Die französische COP — Präsidentschaft bleibt ihrem straffen Zeitmanagement treu: Heute legte sie einen neuen Entwurf für ein Weltklimaabkommen vor, das die Grundlage für allerletzte Verhandlungen werden soll. Für Freitag ist der Abschluss geplant. Inhaltlich sind wir jedoch noch nicht am Ende: Die entscheidenden Weichen sind auch mit dieser Textfassung nicht gestellt. Die gute ist gleichzeitig auch die schlechte Nachricht: Derzeit sind Optionen in alle Richtungen im Text enthalten.
Weniger Leerstellen im Abschlussentwurf der COP
Auf den jetzt 29 Seiten des Entwurfs konnten die Leerstellen deutlich reduziert werden, aber die wichtigsten Fragen sind nach wie vor ungelöst. Die Delegierten werden Nerven wie Drahtseile brauchen, um in einer Nachtsitzung auf der Zielgraden die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Zu diesen Punkten gehören aus unserer Sicht die Klimaschutzfinanzierung, die Frage des Umgangs mit der unterschiedlichen Verantwortung für den Klimawandel und wie häufig die Klimaziele einer erneuten Überprüfung unterzogen werden.
Will die COP 15 Jahre verschenken?
Bei Letzterem wird beispielsweise darüber gestritten, ob schon vor oder erst nach Inkrafttreten des Vertrags im Jahr 2020 überprüft wird, in wie weit die Staaten mit ihren nationalen Klimaschutzplänen auf Kurs sind. Sie müssen dann stets weiter verschärft werden. Legt man sich erst ab 2020 auf weitere Klimaschutzziele fest, verschenken wir wertvolle Zeit – bis zu 15 Jahre! Die Welt wird auf einen klimaschädlichen Entwicklungspfad katapultiert, der zu einer Erderwärmung von rund drei Grad führt.
Offen bleibt bislang auch, ob die Erderwärmung auf “unter 2 Grad”, “deutlich unter 2 Grad” oder “unter 1,5 Grad” begrenzt werden soll.

Was dem WWF wichtig ist
Sehr wichtig ist für den WWF, dass ein zukünftiges Abkommen den Weg zu einem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas vorzeichnet, um Regierungen und auch Investoren die notwendige Orientierung zu geben. Damit genügend Gelder für Klimafinanzierung zur Verfügung stehen, müssen Finanzströme in großem Umfang umgeleitet werden — und das wird ohne ein Zeichen aus Paris nicht geschehen.
Was die Sichtbarkeit der Nichtregierungsorganisationen auf der COP angeht, ist in Woche zwei deutlich mehr los, als zu Beginn. Die Anwesenheit der zahlreichen Staats- und Regierungsschefs hatte zur Folge, dass Protestaktionen verboten worden waren. Das wurde jetzt nachgeholt: So baute Greenpeace einen riesigen Eisbären auf, das Wappentier des Klimawandels schlechthin. Hunderte von Protestlern forderten in einer anderen Aktion lautstark, dass die Verhandler sich für ein starkes Abkommen einsetzen.
Je nach Zugehörigkeit zu den vielen anwesenden Klimaschutzorganisationen hatte jeder seinen eigenen Schwerpunkt: Klimagerechtigkeit, Unterstützung für arme und besonders vom Klimawandel betroffene Länder, Divestment (also ein Stopp von Investitionen in Kohle, Öl und Gas verbunden mit der Forderung, dass große Investoren ihre Gelder aus diesen Geschäftsfeldern abziehen), ein Ende der Subventionen für fossile Energien – die Schilder waren vielfältig und zahlreich.
Hoffen wir, dass die Botschaften ihren Weg zu den Delegierten gefunden haben.
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