Ban­ken­ra­ting 2021: Mehr Tempo!

Banken haben Nachhaltigkeit inzwischen auf dem Schirm, das Tempo des Wandels ist aber zu langsam © imago images / Jan Huebner

Wir haben wie­der genau hin­ge­schaut, ob und wie die gro­ßen deut­schen Ban­ken Nach­hal­tig­keit in Stra­te­gien, Pro­zes­se und Pro­duk­te inte­grie­ren. Seit unse­rem letz­ten Rating hat sich Eini­ges getan. Aber reicht das?

Die Kli­ma­kri­se ist 2021 für jeden erkenn­bar. Immer deut­li­cher wer­den die Aus­wir­kun­gen auf unse­re Lebens­grund­la­gen. Die Fort­schrit­te der Ban­ken in punk­to Nach­hal­tig­keit müs­sen sich des­halb an der Fra­ge mes­sen las­sen, ob das Erfor­der­li­che getan wird, um den Kli­ma­wan­del und das Arten­ster­ben zu stoppen.

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Auf Basis der Ergeb­nis­se unse­res Ban­ken­ra­tings 2021 müs­sen wir die Fra­ge lei­der ein­deu­tig mit „Nein“ ant­wor­ten. Noch wer­den Umwelt- und Kli­maaspek­te längst nicht von allen Ban­ken sys­te­ma­tisch in Kre­dit- und Anla­ge­ent­schei­dun­gen inte­griert. Immer noch wer­den beson­ders kli­ma­schäd­li­che Bran­chen, Unter­neh­men und Pro­jek­te nicht kon­se­quent zur Trans­for­ma­ti­on ange­hal­ten oder von der Finan­zie­rung aus­ge­schlos­sen. Ban­ken set­zen ihren Kund:innen zudem nicht genug Anrei­ze, um in „grü­ne“ Anla­ge­pro­duk­te anzu­le­gen oder durch inno­va­ti­ve Finan­zie­rungs­pro­duk­te in Umwelt- und Kli­ma­schutz zu inves­tie­ren. Inso­fern fällt das Fazit des Ban­ken­ra­tings gemischt aus.

Die Rich­tung stimmt, das Tem­po nicht

Die meis­ten Ban­ken erreich­ten im Bereich Umwelt und Kli­ma eine mitt­le­re Kate­go­rie. Damit haben wir kei­ne Nach­züg­ler mehr unter den ana­ly­sier­ten Ban­ken, was bei der Ana­ly­se 2020 der Fall war.

Vie­le Mit­tel­feld, kei­ne Spit­ze: Ergeb­nis­se WWF Ban­ken­ra­ting © WWF

Wir haben aber wei­ter­hin kei­ne ein­zi­ge visio­nä­re Bank. Eine visio­nä­re Bank ver­folgt eine per se nach­hal­ti­ge Unter­neh­mens­stra­te­gie und hat damit einen län­ger­fris­ti­gen, gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Zeit­ho­ri­zont im Blick. Ihre Finanz­flüs­se lenkt sie zu nach­hal­ti­gen Akti­vi­tä­ten und för­dert die Tran­si­ti­on von Wirt­schaft und Gesell­schaft aktiv. Dazu hat sie das Ziel, den Anstieg der glo­ba­len Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur auf 1,5 Grad Cel­si­us zu begren­zen, umfas­send in ihre Stra­te­gie und in alle Kern­ge­schäfts­pro­zes­se inte­griert. Zudem ist sie bemüht, das Ver­hal­ten ihrer Kun­den so zu beein­flus­sen, dass die­se nach­hal­ti­ger agieren.

Wie gesagt: Die­se Bank gibt es nicht.

Ernüch­ternd: Ban­ken und Biodiversität

Wir haben die­ses Mal auch ana­ly­siert wel­che Ban­ken den Schutz von Bio­di­ver­si­tät in ihren Stra­te­gien, Pro­zes­sen und Pro­duk­ten ver­an­kert haben. Die Ergeb­nis­se fal­len lei­der sehr ernüch­ternd aus. Bis­lang haben sich die ana­ly­sier­ten Ban­ken kaum stra­te­gisch und metho­disch mit der Aus­wir­kung ihrer Kre­di­te und Invest­ments auf die Bio­di­ver­si­tät beschäftigt.

Gro­ßer Ver­bes­se­rungs­be­darf bei der Bio­di­ver­si­tät © WWF

Im inter­na­tio­na­len Ver­gleich sind die bewer­te­ten deut­schen Ban­ken sehr zurück­hal­tend im Umgang mit bio­di­ver­si­täts­be­zo­ge­nen Risi­ken. Sie sind, wenn über­haupt, nur an weni­gen natio­na­len und inter­na­tio­na­len Initia­ti­ven betei­ligt, die begon­nen haben die Wir­kung von Kre­di­ten und Anla­gen auf die Bio­di­ver­si­tät zu messen.

Auch im Bereich Bio­di­ver­si­tät haben wir kei­ne Vor­rei­ter-Ban­ken. Das Mit­tel­feld bele­gen nur fünf Ban­ken. Die rest­li­chen sind unter den Nachzüglern.

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Ins­ge­samt fehlt den Ban­ken noch weit­ge­hend das Bewusst­sein für die Risi­ken, die mit dem Arten­ster­ben und der Ein­schrän­kung der Öko­sys­tem­leis­tun­gen ver­bun­den sind. Auch und gera­de für ihr Geschäfts­mo­dell. Hier ist daher ein umfas­sen­des Umden­ken erforderlich.

Was die Ban­ken jetzt machen müssen

Als Ergeb­nis unse­rer Ana­ly­se haben wir her­aus­ge­ar­bei­tet, was die Ban­ken jetzt ange­hen müs­sen, natür­lich in unter­schied­li­cher Intensität.

Wir wer­den unse­ren Dia­log mit den Ban­ken auch in den kom­men­den Jah­ren fort­set­zen. Hof­fent­lich führt unser Rating und der Aus­tausch mit den Ban­ken zu mehr Akti­vi­tät — für den Kli­ma­schutz und Schutz von Biodiversität.

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Ich bin Ökomonin und setze mich im Bereich Sustainable Finance beim WWF dafür ein, dass das Finanzsystem nachhaltiger wird. Nach dem Studium arbeitete ich für rund acht Jahre als Finanzanalystin bei der DZ Bank (Deutsche Zentralgenossenschaftsbank) in Frankfurt. Danach folgten Tätigkeiten im Solarsektor und im Bereich „Public Private Partnerships“.

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