Der Frühling ist bereits in vollem Gange. Auf einen sehr milden Winter folgte ein sehr früher, trockener Frühling. Für die Insekten und hier vor allem für die Bienen ist es überlebenswichtig, dass sie nach der Winterstarre schon früh im Jahr Nahrung finden können. Nach der Obstblüte müssen sie dann alternativ auf Blühstreifen und Blumenwiesen ihre Nahrung finden.
Ich bin in einem Dorf am Niederrhein aufgewachsen. Unser Reihenhäuschen stand gleich am Feld wo wechselweise Weizen oder Zuckerrüben konventionell angebaut wurden. Einige wenige Feldlerchen waren zu hören, Schmetterlinge und Bienen waren rar. Ich war letztes Jahr noch einmal dort. Und mir fiel auf, dass es keine Säume an Gräben gibt für Amphibien. Keine Hecken oder Gehölze für Heckenvögel und Insekten, keine Drilllücken oder Blühstreifen im Getreide für Ackerwildkräuter und Bienen. Wenn keine Nahrung und Lebensräume da sind, fehlen auch die für die Landschaft typischen Tiere und Pflanzen…
Wie ein Modellprojekt klingt: Ein Konzert von Vögeln und Insekten
Ganz anders auf Gut Dalwitz in Mecklenburg-Vorpommern, wo ich einige Zeit zuvor gewesen bin. Ein Konzert von Vogelstimmen war auf dem ganzen Betrieb zu hören, Feldlerchen, Goldammern, Wiesenpieper. Und überall Schmetterlinge und Bienen. Ich arbeite seit gut einem Jahr in dem WWF-Modellprojekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“.
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In „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ setzen wir auf über 70 landwirtschaftlichen Bio-Betrieben auf einer Fläche von umgerechnet 55.000 Fußballfeldern mit den Bio-Landwirten Maßnahmen um, die auch Insekten und vor allem Bienen Nahrung und Unterschlupf bieten. Zum Beispiel sollen Ackerwildkräuter im Getreide wieder eine Chance bekommen und in Drilllücken oder auch Lerchenfenstern aufblühen. Hier spart der Landwirt auf dem Acker einige Reihen aus und auf der „freien“ Fläche können Untersaaten wie Rotklee und auch Ackerwildkräuter wie die Kornblume blühen (wie hier auf dem Foto zu sehen ist, Gut Barz in der Nähe von Rostock). Vor allem die Feldlerche hält sich sehr gerne hier auf, startet hier ihren Singflug und sucht nach Insekten.
Blühstreifen für den guten Apfelsaft

Seit dem letzten Herbst setzt einer der größten Apfelsaftproduzenten in Deutschland im Rahmen unseres Projektes auf seinen Plantagen bei Rostock Maßnahmen um, die zum Ziel haben den Insekten und Bienen in der Landwirtschaft Nahrung und Lebensraum zu bieten. Auf der über 135 Hektar großen Betriebsfläche wurden von der Sonnländer Bio Obst GmbH Blühstreifen, blütenreiche Säume und Blumenwiesen zum Beispiel an Außengrenzen und Hecken angelegt. Sie werden nur bei Bedarf und sparsam gepflegt. Neben einjährigen werden auch mehrjährige Blühmischungen verwendet, um Vielfalt und Dauer des Blütenangebots zu erhöhen. Trockene, nur locker mit Bäumen bestandene Flächen sind vor allem für im Boden nistende Wildbienen geeignet, auch hier wurden auf Streifen spezielle Saatmischungen ausgebracht.

Warum ich Fan von Bio bin
Neben Tieren und Pflanzen in unserer heimischen Landschaft begeistern mich auch Bio-Lebensmittel. Eier, bei denen ich weiß: Die Hennen können im Freien scharren und haben genug Platz auf der Stange. Bratwurst, bei der ich weiß: Das Schwein hatte genug Platz im Stall. Und beides kommt in unserem Projekt zusammen. Die Bio-Betriebe, die Naturschutz leisten, liefern ihre Produkte an EDEKA, bekommen unser Projektlogo und einen Aufpreis von EDEKA. Eine runde Sache für Nutztiere und Wildtiere.
Naturschutz im Regal
Der Bio-Apfelsaft von Sonnländer ist jetzt eins dieser Produkte. Er steht seit April 2020 in den Supermarktregalen. In ganz Deutschland ist der Saft bei EDEKA erhältlich. Auf einen bienenreichen Frühling!
Liebe Aktive,
vielen Dank für das intensive und ausdauernde Engagement in allen möglichen Bereichen des Naturschutzes!
Es ist großartig und notwendig gerade im Bereich der Landwirtschaft und des Handels aktiv zu sein und zu bleiben.
Auch ich unterstütze seit Langem nicht nur ein Projekt des WWF sondern achte auch bei Einkäufen auf Bioqualität und andere Kriterien wie beispielsweise Plastikreduktion. Leider kaufe ich bisher ausgesprochen ungern bei Edeka (zumindest bei dem Geschäft in unserer Nähe) weil sich die Biowaren dort sehr unübersichtlich zwischen den konventionellen Produkten “verstecken” und auch nicht gut sichtbar gekennzeichnet werden — so beispielsweise in der Kühl-Abteilung. Auch bietet dieser Edeka bisher weder Bio-Fleisch noch Bio-Aufschnitt noch Bio-Käse im Frischesortiment an. (Es mag sein, dass vielleicht der Inhaber dieses Geschäftes sich weniger stark engagiert als andere, das kann ich natürlich nicht beurteilen.)
Daher an dieser Stelle die Anregung auch mit dem Handel noch weitere Schritte zu gehen, um mehr Menschen mit dem Anliegen “ökologischer handeln” zu erreichen und dieses den Kunden dann auch zu erleichtern!
Als Anregung: Der Real in unserer Nähe hat jeweils an einem Ende jeder Regalzeile einen mit großen Schildern gekennzeichneten Bereich für die zum Regalbereich passenden Bioprodukte, in dem sich dann auch Bioprodukte mit unterschiedlichen Siegeln oder Verpackungen direkt miteinander vergleichen lassen. So finde ich immer schnell und problemlos die Produkte in Bioqualität und kann dort vergleichen und ggf. nach weiteren Kriterien meine Kaufentscheidung treffen und auch der Weg zu den konventionellen Produkten der gleichen “Kategorie” ist nicht weit.
Mit besten Grüßen,
Ein großes Dankeschön an den WWF, dass es ihn gibt. Es war eines meiner ersten Tätigkeiten, als ich mein erstes Geld verdiente, Mitglied beim WWF zu werden. Selber bewirtschafte ich ein 1.600 m² großes Gartengründstück in einer Fastwildnis und produziere vorwiegend Äpfel und süße Sauerkirschen. Höchstwahrscheinlich werde ich ebenfalls ein größeres Projekt des WWF betreuen wollen, wenn der WDR seine Schulden bei mir bezahlt. Mit ebenso besten Grüßen