Die brasilianische Regierung versucht indigene Aktivisten mit absurden Behauptungen einzuschüchtern – um vom eigenen Versagen abzulenken.
Wir sind empört über die Einschüchterungen gegenüber Sônia Guajajara, eine der leitenden Koordinatorinnen der Vereinigung der indigenen Völker Brasiliens (APIB). Sie wurde zur Zielscheibe einer von der Bundespolizei eröffneten Untersuchung.
Anlass ist die aufsehenerregende Webserie “Maracá — Indigener Notfall”. In acht Folgen wird gezeigt, wie die indigene Bewegung versucht die Corona-Pandemie zu bekämpfen. Sônia Guajajara wird nun vorgeworfen die Zahlen der von COVID-19 betroffenen Indigenen zu fälschen. Dadurch werde das Image Brasiliens geschädigt. Der indigene Anführer Almir Suruí ist ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt.
Zum Glück hat jetzt ein Gericht in Brasilia das Verfahren gestoppt. Das ist ein Zwischenerfolg. Aber selbst wenn dieses Verfahren eingestellt wird, werden Angriffe auf Indigene, deren Organisationen oder Anführer nicht aufhören. Die Attacken zeigen das autoritäre Gesicht der Regierung Bolsonaro. Unabhängige Stimmen, die auf Probleme hinweisen, werden nicht geduldet. Schon gar nicht bezüglich der Pandemie, die bereits mehr als 400.000 Brasilianer das Leben gekostet hat.
Längst nicht der einzige Angriff
Nicht zum ersten Mal wird mit den Untersuchungen der Polizei direkt die Meinungsfreiheit angegriffen: Forscher, Journalisten und Umweltaktivisten, wie der Koordinator der Klimabeobachtungsstelle, Márcio Astrini, wurden bereits unter zweifelhaften Gründen zu Aussagen vorgeladen.
Dieser klare Angriff auf die brasilianische Demokratie muss ein Ende haben. Jetzt haben mehr als 1000 zivilgesellschaftliche Organisationen die andauernden Versuche der Regierung Bolsonaro verurteilt, die indigenen Organisation und ihre Führer einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.
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Es ist bezeichnend, dass die Untersuchung viele Monate nach der Veröffentlichung der Web-Serie eingeleitet wurde. Sie kommt einem Zeitpunkt, an dem sich die Regierung mit einer parlamentarischen Untersuchungskommission auseinandersetzen muss. Dort werden Handlungen und Unterlassungen im Umgang mit der Pandemie und dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems im Bundesstaat Amazonas unter die Lupe genommen. Da kommt der Regierung jede Ablenkung von eigenen Versäumnissen recht.
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Um es nochmal deutlich zu sagen: Für uns vom WWF sind Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit nicht verhandelbar. Wir alle stehen solidarisch zu Sônia Guajajara, einer unverzichtbaren Führungspersönlichkeit der gesamten Indigenen-Bewegung.
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