen Öffnung und als WWF-Leiter Meere&Küsten, als Direktor des globalen WWF Fischereiprogrammes und jetzt als Leiter Innovation, Sciences &Technologies.

Kommentare (1)

  • Ein weiterer Film über Sachen die man eigentlich doch längst weiß,die nichts neues sind und auch keine neuen Erkenntnisse lieferen.Das würde auch zu sehr aufregen.
    Wenn wir uns selbst und die Erde noch retten wollen,bringt nur eine radikale Abwendung von all dem was jetzt ist und dasjenige was uns in diese Situation gebracht hat.
    Doch Angst hindert uns daran. Nicht Angst vor dem Neuen,sondern Angst davor, dass Alte, das Gewohnte zu verlieren.
    Abgesehen davon,hat Mutter Erde schon zig tausende Zivilisationen überlebt und beheimatet,wie überkandidelt muß man da sein,zu glauben,dass ausgerechnet unsere Zivilisation diejenige ist,die alles vernichten wird? Selbst wenn ganze Völker verschwinden oder auch Tier,- und Insektenarten,so kommen doch auch stetig neue Lebensarten dazu.Bei den kleineren Arten scheint sich ein Wandel schneller zu vollziehen.Je nach Gebrauch und Umständen sterben Arten aus und entstehen wieder neu.Wie die Wolken am Himmel.

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